Hat man als Berufssoldat einen krisensicheren Job?
Ein Cousin von mir hat vor eine Berufslaufbahn als Berufssoldat zu absolvieren. Er meint, dass es ein krisensicherer Job ist und dass man ihn da auch nur kündigen kann, wenn er sich was zu Schulden kommen lässt. Er will sich von Anfang an als Berufssoldat bewerben. Also nicht erst für ein paar Jahre. Ich bin mir gar nicht sicher ob das überhaupt geht. Aber er will sich da noch genauer erkundigen.
Haltet ihr den Beruf als Berufssoldat wirklich für krisensicher? Glaubt ihr, dass man da einen Job auf Lebenszeit bzw. bis zur Pensionierung hat?
Da zwei meiner Exfreunde Soldaten waren bzw sind, kann ich dir sagen, dass nichts sicher ist. Es ist so, dass man als Berufsoldat für eine bestimme Zeit sich verpflichtet. 4 Jahre oder 8 Jahre oder 12 wenn ich mich nicht irre. Meiner hat sich damals 8 Jahre verpflichtet und wenn dann ca. 6-7 Jahre rum sind, musst du gucken, ob du danach verlängern kannst ob es deine Stelle dann noch gibt bzw so weiter geführt wird. Wenn ja, dann verpflichtet du dich wieder für diesen Zeitraum (meist 8 Jahre) und wenn nicht, dann wirst du das letzte Jahr dafür nutzen um für das zivile Leben vorbereitet zu sein. Dass heißt, dein Kumpel wird dann in der Zeit eine Ausbildung machen, die vom Bund gefördert wird. Heißt konkret, dass er seine Bezüge weiter erhält und aber nebenbei die Ausbildung macht.
Mein Ex hat sich für 8 Jahre verpflichtet und war bei der Instandsetzung sowie technischen Einsatzführung. Er stellte nach Ablauf seiner Zeit und zwei Auslandseinsätzen einen Antrag auf Verlängerung, aber dieser wurde abgelehnt. Nicht weil er nicht angesehen oder zu schlecht war, aber die Abteilung wurde umstrukturiert und man hatte keine Verwendung mehr für diesen Posten. Er absolviert grade diese Ausbildung über den Bund, genauer gesagt der Bund bereit ihn grade darauf vor, wieder in das zivile Leben entlassen zu werden. Er meinte neulich, er würde diesen Weg nie wieder einschlagen. Entweder ein Mal Bund und immer Bund oder gar nicht. So seine Worte. Du hast hinterher teilweise auch Probleme wieder in der zivilen Welt Fuß zu fassen, weil du diesen Bundeswehrstempel hast. Man darf das nicht unterschätzen.
ich würde deinem Kumpel raten bei der Bundeswehr zu studieren oder eine Ausbildung zu machen, aber einfach nur Berufsoldat, nein. Als Offizier hätte er wohl die besten Chancen, aber das muss er wie gesagt wissen und sich vorher im Klaren sein, was es dann später mal heißt, aus der Bundeswehr wieder auszuscheiden.
Einer meiner Cousins ist auch Berufssoldat, allerdings bei der Marine. Er hat sich damals direkt für 12 Jahre verpflichten lassen und ist auch sehr überzeugt davon, dass er einen besonders krisensicheren Job hat und ewig als Soldat arbeiten könnte. Mittlerweile hat er schon mehrere Jahre seiner Laufbahn hinter sich. Ich bin nicht ganz sicher, wie viele genau, ich war damals noch in der Oberstufe, als er sich verpflichten ließ. Es müssten aber so 6-7 Jahre sein, die er mittlerweile bei der Marine ist.
Ich glaube nicht, dass dieser Job so krisensicher ist. Allein schon wenn man die Worte "Bundeswehr" und "Stellenabbau" bei Google eingibt, kommt als erstes ein Artikel von der Welt von 2011 über den Stellenabbau durch die Bundeswehr durch eine Reform von Thomas de Maiziere.
So etwas kann immer und überall passieren. Ich habe früher auch immer gedacht, dass die Bundeswehr und der Staat zwei Arbeitgeber wären, durch die man einen gesicherten Job hat. Offenbar ist dies nicht zwangsläufig der Fall.
Ich dachte immer, dass man als Berufssoldat nach Auslaufen der Zeit ein Recht hat, beim Staat angestellt zu werden. Aber das scheint ja nach den Antworten der anderen Forumsteilnehmer nicht so zu sein. Dann ist ein Job bei der Bundeswehr wohl nicht besonders krisensicher, denn im Alter sind die Soldaten ja nicht mehr so gut einsatzfähig. Es wird dann schwierig sein, in der freien Wirtschaft etwas Adäquates zu finden. Aber wie gesagt - das wundert mich, weil ich immer dachte, es wäre anders.
"Krisensicher" bekommt in diesem Zusammenhang irgendwie eine ganz andere Bedeutung. Man kann auf jeden Fall sicher sein, bei einer Krise irgendwo im Einsatz zu sein.
