Kaufmannsladen und der Kapitalismus
In meinem Freundeskreis gibt es gerade eine nette Diskussion zum Thema, ab wann sollten Kinder einen Kaufmannladen zum Spielen bekommen und welchen Einfluss nimmt dieser auf die kapitalistische Erziehung des Kindes.
Einige sind der Meinung, man habe ja in seiner Kindheit auch mit einem Kaufmannsladen gespielt und fand das damals toll. Außerdem würden die Kinder damit spielen den Umgang mit Geld erlernen. Andere meinen aber, man sollte die Kinder nicht zu schnell darauf bringen, dass man ja alles einfach kaufen kann. Die Phantasie von Kindern sei vielmehr angeregt, wenn sie eben nicht solche starren Schemen durch spielen, wie sie die Erwachsenen vorleben.
Wie seht ihr die Argumente? Fördern Kaufmannsläden wirklich die kapitalistische Einstellung? Oder sind sie ein wichtiges Werkzeug in der Entwicklung eines Kindes?
Also ich bin der Meinung das solche Kaufläden die Kinder fördern. Sie machen es ja auch so, auch wenn sie keinen Kaufmannsladen besitzen. Meine Tochter hat im Sommer auch schon einen Tisch hingestellt und einen Sessel dazu, auf dem Tisch einiges deponiert und hat es an uns verkauft. Da haben wir sie aber gar nicht dazu ermutigt. Die Kinder sehen es wie es die Erwachsenen machen und wollen es natürlich nachspielen. Ich finde das so ein Kaufmannsladen gut für die Entwicklung ist.
Ich bin auch der Meinung, dass ein Kaufmannsladen die Entwicklung des Kindes fördern. Zum einen bekommen sie das Gefühl dafür, wie man mit Kunden bzw. mit anderen Menschen umgeht und zum anderen können sie zum Teil so auch lernen, wie man mit Geld beim Einkaufen umgeht. Es fördert auch die Entwicklung des Verständnisses für Lebensmittel und die Kreativität, denn Kinder kommen so auf die Idee, nochmal was anderes anzubieten.
Tauschen, Kaufen, Handeln sind urtümliche Bedürfnisse des Menschen und sollten ausgelebt werden dürfen. Sie sind meines Erachtens für die Entwicklung eines Kindes wichtig. Wahrscheinlich saßen schon die kleinen Steinzeitkinder im Sand und haben ihre Verkaufsstände mit besonders schönen Steinen und Muscheln aufgebaut. Das waren die Beginne des Kapitalismus, der ja an sich nicht schlecht ist, wenn er jedem die gleichen Chancen einräumt, aus einem Anfangskapital etwas zu machen.
Wieso der "Tausch" hier mit dem Kapitalismus gleichgesetzt wird, ist mir nicht wirklich begreiflich. Hier glaube ich, werden ein paar Grundideen durcheinander gemischt und man geht wohl mit falschen Vorstellungen an diese Sachen heran. Auch die Überlegung, ob es "förderlich" ist oder nicht ist eher zweitrangig zu betrachten. Wichtiger wäre - aber das sieht der Mensch von heute wohl nicht mehr - ob es den Kindern Spaß macht und sie spielen um des Spieles Willen.
Wenn man schon diese lustige Sicht beim Kaufmannsladen sieht: fördert der nicht die männliche Weltsicht? Immerhin geht es nur um den Kaufmannsladen - eine Frau hat hier vermutlich nichts verloren. Auch wenn Kinder lustiger Weise vermutlich in erster Linie Kassiererinnen sehen. Oder aber bildet dieser Laden nicht das Gefühl für einen Warenfetisch? Haben ist alles und dem gilt, alles unterzuordnen? Oder aber - um weiter zu gehen - ist der Mensch nicht auch nur Ware? Sollen Kinder auch Bordelle "nachspielen"? Wenigstens den Akt des "Anbietens der Ware" und deren Verkaufs?
anlupa hat geschrieben:Tauschen, Kaufen, Handeln sind urtümliche Bedürfnisse des Menschen
Vermutlich hast du hier beim Marx-Lesekreis geschwänzt. Aber auch evtl. im Soziologie-Unterricht? Kann natürlich auch sein, dass das heute gar nicht mehr vermittelt wird. Aber um hier ein wenig aufzuklären: es ist weder mein noch (da lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster) dein Bedürfnis, Handel zu treiben. Das wird nämlich nur getan, um die wahren Bedürfnisse zu stillen! Ich kaufe nicht ein, weil ich einkaufen will, sondern weil ich die Äpfel essen möchte. Würde ich sie umsonst bekommen, könnte ich sie essen und hätte kein Problem damit, sie nicht kaufen zu müssen. Es gibt dann kein "unbefriedigtes Bedürfnis". Leider spielt man hier mit Begrifflichkeiten und verändert diese zur Unkenntlichkeit. Es heißt ja letztlich auch, dass Lebensmittel vernichtet werden, weil es keine Nachfrage danach gäbe. Das ist so aber nicht richtig - es kann nur sein, dass keine Käufer zu finden sind! Nur weil jemand der verhungert die Ware nicht bezahlen kann, bedeutet dies nicht, dass der keine Nachfrage danach hätte. Um ein weiteres Beispiel für die Verwendung von Begriffen zu nennen.
