Woher kommt der Ursprung beim Beten die Hände zu falten?

Ich war heute in der Kirche, weil ein Jahrgedächtnis einer Großtante war. Beim Beten haben die Leute unterschiedlicher Weise die Hände gefaltet. Manche haben die Finger dabei ineinander verschränkt und andere haben die Handflächen gegeneinander getan und die Daumen dabei verschränkt.

Ich habe mich dann gefragt, warum man die Hände beim Beten derart faltet und warum man nicht einfach die Hände herunter hängen lässt oder die Arme verschränkt oder einfach die Hände in die Tasche gibt. Was bedeutet das Falten der Hände und warum machen das eigentlich fast alle beim Beten in der Kirche?

Das ist eine interessante Frage. Ganz generell denke ich, eine bestimmte Körperhaltung lässt einen bewusster und auch körperlich eine bestimmte, wichtige Situation wahrnehmen und sich darauf konzentrieren, wie beispielsweise eine festgelegte Sitzhaltung und Haltung der Arme beim Yoga. Damit sagt quasi der Körper dem Geist: Komme zur Ruhe und fokussieren dich nun auf das Gebet / die Meditation. Man bringt also schon äußerlich zum Ausdruck, dass nun ein bestimmtes Ritual folgt.

Weiterhin soll das Falten der Hände wohl eine gewisse Demut und Ergebenheit gegenüber Gott symbolisieren und dafür stehen, dass man bereit ist, sich seinem Willen zu unterwerfen. Ich habe gelesen, dass das Falten der Hände ganz generell die Bedeutung haben soll, zu zeigen, dass man keine Waffe in der Hand führt und nichts Böses vorhat. Das kann man gegenüber potentiellen Feinden oder eben auch gegenüber "seinem" Gott zum Ausdruck bringen.

Die ganz frühen Christen haben wohl so gebetet, dass sie wie Jesus am Kreuz die Arme ausbreiteten und die Handflächen gen Himmel drehten. Die heutige Gebetshaltung mit gefalteten Händen stammt angeblich vom sogenannten Lehenseid her: Dabei mussten im Mittelalter die Vasallen (also freiwillige Gefolgsleute eines Lehnsherrn) ihre Hände zusammen- und dann so in die Hände des Lehnsherrn legen. Damit wollten sie sowohl Treue gegenüber dem Lehnsherrn, als auch die Abhängigkeit ihm gegenüber symbolisieren. Also im Prinzip dasselbe, was Christen heute noch beim Gebet gegenüber Gott ausdrücken wollen.

Ich kenne auch die Bedeutung, die Kate110 angesprochen hat. Dass die Haltung der Hände von der Art und Weise herstammt, wie man sich früher seinem Lehnsherr unterworfen hat.

Dass man die Hände aber nicht einfach hinabhängen lässt oder gar in die Taschen steckt, finde ich ganz logisch. Die Haltung der Hände und des ganzen Körpers drückt sehr viel aus. Die Arme zu verschränken ist beispielsweise eine Abwehrhaltung, die man einnimmt, wenn man sich unwohl fühlt im Gespräch mit seinem Gegenüber. Die Arme hängenzulassen drückt Gleichgültigkeit aus. Das ist alles nicht das richtige, wenn man gerade mit Gott redet.

Wenn man die Hände hingegen so vor den Körper hält, zeigt es Inbrunst und Konzentration. Wenn man dann noch den Kopf zu den Händen neigt, erst recht. Dann ist man in sich gekehrt, um die Antwort zu erwarten. Ausgestreckt wäre auch noch eine logische Haltung, weil sie offen und erwartungs- und vertrauensvoll ist.