Schlimme Krankheit dem Partner aus Rücksicht verheimlichen?
Neulich habe ich mich mit meiner Oma unterhalten. Sie musste zum Arzt, weil sie einen Check-Up bekommen hat. Nun meinte sie zu mir, dass sie niemals den Opa damit belasten würde, wenn sie wirklich schlimm krank wäre. Sie würde das aus Rücksicht machen, damit er sich keine Sorgen machen muss. Ich muss dazu sagen, dass Opa wirklich gut dabei ist und einen gesünderen und stärkeren Eindruck macht wie unsere Oma.
Ich habe dann mal überlegt, wie man es wohl richtig macht. Der Partner kann ja im Krankheitsfall eine wirkliche Stütze sein. Aber er macht sich ja auch Sorgen und das soll er ja auch nicht machen. Wenn er krank ist und ich das nicht wüsste, würde ich ihm im Nachhinein schon Vorwürfe machen, wenn ich es raus bekomme und mich fragen, ob er so wenig Vertrauen zu mir hat. Oma aber meint, dass es nichts mit Vertraue zu tun hat sondern mit Liebe und Rücksicht.
Was haltet ihr davon, wenn man dem Partner eine schlimme Krankheit verheimlicht, damit er sich keine Sorgen macht? Würdet ihr so handeln? Was würdet ihr denken, wenn euer Partner euch das verheimlicht hat und dann eventuell sogar stirbt? Würdet ihr ihm auf dem Sterbebett Vorwürfe machen?
Ich kann schon verstehen, warum deine Oma ihre Krankheit aus Rücksicht verheimlicht. Für den Moment geht es deinem Opa damit sicher besser. Aber auf lange Sicht, finde ich es grundsätzlich total falsch. Wenn er herausfindet, dass sie schon lange krank ist, wird er sich sehr schlecht fühlen, weil er keine Chance hatte, für sie da zu sein. Und nur darauf kommt es in einer Partnerschaft an: füreinander da sein. Diese Möglichkeit stiehlt sie ihm.
Ich finde, in einer Partnerschaft geht es um das Gemeinsame, dass man alles teilt. "In guten wie in schlechten Zeiten". Ich wäre stinksauer, wenn mein Partner so etwas alleine durchmacht, ohne dass ich ihm helfen kann. Es ist nett gemeint, aber man richtet damit sehr viel Schaden an. Vor allem, wenn deine Oma kränker ist als dein Opa und es also abzusehen ist, dass womöglich er der Hinterbliebene sein wird. Er wird sehr daran zu knabbern haben, dass seine Frau ganz auf sich allein gestellt war.
Vielleicht schaffst du es, deine Oma zu überzeugen. Sie tut ihm damit wirklich keinen Gefallen. Es ist für beide besser, wenn er es weiß. Wenn diese Krankheit wirklich zu ihrem Tod führt, muss er sich doch auch darauf vorbereiten. Sicher wird er wissen, dass sie keine 20 Jahre mehr macht. Aber wenn sie sich darauf vorbereitet, muss er es doch auch tun.
Irgendwie kann ich es verstehen, wenn man vielleicht eine Krankheit verheimlichen möchte, aber dennoch finde ich, dass man in einer Partnerschaft darüber reden sollte, wenn man schwer krank ist. Auch wenn die Krankheit nichts so schwer ist, sollte man darüber reden. Es zu verschweigen ist ein absolutes No-Go in einer Beziehung, denn durch dieses Geheimnis verändert sich der Mensch und zieht sich langsam zurück und meistens zerbricht daran die Beziehung.
Belastend ist doch auch in erster Linie der Umgang mit der Krankheit. Wenn diese Krankheit ständig vorgeschoben werden würde oder sie zur "Erpressung" genutzt wird, wäre das schädlich. Aber nur die Diagnose selbst zu verheimlichen, hat schon was von Vertrauensbruch. Wie sollte in dem Beispiel der Opa am Ende damit umgehen, wenn tatsächlich der schlimmste Fall eintritt und er sich aber nicht mehr hat verabschieden können? Soll er mit dem Gefühl weiter leben, dass die eigene Frau ihm nicht vertraut hat? Und wie kann man eine "schlimme Krankheit" verheimlichen, wenn sie doch zum Ausbruch kommt? Ist es nicht schlimmer, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, anstatt gewonnene Zeiten zu nutzen?
Hat dann, was diese Oma zum Thema "Vertrauen und Liebe" sagt, das Zusammenstehen auch in schweren Zeiten nicht auch was mit "Vertrauen und Liebe" zu tun? Hiermit - finde ich - übergeht die Oma die Gefühle des Mannes und verhält sich relativ egoistisch. Eigentlich fast schon überheblich, weil sie annimmt, dass sie die Reaktion des Mannes schon kennen würde und daher glaubt, steuernd eingreifen zu müssen. Und genau dies halte ich - egal in welchem Alter bei Erwachsenen - für mindestens fragwürdig.
Hätte ich einen Partner, bei dem plötzlich eine schlimme Krankheit diagnostiziert würde, möchte ich das schon wissen. Denn wie könnte ich ihm beistehen, wenn ich nichts von seiner Krankheit weiß? Genauso würde ich aber auch denken und meinem Partner die Wahrheit sagen. Es wäre tatsächlich ein Vertrauensbruch, wenn man eine schwere Krankheit für sich behalten würde, um den Partner zu schonen. Wenn diese Krankheit dann nicht mehr zu verheimlichen ist, dürfte es für den jeweiligen Partner viel schlimmer sein.
