Darf oder sollte man Drogenabhängigen mit Geld aushelfen?

vom 03.11.2013, 14:45 Uhr

Der Bruder eines Bekannten ist drogenabhängig. Gestern kam er zu mir und wollte sich 100 Euro für seinen Bruder leihen. Ich muss sagen, dass ich gerne Geld leihe, wenn ich merke, dass jemand es wirklich braucht. Aber ich habe ein langes Gespräch mit meinem Kollegen gehabt und ihm gesagt, dass er unmöglich seinem Bruder das Geld geben darf. Denn er würde es wahrscheinlich wieder in Drogen umwandeln.

Meinem Bekannten ist das schon klar. Aber er meint, dass er die Drogen braucht um klar zu denken und er wahrscheinlich Unsinn macht, wenn er keine Drogen bekommt. Ich sehe meinen Kollegen schon als Co Abhängigen, wenn ich das richtig verstanden habe, was ich hier schon erfragt habe.Ab wann spricht man von Co-Abhängigkeit bei einer Sucht

Darf oder sollte man Drogenabhängigen mit Geld aushelfen oder sollte man klipp und klar zu verstehen geben, dass der Drogenabhängige sich helfen lassen muss. Besteht dann nicht die Gefahr, dass er sich durch Beschaffungskriminalität das Geld besorgt und er noch kriminell dazu wird? Wie sollte man sich verhalten, wenn ein drogenabhängiger Mensch Geld braucht?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



"Leihen" ist da schon mal nicht realistisch, da jemand, der ständig Geld für Drogen-Nachschub braucht, einem das sicherlich nicht zurückzahlen wird. Ich würde ganz sicher niemandem die Sucht finanzieren, selbst wenn ich nicht jeden Cent selber bräuchte. Erst recht nicht, wenn es, wie du schreibst, der Bruder eines Bekannten ist, also wohl jemand, den du selbst gar nicht wirklich gut kennst. Solchen entfernten Bekannten leihe ich persönlich überhaupt kein Geld, selbst wenn sie nicht nach irgendwas süchtig sind, aber das muss jeder selbst wissen.

Wenn man einem Süchtigen immer wieder mit Geld aushilft, verringert das ja nur die Chance, dass er irgendwann die Notwendigkeit erkennt, sich irgendwann in Behandlung zu begeben. Es ist also sicher der völlig falsche Weg, wenn man jemandem helfen will. Wenn derjenige dann kriminell wird, kann man das leider auch nicht ändern. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Es spricht für Coabhängigkeit, wenn der Bruder sich Geld für den Drogenkonsum leiht. Ich würde ihm das Geld auf keinen Fall geben, um die Sucht nicht zu unterstützen. Manchmal muss man eben ganz unten landen, bevor man sich helfen lassen kann. Bei der Drogenbeschaffung helfen zögert diesen Zeitpunkt nur immer weiter hinaus. Außerdem ist es kein Leihen, denn wie sollen die Beiden denn das Geld zurückzahlen, wenn sie es selber nicht finanzieren können?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Oft trifft man am Hauptbahnhof auf junge Menschen, die einen um Geld bitten, weil sie sich etwas zu essen kaufen möchten. Es ist wohl klar, dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Menschen um Drogenabhängige, die verzweifelt auf der Suche nach finanzieller Unterstützung fremde Menschen ansprechen. Sie wissen sich vermutlich nicht anders weiter zu helfen, um Geld für neue Drogen zu beschaffen.

Ich finde es okay, wenn man ihnen eine kleine Summe von vielleicht 50 Cent anbietet. Jedoch lehnen diese Leute es auch oft ab, eine so kleine Summe anzunehmen und fordern stattdessen mehr. Dies zeigt meiner Meinung nach, dass man Drogenabhängigen besser kein Geld leihen sollte. Ich denke auch, dass man jenes geliehene Geld nur in den seltensten Fällen wieder sieht. Eine Sucht verschwindet immerhin nicht von allein. Mit dem Geld unterstützt man das Konsumverhalten der Abhängigen immer mehr.

Ich persönlich finde nicht, dass man Drogenabhängigen weiter mit Geld aushelfen sollte. Stattdessen sollte man mit Hilfe der Finanzsperre versuchen, die Abhängigen wieder auf den richtigen Weg zu führen.

» annieray » Beiträge: 10 » Talkpoints: 5,61 »



Ich finde die Situation schon schwierig, aber allgemein würde ich auch sagen, dass man Drogenabhängigen nicht mit Geld aushelfen sollte. Außerdem meine ich auch, dass einem klar sein muss, dass man in einem solchen Fall das Geld mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nicht zurück bekommt. Dein Bekannter tut mir leid, denn er sitzt genau zwischen den Stühlen und möchte seinem Bruder helfen. Das verstehe ich ja auch und dein Bekannter scheint ja auch einzusehen, dass das Geld nur für Drogen investiert wird.

Ich denke, dass es schwierig ist, mit einem Drogenabhängigen zu reden und ihn zu einer Therapie zu bewegen, um der Sucht zu entkommen. Wenn man kein Geld gibt, ist natürlich auch immer die Gefahr der Beschaffungskriminalität gegeben, das macht es ja so schwierig. Dass man ein Familienmitglied davor bewahren möchte, finde ich ja richtig, aber trotzdem kann man nicht immer mit Geld aushelfen und dafür selber noch Schulden machen, wie dein Bekannter es vorhatte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Also ich würde einem Drogenabhängigen kein Geld leihen, auch wenn der Gedanke von deinem Kollegen, sicher nicht ganz falsch ist. Aber man kann ihm nur helfen, wenn man versucht ihn davon zu befreien, und die sucht bekämpft, nicht wenn man ihm Geld gibt, um Drogen zu kaufen, und weiter abhängig zu sein.

Wie mein Vorgänger schon meinte, von leihen kann man ja auch nicht sprechen, denn das Geld ist ja weg. Oder würde dein Kollege das zurück zahlen? Ich würde versuchen, mit dem Kollegen eine andere Lösung zu finden.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich wäre da ziemlich konsequent und würde da definitiv kein Geld geben. Weder meinem Onkel, der früher längere Zeit drogenabhängig war und jetzt glücklicherweise clean ist, noch irgendwelchen Fremden, die an Bahnhöfen oder sonstwo Geld haben wollen. Durch Unterstützung erreicht man das Gegenteil und verstärkt den Teufelskreis der Sucht wie ich finde. Wie soll jemand wissen, dass er falsch handelt, wenn er von anderen permanent bestätigt wird für das was er tut? Manche Menschen müssen nunmal am Boden sein und nahezu alles verloren haben, bevor sie einsehen, dass etwas falsch gelaufen ist. Da kann man als Außenstehender nur zusehen und abwarten bis es soweit ist, so zynisch das auch klingen mag. Besonders schwer ist es, wenn es sich dabei um Mitglieder des engeren Umfeldes handelt, aber es muss sein.

Ich glaube, wenn mein Onkel früher regelmäßig von irgendwelchen Leuten zusätzlich mit Geld für die Drogen versorgt worden wäre, wäre er bestimmt nicht so "schnell" clean geworden. Er hat jetzt Gott sei Dank eine sehr gute Freundin, wie ich finde. Sie passt regelmäßig auf, dass er seine Tabletten nimmt und keinen Alkohol trinkt. Böse Zungen würden behaupten, sie ist kontrollsüchtig, aber ich finde, sie passt nur auf, dass er tatsächlich nicht rückfällig wird. Dazu gehört schon Disziplin wie ich finde und eine strenge Hand.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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