Jüngere Lehrer/Dozenten allgemein strenger in der Bewertung?

vom 07.11.2013, 16:33 Uhr

Viele von euch kennen es sicherlich, dass man zwischen den vielen älteren Lehrern auch öfters mal einen Lehrer oder Dozenten erwischt, der gerade mit seinem Studium fertig ist oder als Dozent auch noch mitten drin steckt. Oft fällt mir auf, dass diese Personen gegenüber der älteren Generation vor allem versuchen eine bestimmte Unterrichtsmethodik durchzusetzen und dabei vor allem viel Wert auf Vielfalt und Abwechselung legen. Doch nicht nur das ist eine Beobachtung von mir, sondern auch die Benotung ist oftmals eine andere.

So war es beispielsweise bei mir vor zwei Semestern in der Universität. Wir haben einen sehr jungen Dozenten bekommen und waren sein erster Kurs, er war also noch völlig unerfahren und soweit ich das mitbekommen habe, hat er gerade erst seinen Masterabschluss in der Tasche und ist nur für einen anderen Dozenten eingesprungen. Nun war es auch so, dass wir bei diesem Dozenten am Ende des Semesters eine Klausur schreiben mussten. Um uns darauf einzustimmen durften wir auch eine Probeklausur schreiben. Erst einmal empfanden wir die Klausur alle als relativ merkwürdig, da auch Dinge abgefragt wurden, die wir so nicht behandelt haben. Dies hatten wir dann auch angesprochen, so dass in der richtigen Klausur schlussendlich eindeutigere Sachen abgefragt wurden. Nun ist es so, dass ein Großteil des Kurses in einem neuen Kurs in diesem Semester gelandet ist, so dass ich fast alle aus dem damaligen Kurs wieder einmal versammelt sah. Wir kamen dann auch auf das Thema zu sprechen und haben uns natürlich auch über unsere Noten unterhalten. Dabei ist aufgefallen, dass die beste Note in unserem Kurs gerade einmal eine 2,7 war, während die schlechteste Arbeit mit 3,7 bewertet wurde.

Die anderen waren ebenso ziemlich verwundert, da wir diese Noten doch schon als relativ schlecht einstufen und vor allem auch, da wir die Arbeit selber nicht als so schlecht empfanden. Die meisten waren auch bei ihm um eine Klausureinsicht vorzunehmen und konnten der dort angegebenen Argumentation nicht folgen, ich habe seine Kritikpunkte beispielsweise fast gar nicht verstanden und konnte diese auch nicht nachvollziehen, habe mich aber dann damit zufrieden gegeben, da man ja nicht alles wissen kann und ich dachte, dass er schon Recht hätte. Nun ist es allerdings so, dass es vielen so geht und wir seine Benotung als ziemlich unfair und auch merkwürdig empfinden, da die Kluft doch relativ gering ist und die Noten alle einigermaßen mittelmäßig bis schlecht. Deswegen wollen wir ihn nun noch einmal gemeinsam darauf ansprechen.

Dies ist aber sicherlich kein Einzelfall, denn auch in der Schule kam es bei mir oft vor, dass junge Lehrer unsicher in der Benotung waren, was natürlich auch nachzuvollziehen ist. Dennoch finde ich es nicht gut, wenn die Noten dann allgemein sehr schlecht ausfallen und ich kann das auch nicht unbedingt verstehen.

Nun würde mich mal interessieren, ob ihr diese Beobachtung auch schon gemacht habt. Könnt ihr feststellen, dass gerade jüngere Lehrer oftmals schlechter und strenger benoten oder ist es bei euch eher andersherum? Oder würdet ihr sogar sagen, dass sich das auch dort ausgleicht und sie ganz normal bewerten? Glaubt ihr dass man als junger und eher unerfahrener Lehrer tendenziell lieber schlechter oder doch etwas besser benotet? Wie würdet ihr es machen?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wir hatten auch mal eine junge Lehrerin und sie hat wirklich schon sehr streng benotet. Sie hat es uns aber auch erklärt. Sie war der Meinung, dass man so kurz nach dem Studium eben noch nicht weiß, wie groß der Spielraum einer Benotung ausgenutzt werden sollte und bei ihr schauen auch noch relativ viele Leute drauf. Deswegen wollte sie immer auf Nummer sicher gehen und hat eher schlechter bewertet als gut. Bei den Einsen musste sie sich wirklich zu 100% sicher sein, dass auch alles richtig war und da hätte man dann auch nichts wegdiskutieren können.

Ich denke, dass junge Lehrer auf Nummer sicher gehen wollen, um neben ihren Kollegen nicht schlecht da zu stehen. Es ist sicherlich auch so, dass man sich einen gewissen Ruf erarbeiten muss und deswegen auch den Respekt erarbeiten möchte, indem man die Noten strenger festlegt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


In meinem ersten Semester waren wir auch Versuchskaninchen für den neuen Dozenten – frisch vom Studium. Was uns allen am meisten negativ auffiel war die Notenvergabe. Er hat selten eine 1,0 bzw. 1,3 gegeben. Die schlechteste Note war eine 3,7. Es waren oft Noten in den Bereich von 1,7-3,0 vertreten und bessere gab es kaum. Als ob er sich nicht traute, sehr gute und auch sehr schlechte Noten zu vergeben. Das, was ich jedoch als sehr gut empfand war, dass er unsere Arbeiten mit der Bereichsleiterin durchgegangen ist und die Noten dann teilweise auch sehr human ausgefallen sind.

» eldora » Beiträge: 210 » Talkpoints: 39,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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