Beziehungen mit Witwern/Witwen schwieriger?

vom 14.09.2011, 22:01 Uhr

Ist es eigentlich meist schwieriger eine Beziehung mit einem verwitweten Single einzugehen als mit einem geschiedenen Menschen? Ich frage, weil eine Bekannte einen Witwer kennengelernt hat. Dieser Mann ist von Anfang an zwar nicht abgeneigt gewesen, dass er eine Beziehung will, aber irgendwie fühlt sich meine Bekannte nicht gerade so, als wenn sie die einzige Frau ist für ihn. Nicht, dass er fremd geht. Aber obwohl die Frau schon seit 9 Jahren verstorben ist, geht er täglich zum Friedhof und bezieht sie nicht irgendwie dabei ein. Er hat überall noch Bilder von ihr und er redet auch mit den Bildern.

Meine Bekannte glaubt, dass es generell wohl schwerer ist eine Beziehung mit einem Witwer oder für einen Mann auch eine Beziehung mit einer Witwe einzugehen, weil man mit dem Partner nicht richtig abschließen konnte. Bei einer Scheidung ist es ja meist so, dass die Liebe nicht mehr da ist. Wenn ein Partner sich von einem Menschen trennt, muss der andere damit klar werden und muss auch damit klar werden, dass er nicht mehr geliebt wird. Die Liebe schwindet dann auch bei dem Verlassenen.

Bei einem Witwendasein ist es aber doch anders. Der geliebte Mensch geht und die Liebe ist immer noch da und die kann doch auch nicht weniger werden. Ich kann mir vorstellen, dass ich auch nach vielen Jahren noch meinem Mann hinterhertrauern würde und meine Liebe würde nicht weniger werden. Anders, als wenn er mich verlassen würde. Wie seht ihr das? Ist es in der Regel wirklich schwieriger mit einem Witwer oder einer Witwe eine Beziehung einzugehen? Wird ein Witwer oder eine Witwe sich jemals vollständig dem neuen Partner öffnen können, wenn er eine erfüllte Liebe mit dem verstorbenen Partner gehabt hat?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Genau genommen sind eine Trennung und eine Verwitwung nicht weit voneinander entfernt. Hier laufen im Grunde ganz die selben Prozesse ab, denn für den Verlassenen ist es in beiden Fällen grundsätzlich das gleiche.

Es gibt Trauerphasen, die man nachlesen kann, und wenn man sich die Verarbeitung einer Trennung anschaut, gerade nach langen Beziehungen, findet man auf Seiten des Verlassenen ebenfalls die Wut-, die Ohnmachts- und die Neufindungsphasen, um jetzt mal Beispiele zu nennen. Und wie die Trauer um einen Toten läuft auch bei Verlassenen die Trauer nicht konstant und gleichförmig, sondern absolut individuelle ab, die Phasen können verschieden lang und auch verschiedener Reihenfolge sein.

Hat eine verwitwete Person die Trauer durchlaufen, so wird diese Person damit genauso abgeschlossen haben wie eine verlassene Person nach einer Trennung, so sie sich den Phasen gestellt hat und diese durchlebt hat. In beiden Fällen gibt es ungenügende Trauer, Verdrängung etc., da kann man in keiner Weise sagen, ob eines der beiden besser oder schlechter ist als das andere.

Ich kenne Menschen, die nach einer Trennung nach langjähriger Beziehung keinerlei Berührungsängste haben vor ihren Erinnerungen mit dem Partner, locker Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit erzählen und insgesamt die Erinnerungen an die Zeit der Beziehung einfach zu ihrem Erfahrungsschatz gepackt haben, weil sie die Trennung gut und ausreichend verarbeitet haben. Gleiches wirst Du bei Verwitweten finden, die den Tod des Partners weitgehend verarbeitet und akzeptiert haben.

Letztlich schleppen alle Menschen ihr Leben und ihre Erfahrungen, Erinnerungen und Vorstellungen mit sich herum, und es ist ein Zeichen innerer Reife, diesen positiv gegenüberzustehen und nicht abweisend. Das Andenken der verstorbenen Frau zu ehren finde ich vollkommen legitim, ich würde auch wollen, dass eine neuer Partner nach einer Trennung nicht dauernd die Augen rollt, wenn ich den Namen meines Expartners erwähne oder eine witzige Geschichte erzähle, in der er vorkam. Die Erinnerungen wären ein Teil von mir und das sollte der neue Partner akzeptieren. Daraus zu schließen, dass der alte Partner, der verstorbene Partner mir wichtiger wäre als die Gegenwart, das halte ich für vermessen.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@Karen 1: Ich finde schon, dass es was anderes ist, wenn mein Mann mich verlassen würde oder er sterben würde. Wenn er mich verlässt, dann weiß ich, dass er mich nicht mehr will und nicht mehr liebt. Der Partner, der aber stirbt, ist nicht aus freien Stücken von einem gegangen. Er ist in Liebe gegangen und ich würde es auch ein wenig als Verrat ansehen, wenn ich mich neu verlieben würde. Denn die Liebe ist ja von Seiten des Verstorbenen nicht kaputt gegangen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke es kommt auf den jeweiligen Menschen an. Manche Menschen öffnen sich halt nicht für eine neue Beziehung und können quasi nur Freundschaften aufbauen. Andere dagegen haben schon kurz nach dem Tod des Partners eine neue Beziehung und sind damit auch glücklich.

Genauso wie man Menschen kennt, welche nach einer Trennung sofort eine neue Beziehung eingehen und andere eben Jahre brauchen, um sich auf einen neuen Partner einzulassen. Man kann sowas nicht als pauschale Aussage hinstellen, die auf alle zutrifft.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Also von meinem Freund die Mama hat einen Mann kennen gelernt der wie sie Witwer war als sie sich kennen gelernt haben. Ich denke das es nicht unbedingt schwieriger ist als wenn man sich von seinem Partner trennt. Auch dann haben manche Menschen sich nicht richtig getrennt und hängen noch an den Ex Partnern.

Ich denke das man vielleicht einen gewissen Zeitraum braucht um über den verstorbenen Partner hin weg zu kommen und damit ab zu schließen. Dann kann man sich vielleicht ein wenig besser auf Jemand neuen einlassen.

Und so wie bei meinem Freund bei der Mama ist es vielleicht auch keine schlechte Situation weil man sich gegenseitig unterstützen kann. Man weiß ja was der andere Partner durch machen musste. Also denke ich das es nicht schwieriger.

» kirsche678 » Beiträge: 519 » Talkpoints: -2,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde das auch eher schwer mit einem Menschen zusammen zu kommen, der Witwer oder Witwe ist. Immerhin hat man ja wohl schon einige Jahre zusammen, hat gemeinsam eine Menge erlebt und man zerrt von gemeinsamen Erinnerungen. Da ist es nicht leicht sein Herz wieder an eine andere Person zu verlieren oder es überhaupt wieder für eine andere Person zugänglich zu machen. Man trauert eben noch und wenn man die große Liebe verliert ist das nicht leicht, aber eine Trennung ist da schon einfacher zu verkraften als der Tod.

Wenn mein Partner nun nach vielen Jahren des Zusammenseins sterben würde, wüsste ich nicht ob ich mich überhaupt wieder auf jemanden einlassen wollen würde. Immerhin kann die Liebe meiner Meinung nach nie wieder so stark, so intensiv werden wie mit dieser einen verstorbenen Person.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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