Unnatürlich, wenn Geschwister immer ein Herz und eine Seele?

Ich habe gerade einen interessanten Artikel gelesen, der behauptet, dass Geschwisterkinder im Durchschnitt 30 % ihrer Zeit streiten, und das sei gut so. Es zeige, dass sie sich in einem geborgenen Rahmen bewegen und ihre sozialen Kompetenzen ohne Angst austesten können. Wenn die Elternbeziehung unharmonisch sei, würden die Kinder wesentlich seltener streiten. Es sei unnatürlich, wenn Geschwister immer ein Herz und eine Seele seien.

Das beruhigt mich, denn meine Kinder haben oft gestritten. Andererseits glaube ich die Behauptung nicht so ganz. Denn meine Freundin führt eine sehr harmonische Ehe. Die Kinder sind jetzt erwachsen und wohlgeraten. Ich beneide sie immer, weil der Sohn und die Tochter, die zwei Jahre auseinander sind, sich sehr gut verstehen und schon immer - auch als Kinder - ein inniges Verhältnis hatten.

Wie ist das bei euren Kindern? Sind sie ein Herz und eine Seele und empfindet ihr das trotzdem als natürlich und nicht als Verbünden gegen sich streitende Eltern?

Meine Kinder sind jetzt noch zu klein um wirklich etwas sagen zu können, aber im Prinzip ist es auch so dass sie einen Tag nicht miteinander spielen weil die große nicht will, und am nächsten Tag geht’s ohne die Kleine wieder überhaupt nicht. Und bei mir und meinem Bruder war es auch so. Einmal haben wir uns gut vertragen, ein anderes Mal haben wir wieder nur gestritten. Aber es ist auch normal denke ich. Geschwister die nie streiten und sich immer gut verstehen sind glaube ich die Ausnahme.

Ich kenne das von meinen Kindern, dass sie sich immer wieder mal streiten. Aber nicht in dem Ausmaße, wie es bei mir und meinen Geschwistern war. Ich denke, dass liegt auch am Altersunterschied. Bei meinen Kindern ist der Unterschied bei sieben Jahren. Meine Tochter ist nun 16 Jahre und mein Sohn neun Jahre alt. Da sind die Interessen ganz anders und meine Tochter nimmt auf kleine Kinder schon mehr Rücksicht.

Wenn bei Deiner Freundin die Kinder wenig gestritten haben, kann es gut am Altersunterschied liegen. Wenn sie nur zwei Jahre auseinander sind, werden sie in der Kindheit viel zusammen gespielt haben, da das Interesse oft dann gleich ist.Ich denke schon, dass es auch so etwas gibt, dass nicht viel oder gar nicht gestritten wird. Seelenverwandte würde ich dazu sagen. Es ist doch schön, aber streiten gehört zum lernen dazu. Vielleicht haben die Kinder Deiner Freundin dafür mehr mit Freunden gestritten als untereinander.

Wird in dem Artikel auch berücksichtigt wie hoch die Altersdifferenz der Geschwisterkinder ist? Ich kann mir vorstellen, dass es schon einen sehr starken Unterschied macht ob die Kinder nun 2 Jahre, 5 Jahre oder 10 Jahre auseinander liegen. Bei letzterem könnte es einerseits auch sehr harmonisch sein, oder eben sehr genervt von dem kleinen Geschwisterkind. Oder wird hier weiterhin berücksichtigt welchen Geschlechtern die Kinder zugeordnet sind und welches Geschlecht das ältere Kind ist? Ich denke auch hier kann es viele Unterschiede machen.

Bei dem Beispiel deiner Freundin. Weißt du denn hier genau, dass die Kinder trotz ihrer harmonischen Beziehung nie gestritten haben und wie weit liegen die Kinder vom Alter auseinander? Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass sicherlich einige Punkte in dem Artikel stimmen. Bei einigen Kindern trifft das sicherlich sehr zu, dass dies sich auch sehr positiv auswirkt. In anderen Familien wird aber auch wieder ganz anders gestritten. Es gibt genügend Menschen, bei denen ist ein Streit dann, wenn man über etwas diskutiert. Also trifft im Endeffekt der Artikel beziehungsweise die Aussage nicht zu. Zumindest nach meinem bisherigen Wissensstand darüber, denke ich dass das Wort streiten sehr unterschiedlich ausgelegt werden kann. Auch denke ich nicht, dass es harmonischen Geschwistern schlecht geht. Sie können sich ja auch zusammen raufen und gemeinsam mit anderen streiten .

Ich verstehe mich im Großen und Ganzen ganz gut mit meiner Schwester, doch als Kinder haben wir auf jeden Fall regelmäßig gestritten. Oft dauerten die Wutanfälle nur recht kurz an, doch dass meine Schwester und ich immer ein Herz und eine Seele gewesen seien, könnte ich nicht ruhigen Gewissens behaupten.

Ob an der Aussage, auf welche du dich beziehst, etwas dran ist, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Ich selbst habe von keinem Geschwisterpaar gehört, welches sich niemals gestritten hat, insoweit ist es sicherlich jedenfalls ungewöhnlich. Ob es dadurch auch gleich unnatürlich ist, wage ich jedoch zu bezweifeln.

Ich persönlich denke, Geschwister sollten untereinander eine gewisse Balance erreichen. Natürlich kann man sich einmal streiten und seine eigene Meinung mitunter auch energisch verteidigen. Wenn zwischen zwei Geschwisterkindern aber nur Krieg herrscht und sie regelmäßig auch körperlich aufeinander zugehen (so lief es wohl zwischen einer Freundin und ihrem Bruder), würde ich dies als Mutter doch ziemlich beunruhigend finden...

Da kann ich nun nicht so mitreden, denn meine Tochter ist ein Einzelkind. Ich habe einen Bruder, der sechs Jahre jünger ist als ich und wir verstehen uns damals wie heute recht gut. Natürlich gab es immer wieder diese kleinen Geschwisterkämpfe, die wir miteinander ausgetragen haben, aber im Grunde ist unsere Beziehung doch recht harmonisch.

Bei meiner Nichte und meinem Neffen ist das Verhältnis ähnlich, sie sind beide auch sechs Jahre auseinander (er ist 15, sie ist 9) und im Moment gibt es auch kleine Reibereien. Im Grunde sind sie aber ein Herz und eine Seele und der große Bruder beschützt seine Schwester wo es geht. Meine Nichte kann ihn manchmal schon auf die Palme bringen aber, er ist da doch recht souverän und nimmt es gelassen.

Eigentlich kenne ich keine Geschwisterpaare die nie Streit miteinander haben oder die sich überhaupt nicht mögen. Egal wie harmonisch die Familie ist, unter den Geschwistern ist es doch normal, wenn es mal kleine Reibereien gibt. Solange man sich im Großen und Ganzen gut versteht ist dagegen auch nichts einzuwenden.

anlupa hat geschrieben: Es sei unnatürlich, wenn Geschwister immer ein Herz und eine Seele seien.