Chatsucht / chatsüchtig
Ich habe Angst um meine Freundin, seit einem Jahr ist sie total verändert. Sie ist nun 40 Jahre alt und verlässt ihre Wohnung nur noch um auf Arbeit zu gehen. Nach der Arbeit rennt sie so schnell es geht nach hause um an ihren PC zu kommen und selbst in der Arbeit muss sie immer wieder ihre Mails checken, da sie auf Nachrichten von Chat Bekanntschaften wartet. Langsam ist es eine richtige Sucht, man kann mit ihr nichts mehr unternehmen und auch sonst kann man sich kaum mehr mit ihr Unterhalten. Sie hat sich eine virtuelle Welt mit virtuellen Bekannten geschaffen und alles andere ist ihr egal.
Wo kann man Hilfe bekommen, damit man sie wieder ins wahre Leben zurückholen kann?
Das ist wie bei jeder anderen Sucht auch. Deine Bekannte muss erst einmal selber einsehen, dass es zu einem Problem geworden ist und da heißt es, ihr das zu zeigen und zu sagen. Wenn sie nicht selber einsieht, dass es ein Problem ist, dass sie das reale Leben gegen die virtuelle Welt eingetauscht hat, wird keiner ihr helfen können.
Wenn sie das dann eingesehen hat und selber Hilfe will, kannst du mit ihr zusammen einen Psychologen aussuchen. Vielleicht möchte sie sogar, dass du sie dann begleitest.
Sei erst mal für sie da. Wenn es schlimmer wird, dann stelle sie vor die Wahl. Deine Freundschaft oder der Chat. Vielleicht wird sie dann wach. Aber wie bei allen Suchten muss man meist erst richtig tief fallen um dann wieder nach oben kommen zu können.
Dieses eigentlich schon recht bekanntliche Problem konnte ich auch bei meiner Oma beobachten. Ja, ich weiß, es klingt vielleicht komisch, aber ist wirklich so.
Alles begann, als wir zu Hause Internet bekamen (2002) und sie auf uns am Wochenende aufpasste, nachts. Eigentlich war es am Anfang recht lustig, wir (ich war 11) suchten uns ein Chat aus und begannen einfach mit Menschen zu quatschen und die zu veraschen. Wir erfanden eine Geschichte und erzählten es ihnen, es war immer sehr lustig eigentlich Ich ging dann spätestens um 11Uhr ins Bett und sie konnte dann nach ein Paar Wochen nicht mehr aufhören, ich wachte um 7Uhr morgens auf und sie war immer noch on!
Es dauerte nicht lange und auch sie machte ein Vertrag bei ihr zu Hause und schaffte sich ein Computer an. Alle dachten sich eigentlich nichts dabei, weil sie eben nicht wussten, dass sie so lange on bleibt. Als sie dann aber wirklich nichts mit der Familie unternehmen wollte und sogar erfand, dass sie sich schlecht fühle, um bloß nicht rauszugehen und chatten zu können, merkten wir alle, dass es nicht mehr normal war.
Einmal war ich bei ihr zu Hause und ein Typ rief an, sie hatte wieder ne fantastische Geschichte erzählt und der Typ hatte sich in sie verliebt, nun hatte sie aber keine Lust mehr zu lügen und ich musste rangehen und ihm sagen, meine "Mutter" also sie in dieser Geschichte, sei gestorben. Dann begann sie nach einer Zeit die Wahrheit zu erzählen und verliebte sich auch und reiste zu ihm, etc. Das sahen wir eigentlich alles als recht positiv.
Irgendwie hat sie es dann auch von ganz alleine geschafft, nicht mehr so viel am PC zu hängen. Nun ist sie gestorben und ich vermisse es, sie bei MSN on zu sehen.
Ich denke, dass das auch nur eine vorübergehende Phase sein kann, in der ihr die Internetwelt so wichtig ist. Das muss ja nicht gleich eine Sucht sein. Hat sie denn in letzter Zeit in der Realität Probleme gehabt und könnte es sein, dass sie aufgrund dessen in die Netzwelt geflüchtet ist?
Wenn du ihr helfen willst, muss sie dich aber erst mal richtig an sich ranlassen. Dafür wäre es wichtig, dass du nicht gleich schimpfst, wenn sie am PC sitzt, sondern dich mit ihr zusammen darüber unterhältst und beispielsweise dich für ihre Chat-Bekanntschaften interessierst.
Falls ihr wirklich zu eurem Entschluss kommt, dass sie süchtig ist und sie ihren Konsum alleine auch nicht reduzieren kann,, solltet ihr zu einer Suchtberatungsstelle gehen. Onlinesucht ist heutzutage schon ein bisschen bekannter und man kann euch da sicher gut helfen.
Die Situation ist sehr schwierig, da es durchaus auch Menschen gibt, die eine Online-Sucht entwickeln. Diese Sucht mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen, greift aber stark in das Leben des Betroffenen ein und kann damit zu einer ebenso ernstzunehmenden Gefahr werden wie andere Süchte auch. Das Verhalten deiner Freundin finde ich absolut bedenklich.
