Wie viel für Anfahrtsweg zum Nachhilfeschüler verlangen?

vom 06.11.2013, 08:19 Uhr

Nach meiner Kündigung aus einem gut bezahlten Job vor ein paar Jahren, weil ich Beruf, Haushalt und Vollzeitjob nicht mehr auf die Reihe bekam und mein jüngster Sohn Schwierigkeiten machte, verdiene ich meinen Lebensunterhalt mit verschiedenen Dingen auf freiberuflicher Basis zwar stressfrei und gemütlich, aber eben gering bezahlt. Eine meiner Säulen ist der Nachhilfeunterricht, den ich gebe. Meistens kommen die Schüler zu mir nach Hause. Ich habe nämlich ein großes Whiteboard, was sehr nützlich ist, um die Dinge anschaulich zu erklären.

Es gibt aber einige Schüler, deren Eltern möchten, dass ich zu ihnen ins Haus komme. Nun ist es ja so, dass ich eine gewisse Zeit für den Anfahrtsweg zu Fuß oder dem Fahrrad brauche. Bisher habe ich dafür keinen Aufschlag genommen, denn es sind nur wenige Schüler und ich rede mir das schön, indem ich mir immer sage, dass ich dann wenigstens meinen Sport mache.

Nun habe ich mich aber gestern geärgert, als eine Nachhilfeschülerin, mit der ich einen Termin ausgemacht hatte, dann doch nicht konnte/wollte und ich unverrichteter Dinge wieder gehen musste - mit kundenfreundlichem Lächeln nach außen, aber Wut im Bauch.

Nun überlege ich also, Wegegeld zu nehmen. Was könnte man wohl verlangen? Gebt ihr auch Nachhilfeunterricht und verlangt Anfahrtskosten? Nehmt ihr einen prozentualen Anteil, etwas 10 Prozent? Macht ihr die Kosten von der Länge des Weges abhhängig beziehungsweise von der Zeit, die ihr braucht?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 06.11.2013, 09:46, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich habe selber noch nie Nachhilfeunterricht gegeben, war aber selber auch einmal in meiner Schulzeit bei einem Nachhilfelehrer für Latein. Zu diesem musste ich immer hinfahren, was ich als ganz normal betrachtet habe. Dass der Lehrer auch zu mir kommt, das habe ich damals für unmöglich gehalten, denn ich möchte ja etwas und so nehme auch ich gerne den Anfahrtsweg in Kauf. Insofern finde ich es schon einen richtig guten Service, dass du sozusagen auch Hausbesuche machst.

Was dann allerdings der Schüler gemacht hat, indem er keine Lust hatte oder nicht konnte, als du bereits vor der Haustüre gestanden hast, finde ich etwas unverschämt, denn du hast dir deine Zeit sicherlich gut eingeteilt. Für dich ist dieser Vorfall nun sehr ärgerlich, was ich gut nachvollziehen kann. Mir wäre es an deiner Stelle sicherlich genauso ergangen.

Nichtsdestotrotz würde ich auch weiterhin keine Gebühren für den Anfahrtsweg nehmen, wenn alles regulär verläuft, denn schließlich ist es zwar Zeit, die du benötigst, aber ansonsten fallen dir keine weiteren Kosten an, die du zum Beispiel durch Benzin verbrauchen würdest, wenn du zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu deinen Nachhilfeschülern gehst/fährst.

In einem Fall, dass der Schüler dann aber kurzfristig einen Rückzieher vom Nachhilfeunterricht macht und du extra hingegangen bist, würde ich mir in diesem Fall überlegen, ob ich die Stunde nicht trotzdem in Rechnung stellen würde oder zumindest einen Unkostenbeitrag von pauschal fünf Euro stellen würde. Ich finde nämlich, dass es in der heutigen Zeit durchaus üblich ist, dass man sein Telefon zur Hand nimmt und wenigstens (wenn es auch sehr kurzfristig ist) beim Nachhilfelehrer anrufen sollte, um abzusagen, wenn etwas anderes dazwischen kommt.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin als Kinderschminkerin unterwegs und fahre auch oft zu meinen Kunden, wenn sie eine Veranstaltung haben. Fahrtkosten nehme ich bis zu einer gewissen Entfernung nicht. Müsste ich allerdings weiter als 20 Kilometer fahren, würde ich Fahrtkosten in Höhe von 0,30 Cent pro Kilometer nehmen. Unter 20 Kilometern fahre ich für lau, denn so hat der Veranstalter schon mal einen Anreiz, mich zu buchen.

In deinem Fall würde ich kürzere Wege in der Regel auch ohne Bezahlung in Kauf nehmen. Damit du nicht wieder gleich weggeschickt wirst, wäre vielleicht eine Klausel gut, dass die ausgefallenen Stunden trotzdem bezahlt werden müssen, wenn nicht rechtzeitig vorher abgesagt wurde. In der Selbstständigkeit brauchst du ja schließlich auch dein Geld und würden dich mehrere Kunden mal stehen lassen, wären das erhebliche Einbußen.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe auch mal eine Weile als Nachhilfelehrerin gearbeitet und damit auch mein Studium finanziert. Ich habe für die Anfahrt kein Geld genommen, allerdings wohnten die Nachhilfeschüler auch nicht wirklich weit von mir entfernt. Weitere Strecken hätte ich gar nicht fahren können und somit war das für mich in Ordnung, kein Wegegeld zu nehmen. Allerdings habe ich mit den Schülern und deren Eltern auch vereinbart, dass man mindestens 3 Stunden vorher absagen sollte, wenn etwas dazwischen kommen sollte. Das ist nun wirklich nicht zu viel verlangt. Wenn man beispielsweise krank ist, weiß man das auch schon morgens. Sollte die Frist dann nicht eingehalten werden, hätte ich die Stunde auch in Rechnung gestellt. Glücklicherweise ist das aber nur ein einziges Mal vorgekommen.