Wenn es aber rein um die Arbeitsplatzsicherheit geht, ist Berufssoldat gleichzusetzen mit einem Beamtenverhältnis, der Job ist also absolut krisensicher. Man steht aber auch in einem Dienstverhältnis, also wenn man sich etwas zu Schulden lassen kommt, kommt es nur auf die Gnade des Dienstherren an. Wenn der Fehltritt Auswirkungen auf das Image der Bundeswehr hat, kann es sicherlich auch zu einer Entlassung kommen.
Allerdings gibt es nur noch wirklich selten echte Berufssoldaten. Die meisten angeblichen "Berufssoldaten" sind nämlich in Wirklichkeit Zeitsoldaten, sie haben also ein befristetes Arbeitsverhältnis. Die Tatsache, dass die Befristung 12 oder 15 Jahre betragen kann, ändert daran wenig. Die Stellen für Berufssoldaten sind sehr rar und es ist daher sehr ungewiss, ob man diesen Schritt schafft.
Allerdings gibt es ein sehr umfangreiches Wiedereingliederungsprogramm. Man kann meines Wissens vor Ablauf der Dienstzeit sich sogar ein oder zwei Jahre beurlauben lassen, um zum Beispiel eine Aus- oder Weiterbildung (bei vollem Sold) durchzuführen. Ein Vorredner hat ja schon erwähnt, dass Zeitsoldaten einen Anspruch auf eine Stelle im öffentlichen Dienst haben und somit die Möglichkeit haben, in ein Beamtenverhältnis zu kommen.
Sherlock-Holmes hat geschrieben:dass es ein krisensicherer Job ist
Auch wenn dies von der Bundeswehr gerne anders dargestellt wird, handelt es sich beim "Soldatentum" nicht um einen "normalen" Job. Hier geht es nicht um den Verkauf der Arbeitskraft zur Schaffung von Mehrwert oder aber zur Erbringung von zivilen Dienstleistungen. Der Zweck des Soldaten ist immer der Gebrauch der Schusswaffe und der muss auch seinem Finalen Zweck dienen. Dies bedeutet letztlich sowohl das Töten anderer Menschen (es ist nicht mal festgelegt, dass diese anderen Menschen auch zwingend Soldaten sein müssen!) als auch die Bereitschaft zu zeigen, selbst sein Leben für die Interessen Dritter zu geben.
Wachleuten bleibt die Möglichkeit, im Zweifel die zu bewachenden Objekte zu verlassen - niemand erwartet von einem Wachmann oder einem Geldtransportfahrer, sein Leben zu opfern. Beim Soldaten ist alles, was in der Richtung liegt, eine Straftat (Fahnenflucht!). Der Soldat gehorcht Befehlen und eine Stellung ist nicht nach eigenem Ermessen zu verlassen. Soldat (letztlich aber jede Stelle die durch die Bundeswehr bezahlt wird) zu sein bedeutet nicht nur einen Job zu haben.
Krisensicher ist natürlich ein lustiges Wort. Wenn es nur darum geht, einen Krisensicheren Job zu haben, ist das schon ein bisschen was, was nach Verzweiflung klingt. Das bedeutet ja die Aufgabe eigener Interessen und die vollständige Unterwerfung des Lebens unter die unterstellten Sachzwänge. Krisensicher, wenn auch schlecht bezahlt, sind auch andere Jobs, die sonst keiner machen will. Ebenso könnte er die Beamtenlaufbahn anstreben - das wäre auch "Krisensicher".
Nebenbei sollte er sich ja auch fragen, ob er wirklich mir dem Leben beginnen will, wenn die Pensionierung los geht. Das könnte unter Umständen für machen Pläne zu spät sein. Außerdem benötigt es schon einer gewissen Haltung (wenn es nicht die pure Verzweiflung ist), wenn man sich freiwillig bei der Bundeswehr meldet und in jungen Jahren plant, dort länger zu sein als notwendig.
Nein, das denke ich nicht. Ein sehr guter Freund von mir ist beim Militär und der musste vorzeitig gehen, weil seine Einheit aufgelöst wurde. Wenn man aber schon pragmatisiert ist, dann muss man irgendeinen sinnlosen Job innerhalb das Heeres bekommen oder man hat dann im Notfall bezahlten Sonderurlaub zu Hause. Sonst ist das leider kein Job auf Lebenszeit.
Berufssoldat als Einstieg bei der Bundeswehr gibt es leider nicht. Man muss sich immer erst für eine bestimmte Zeit verpflichten. Nach Ablauf dieser Zeit kann man dann einen Antrag auf eine Übernahme als Berufssoldat stellen. Ob dieser entsprochen wird, kommt immer auf den Einzelfall an und ob man sich während seiner Zeit auch bewährt hat.
Als Berufssoldat oder auch Soldat muss man sich aber auf eines gefasst machen: Man kann immer mal wieder versetzt werden oder aber man wird in Regionen versetzt, wo die NATO gerade Unterstützung braucht. Und dann nehme ich doch lieber einen Job, wo ich in der Region bleibe und nicht von meinem Arbeitgeber hin- und hergeschickt werde. Als Zeitsoldat kann dies auch sehr stark an die Substanz gehen.
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