Ich sehe schon, dass der Kaufmannsladen ein heiß umstrittenes Thema ist, aber ich persönlich kann gar nicht verstehen, weshalb so ein Drama daraus gemacht wird, wenn die Kinder einen Kaufmannsladen bekommen sollen oder desgleichen. Wann ein Kind ein Kaufmannsladen bekommen soll, müssen die Eltern selbst entscheiden. Meine Tochter hat ihren Kaufmannsladen zum dritten Geburtstag bekommen und mein Sohn spielt auch sehr gerne damit, seit dem er zwei Jahre alt ist. Ab und an spielen die Beiden auch zusammen mit dem Kaufmannsladen.
In erster Linie interessiert es mich eigentlich nicht, ob der Kaufmannsladen für meine Kinder förderlich ist oder sogar pädagogisch sinnvoll oder desgleichen. In erster Linie ist es mir wichtig, dass meine Kinder spaß haben, mit dem Kaufmannsladen zu spielen. Zu dem ist es aus meiner Sicht fraglich, ob man den Umgang mit dem Geld erlernen kann, wenn man einen Kaufmannsladen zu Hause hat. Wenn ich da so an meine Kinder denke, dann kostet ein Paket Waschmittel bis zu hundert Euro und da denke ich dann, dass sie den Umgang mit Geld nicht in so einer Situation erlernen können. Ich denke, dass es andere Mittel und Wege gibt, den Kindern beizubringen, wie man mit Geld umgeht.
Ich finde, dass ein Kaufmannsladen die Fantasie anregt und die Kinder natürlich, die Situationen nachspielen, die sie von den Erwachsenen mitbekommen. Wenn man mit seinen Kindern einkaufen geht, spielen sie zu Hause im Kaufmannsladen die Situation nach, was meiner Meinung nach nicht bedenklich oder einschränkend oder desgleichen ist. Also im Großen und Ganzen finde ich es nicht bedenklich, dass man seinen Kindern einen Kaufmannsladen zur Verfügung stellt zum Spielen. Immer hin hatte damals fast jedes Kind einen Kaufmannsladen zu Hause und die Kinder sind heute auch nicht alle Verkäufer, Kassierer oder desgleichen geworden.
Es gab auch in der ehemaligen DDR-Kaufmannsläden und dort wollte man damit mit Sicherheit keine Kapitalisten erziehen. Von daher sehe ich es eher als Förderung den Wert des Geldes zu begreifen. Vor allem, wenn eben auch von den Eltern dabei unterstützt wird, dass eben jede käufliche Sache ihren Wert hat. Preisschwankungen müssen Kinder ja nicht erklärt bekommen.
Zudem muss man auch nicht unbedingt einen Kaufmannsladen aufstellen, um dieses Spiel zu ermöglichen. Wir sind später, wenn wir nicht mehr nur Lebensmittel anbieten wollten, auch auf andere Waren gekommen. Haben dazu selbst Preise überlegt und sogar das Geld noch selbst gebastelt.
Ab Klasse 1 Rechnen Kinder in der Schule mit Geld. Die Pädagogen klagen im allgemeinen, dass Kinder heute vergleichbar wenig Vorerfahrungen mit Geld haben. Der Grund dafür ist die weit verbreitete EC-Karte. Kinder erleben bei den Eltern kaum noch das "echte" Bezahlen. Von daher ist ein Kaufladen ( diesen sexismusfreien Begriff kenne ich aus meiner Kindheit) schon eine Möglichkeit, dem vorzubeugen.
Allerdings sollte man den pädagogischen Wert eines Kaufladens auch nicht überschätzen. Meine Kinder haben eher Unfug damit getrieben. Die Waren zerlegt, Wucherpreise verlangt oder das Spielgeld und die Waren durch die Wohnräume verteilt. Da habe ich mich manchmal schon gefragt, ob das andere Kinder auch so machen. Zudem schaffen Kinder alleine das Spiel auch nicht qualifiziert zu spielen. Da sind also immer die Eltern zum Anleiten gefragt. Aber ein drei Jahre altes Kind wird da eher selten anfangen, mit dem Geld so zu spielen, dass es dies versteht.
Der eigentlich pädagogsiche Nutzen eines Kaufladens ist eher das Kennenlernen der Waren, das Trainieren von Rollenmustern und das Ausleben von Phantasien im Rollenspiel so wie die Sprachförderung. Alternativ kann man natürlich mit anderen Rollenspielsachen solche Fähigkeiten fördern.
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