Das ist schon ärgerlich, wenn man unnötig Benzin verfährt oder sich zu Fuß auf den Weg macht, aber mit dieser Vereinbarung kommt es garantiert sehr selten vor, dass ein Nachhilfeschüler plötzlich absagt. Dafür sorgen dann alleine schon die Eltern, denn wer will schon für etwas bezahlen, was nicht in Anspruch genommen wurde?! Also ich würde diese Methode dem Wegegeld vorziehen, wenn ich ehrlich bin. Das macht für mich mehr Sinn und du wirst dich dann auch zukünftig nicht mehr ärgern müssen. Trotzdem bleibt es mir ein Rätsel, warum man nicht wenigstens vorher absagen kann. Da fällt einem doch echt kein Zacken aus der Krone!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich selbst habe zwar auch schon mal Nachhilfeunterricht gegeben, jedoch waren die beiden Kinder, die ich unterrichtete direkt auf der anderen Straßenseite. Hierfür konnte ich also sehr schlecht Geld nehmen. Ich war also innerhalb von wenigen Sekunden drüben in der anderen Wohnung. Mein Vorschlag beim lesen deines Threadtitels wäre sofort gewesen, dass du deine Schüler einfach zu dir kommen lässt, immerhin wollen diese ja etwas von dir, und nicht du von ihnen (vom finanziellen mal abgesehen).

Da dies aber komplett ausscheidet, würde ich dies dann auch direkt ansprechen. Da du die Wege anscheinend noch mit dem Fahrrad oder zu Fuß bewältigen kannst, scheinen sie zwar nicht weit weg zu sein, dennoch würde ich dann hierfür auch einen kleinen Aufschlag verlangen - Immerhin nimmst du die Umstände auf dich, für die du so gesehen nichts bekommst. Wieso sollten deine Schüler bequem zuhause bleiben, während du den Weg auf dich nimmst? Wenn ich dann noch einen Termin vereinbart habe, der nicht eingehalten wird, und man sich nicht mal bei mir im Vorfeld abmeldet, würde ich das Geld für die "Fahrtkosten" trotzdem verlangen. So etwas ist meiner Meinung nach einfach unverschämt.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn man als Student Nachhilfe gibt und kostenlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann, dann würde ich als Elternteil es nicht einsehen, wenn die Geld verlangen. Mein Bruder hatte mal eine Zeit lang Nachhilfe und entweder ist er dahin oder der ist zu uns gekommen. Obwohl er extra noch 15 Minuten den Berg hoch laufen musste, hat er kein Geld mehr bekommen. Da kann man sich auch den nächsten Studenten suchen.

Wenn du dein Geld wert bist, dann wirst du auch Anfahrtsgeld nehmen können. Allerdings nur gering und so, dass es wirklich deine Kosten deckt. Ansonsten werden die sich auch wen anders suchen, wenn du nochmal 10 Euro nimmst. Selbst 5 Euro mehr dürften schon zu viel sein. Sicherlich kostet es dich auch Geld, aber weniger verdienst du, wenn es keinen Kunden mehr gibt. Ich war auch mit Kinderschminken unterwegs und habe dafür auch nie Anfahrtsgeld genommen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Selbstständig habe ich noch nicht Nachhilfe gegeben, immer über solche einschlägigen Institute, die einem dann die Schüler vermitteln und sich um die Abrechnung kümmern. Dort ist es so, dass man für eine Stunde die im Institut statt finden weniger Geld bekommt, als wenn man zum Schüler fährt und zu Hause Einzelunterricht gibt. Irgendwie ist die Anfahrt da schon mit eingerechnet. Blöd war das natürlich, wenn so ein Schüler, der zu Hause unterrichtet wurde abgesagt hat. Ich stand auch ein paar mal sinnlos dort vor der Tür. Ich gebe zu, ich habe mir das auch als Sport schön geredet und war auch sauer. Aber das waren eben nun mal die Bedingungen, zu denen ich den Arbeitsvertrag unterschrieben hatte.

Ich kenne jetzt deine Qualifikationen nicht und kann auch schwer einschätzen, wie viel dein Nachhilfeunterricht wert ist. Das fiele mir sogar schwer, bei mir selbst in Zahlen zu fassen, obwohl ich weiß, dass ich als weit fortgeschrittener Lehramtsstudent sicher weit mehr wert bin als irgend ein anderer Student ohne Lehrerfahrung.

Ich weiß nicht, ob sich so etwas in deinem Fall lohnt. Aber ich gehe sicher davon aus, dass es in so einem Fall auch Fachleute gibt, die einen da beraten können. Ob sich das finanziell wirklich rechnet und wie da die Preise für die Beratung wären, weiß ich nicht. Aber wenn ich mich mit Unterricht selbstständig machen würde, dann würde ich das wohl machen, dass ich so eine Beratung aufsuche. Schließlich muss sich Selbstständigkeit auch rechnen und alle Kosten decken und schließlich Gewinn abwerfen. Ich persönlich würde mich in so einem existenziellen Fall nicht auf Meinungen im Forum alleine stützen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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