Menschen, die eine Online-Sucht haben, sind oftmals bestrebt, das Internet so weitgehend wie möglich in ihr Leben zu integrieren. Teilweise ist das so extrem, dass das eigene, reale Leben zur Nebensache wird und das Internet im Vordergrund steht. Manche Leute spielen exzessiv, während andere Personen, so wie deine Freundin, ständig nur am Chatten sind und jeden freien Moment für diese Sucht opfern.
Dass deine Freundin nicht mehr rausgeht und nur noch bestrebt ist, ständig vor der Kiste zu hocken, ist definitiv nicht normal. Ich finde es auch absolut krank, wenn jemand so viel chattet, dass er die reale Welt vergisst und sogar die fremden Leute aus dem Internet schon als Freunde bezeichnet. Ein ehemaliger Kommilitone von mir hat zu der Zeit, als er noch bei uns studiert hat, täglich viele Stunden vor dem PC verbracht und dort ein Rollenspiel gespielt. Er war der Meinung, dass die fremden Leute, mit denen er in der virtuellen Welt spielt, seine Freunde sind und hat sich von den anderen Leuten in seiner WG und in seinem Studium immer weiter zurückgezogen.
Wenn der Betroffene selbst nichts an seiner Situation ändern will, wird es schwer sein, demjenigen zu helfen. Deine Freundin muss selbst erkennen, dass ihr Leben in dieser Weise ziemlich wenig Perspektiven bietet und dass sie ein ernstzunehmendes Problem entwickelt hat.
Du kannst deiner Freundin zwar einige Hilfen mit auf den Weg geben, allerdings sind diese nur hilfreich, wenn sie selbst auch den Wunsch hat, etwas an ihrer Situation zu ändern. Grundsätzlich wäre es gut, wenn sie ihren Lebensmittelpunkt wieder vermehrt auf die reale Welt konzentrieren würde. Sage deiner Freundin, dass du sie vermisst und sie sich immer stärker aus dem normalen Leben zurückzieht. Vielleicht ist deiner Freundin noch gar nicht so richtig bewusst, dass sie ein Problem entwickelt oder bereits entwickelt hat. Toll wäre es, wenn sie wieder mehr mit dir unternehmen würde oder sich auch mit anderen Menschen aus ihrem Umfeld treffen würde, Ich finde es erschreckend, wenn jemand diese virtuelle Welt und die virtuellen Bekannten den echten Freunden und Bekannten vorzieht und dafür gemeinsame Unternehmungen und Hobbys vernachlässigt.
Es gibt Therapeuten und Beratungsstellen, die sich auch mit dem Thema Online-Sucht befassen. Vielleicht kannst du für deine Freundin eine geeignete Adresse heraussuchen und ihr geben, falls du den Eindruck hast, dass sie ernsthaft darüber nachdenken würde.
Ich finde es heftig, dass sie als erwachsener Mensch von 40 Jahren so extrem in diese Sucht hineinrutscht. So ein Verhalten kenne ich eher von jüngeren Menschen.
Ich finde das jetzt nicht so bedenklich wie meine Vorschreiber, weil auch wenn immer wieder der Unterschied gezogen wird zwischen "realem Leben" und "Internet", gehört beides doch ein Stück weit zusammen.
Meine "beste" Freundin kenne ich auch ausschließlich über das Internet, telefoniere fast täglich 2-3 Stunden mit ihr, chatte mit ihr über ICQ und zocke sogar in einer Spiele-Community mit ihr. Auch mit einigen anderen Menschen die ich im Internet kennen gelernt habe, halte ich einen regen, telefonischen wie auch schriftlichen Kontakt. Ich mache keine falschen Angaben, ich erzähle das von mir, was der Wahrheit entspricht, gehe davon aus, dass die wenigen Menschen mit denen ich viel zu tun habe dies auch tun. Einen guten Freund aus dem Internet habe ich auch live getroffen mehrmals und wir haben uns wirklich genauso bombig verstanden wie in dem Chatroom wo wir uns kennen gelernt haben (freundschaftlich).
Meine Frage ist eher, wo fängt denn Sucht an und was ist normal? Chatten ist doch auch nichts anderes, als wenn man in ein Kaffee geht und Smalltalk etc. mit Leuten hält (nur das der Augenkontakt eben vorhanden ist).
Es kommt natürlich darauf an. Das kann ja eine Phase sein oder eben eine Sucht. Wenn es eine Sucht ist, solltest du ihr schon sagen, dass es so nicht weiter geht, aber auch, dass du für sie da bist und hinter ihr stehst. Sie muss aber alleine nach der Hilfe suchen und sich in einer Beratungsstelle melden. Wenn du sie dazu zwingst, wird sich nichts ändern. Es muss von ihr kommen. So eine Sucht ist nicht zu unterschätzen und sollte Ernst genommen werden.
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