Aber wie du fragst, ob man jemand auf dem Sterbebett noch Vorwürfe machen würde. Das fände ich dann doch schon ganz besonders schlimm. Man kann einem Sterbenden doch keine Vorwürfe machen. Solche Vorwürfe würden das Gewissen belasten und im Leben keine Freude mehr aufkommen lassen. Auch der Sterbende würde keine Ruhe finden.
Ich bin der Meinung, dass es weder für den Betroffenen selbst noch für die Angehörigen von Vorteil ist, wenn eine schlimme Krankheit verschwiegen wird. Für den Patienten kommt zum Stress der Behandlung und den ganzen Sorgen und Ängsten noch die riesige Belastung hinzu, alles mit sich selbst ausmachen zu müssen und so zu tun, als wäre nichts. Davon wird man bestimmt nicht schneller gesund oder lebt länger. Außerdem kann man "schlimme", also chronische oder vielleicht sogar unheilbare Krankheiten sowieso nicht dauerhaft verleugnen oder überspielen. Irgendwann fragt sich auch der begriffsstutzigste Mensch, wieso man zweimal wöchentlich stundenlang verschwunden ist, gelb anläuft, unkontrolliert zittert oder die Haare verliert. Eine Krankheit zu vertuschen, bis man buchstäblich im Sterben liegt, stelle ich mir ziemlich unmöglich vor, wenn man nicht gerade alleine lebt.
Davon abgesehen kann man es durchaus auch als mangelndes Vertrauen interpretieren, wenn eine so gravierende, lebensverändernde Situation verschwiegen wird, und nicht als eine überzogene Form der Rücksichtnahme. Schließlich will man ja auch für den Partner da sein, wenn es demjenigen nicht gut geht und sich im schlimmsten Fall keine Vorwürfe machen müssen, dass man es nicht früher gemerkt hat, dass der Partner so schwer krank ist. Meiner Meinung nach ist Offenheit in einer Beziehung immer die bessere Idee. Außerdem brauchen die meisten Menschen nicht halb so viel Schonung, wie man immer glaubt, sondern kommen auch mit schwierigen Situationen erstaunlich gut zurecht, wenn man ihnen die Chance gibt.
Man muss sich ja nur mal in die Situation des Opas versetzen, wenn deine Oma krank wird. Er merkt es nicht, merkt aber wie sie sich verändert, innerlich leidet und dann stirbt sie. Tolle Sache, die letzte gemeinsame Zeit mit einer Lüge zu verbringen, weil der Partner die Veränderung schon wahrnehmen wird. Man merkt dass, wenn man so lange zusammen ist. Man kann es nicht benennen, aber man merkt es und gerade wenn der Partner auch Schmerzen hat und man das mitbekommt, macht man sich eben Sorgen.
Ich würde es meinem Partner immer sagen, weil ich es einfach fair finde und es auch nicht verschweigen könnte, weil ich sicherlich auch Angst habe würde und mit meinem Partner auch noch etwas erleben wollen würde. Die restliche Zeit würde ich sinnvoll nutzen wollen und nicht im Alltag versunken sein. Außerdem kann einem dann der Partner auch besser beistehen und gemeinsam mit einem auch irgendwie an das Ende denken und die Sache dann auch besser verarbeiten. Wie mag man wohl denken, wenn man mitbekommt, dass der Partner sich alleine gequält hat und einen angelogen hat? Ich stelle mir das ganz schrecklich vor, die Wahrheit zu wissen ist sicherlich weniger schlimm.
Ich finde schon das man solche Situation gemeinsam durchstehen muss. Wenn jemand richtig krank ist, wird er dies wohl auch kaum verheimlicht bekommen. Der Gedanke deiner Oma ist wirklich sehr gut gemeint, aber dein Opa würde ihr sicher gerne zur Seite stehen wenn es ihr nicht gut geht. Genau wie sie es bei ihm machen würde.
Ich arbeite ja in einer Arztpraxis und sehe täglich, wie wichtig es in solchen Situation ist, das jemand einem durch die schwere Zeit hilft. Hoffen wir, das es nie zu einer solchen Situation kommt.
Ich könnte meinem Partner eine schlimme Krankheit nicht verheimlichen. Ich weiß auch gar nicht, wie das möglich wäre, wenn beispielsweise ein längerer Krankenhausaufenthalt oder eine Therapie nötig wäre. Gerade wenn man zusammen wohnt, wird es in so einem Fall kaum möglich sein, dem anderen die Krankheit zu verschweigen. Man kann das vielleicht als Belastung für den Partner sehen, aber in dem Fall wäre ich wohl egoistisch und würde meinen Freund lieber belasten, als so zu tun, als sei alles in Ordnung. Dafür ist der Partner in der Beziehung doch auch da, dass man das Leid teilt und in schweren Zeiten unterstützt werden will.
Ich kann deine Oma zwar verstehen, das sie deinen Opa nichts von einer schweren Krankheit erzählen würde um ihn nicht zu belasten. Trotzdem finde ich, das man solche Situationen zusammen durchstehen sollte und der Partner so eine große Stütze für den Erkrankten sein würde.
Es heißt ja immer wie in guten als auch in schlechten Zeiten und seien wir mal ehrlich, so etwas kann man den Partner sowieso nicht besonders lange verheimlichen, das wird doch irgendwann auch bemerkt. Deshalb finde ich nicht, das man solch eine große Bürde allein tragen sollte, sondern es zusammen mit dem Partner durchstehen sollte.
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