Zeige ich zu viel Verständnis oder reagiere ich über?
Niemand ist perfekt, das ist ja klar. Die Fehler meines Freundes liegen vor allem darin, dass er immer unpünktlich ist und dass er nie nein sagen kann. Das geht dann aber öfters sehr ungünstig für mich aus. So wie heute auch, wo ich hier sitze und warte und wir eigentlich schon lange in einer Ausstellung sein sollten. Sehr oft ist es so, dass er etwas später kommt. Mal eine Stunde, oder Zwei und dafür auch gute Gründe hat. Die meisten drehen sich eben um seinen Vater, der derzeit in einer geschlossenen Einrichtung ist. Da habe ich auch immer absolut Verständnis für. Andere Sachen sind dann, wenn irgendwer ihn noch bittet dieses, oder jenes schnell mal noch zu machen. Da fehlt mir dann oft einfach das Verständnis für, weil ich es nicht einsehe, dass er mal eben schnell einen PC einrichtet, wenn wir zu einer gewissen Uhrzeit verabredet sind, nur weil er nicht nein sagen kann.
Heute ist es so, dass er sich mit seiner Mutter treffen wollte, weil etwas zu besprechen war. Das war heute Vormittag und wir wollten uns zum Nachmittag treffen. Das war schon vor einer Woche vereinbart. Wir sehen uns zwar so ziemlich täglich, aber das ist eben Alltag und heute Nachmittag wollten wir endlich wieder etwas unternehmen. Mir war der Nachmittag furchtbar wichtig und das habe ich ihm auch gesagt. Tja ich weiß nicht ganz genau wie es heute wieder lief, jedenfalls kam seine Mutter wohl zu spät, alles zog sich hin, er musste jetzt noch dem Vater unbedingt etwas bringen und muss ihm unbedingt heute noch ein Fahrrad aufbauen und einige Sachen machen. An sich habe ich dafür ja Verständnis. Nur ist er in zwei Tagen eh wieder bei dem Vater und es muss ja auch nicht immer alles sofort gemacht werden. Dann schreibt er mir eben gerade eine Nachricht, dass es wohl später wird und er hofft ich wäre nicht zu verärgert. Das bin ich auch nicht, ich bin enttäuscht.
Ich liebe ihn und er ist das beste was mir passiert ist und daran ändert dies auch nichts und mir ist auch klar, dass vieles daher kommt, weil er einfach damit überfordert ist, dass er der Betreuer seines Vaters ist, aber eben auch weil er niemals nein sagen kann so richtig. Dieser Nachmittag war mir halt einfach wichtig und wir wollten in eine Ausstellung gehen über deren Thema ich meine Masterarbeit schreibe. Die Ausstellung endet bald und ist extrem bedeutend für meine Masterarbeit, daher ist dies auch für mich wichtig. Jetzt schaffe ich es zeitlich auch nicht mehr hin und bin enttäuscht. Zumindest hat er sich inzwischen angewöhnt sich zu melden, wenn es später wird. Ich weiß auch, dass es ihm Leid tut und wäre es nicht eine Verspätung wegen dem Vater wäre ich stinksauer, so weiß ich dass er eben auch Mitleid mit der Situation seines Vaters hat. Es hat nur ungünstiger weise diesen Nachmittag getroffen. An anderen Tagen wäre es nicht allzu bedeutend für mich gewesen.
Egoistischer weise würde ich ihm am liebsten raten die Betreuerschaft abzugeben, aber ich tue es nicht, weil ich Angst habe, dass er es später bereuen würde und er sich um nichts zu bereuen bewusst dafür entscheiden muss. Er spielt schon mit dem Gedanken, weil die Zeit dafür sein Leben auffrisst und am Ende nicht mehr genug für alles andere übrig bleibt. Aber er muss es selbst entscheiden. Doch ich denke auch manchmal Tage wie heute hätten auch anders geregelt werden können. Wir würdet ihr dies sehen, würdet ihr jedes Mal Verständnis zeigen oder wäret ihr auch irgendwann enttäuscht? Ich habe manchmal Angst, dass ich zu wenig Verständnis für ihn zeigen würde, immerhin ist es nicht einfach womit er zu tun hat.
Die Situation Deines Freundes klingt wirklich nicht einfach bezogen auf seinen Vater. Da finde ich es grundsätzlich natürlich erstmal gut, dass Du versuchst, Verständnis aufzubringen.
ABER: Sein Vater ist ja jetzt nicht akut auf der Intensivstation oder ähnliches, so dass er ständig ganz dringend besucht werden oder etwas gebracht bekommen müsste. Soweit ich weiß, ist man als Betreuer grundsätzlich für eine Person verantwortlich, die nicht oder nur beschränkt geschäftsfähig ist - Dein Freund wird sich also vermutlich unter anderem um die Finanzen seines Vaters kümmern, in seinem Namen mit Behörden kommunizieren oder ähnliches. Das sind natürlich Dinge, die Zeit in Anspruch nehmen und auch ordentlich erledigt werden müssen. Ich verstehe jedoch nicht, warum Dein Freund es scheinbar nicht schafft, dies zeitlich so zu planen, dass er die Verabredungen mit Dir dennoch einhalten kann. Da kommt wohl sein Problem, nicht "nein" sagen zu können, ins Spiel.
Ich finde es aus Deiner Sicht eine sehr unbefriedigende Situation. Ich selbst werde sehr schnell böse, wenn ich regelmäßig auf jemanden warten muss oder gar versetzt werde. Ich habe deshalb auch schon Kontakte abgebrochen, weil ich so ein Verhalten respektlos finde. Natürlich ist es wichtig, dass er sich um seinen Vater kümmert. Eine Respektlosigkeit Dir gegenüber bleibt es aber. Es klingt ein bisschen so, als würde er sich darauf verlassen, dass Du immer verständnisvoll reagierst und als würde er der Zuverlässigkeit Dir gegenüber deshalb eine geringere Priorität einräumen. Du solltest meiner Ansicht nach mit ihm noch einmal sprechen und ihm dies mitteilen, dass das in einer Beziehung kein akzeptabler Umgang miteinander ist. Er muss lernen, sich abzugrenzen. Wenn man eine Verabredung eingeht, dann ist diese "Verpflichtung" vorrangig und MUSS eingehalten werden, finde ich - von Ausnahmen (Notsituationen) abgesehen.
Die Unpünktlichkeit scheint ja in der Familie zu liegen. Aber insgesamt ist das auch keine normale Situation, was du in Bezug auf den Vater schreibst. Ich weiß es selbst wie sich das Leben ändert, wenn die Eltern sehr krank werden. Und auch ich habe von jetzt auf gleich die gesamte Tagesplanung über den Haufen geworfen, wenn akut etwas gewesen ist.
Allerdings sehe ich eben auch in deinem Post, dass dein Freund ansonsten viel über die gemeinsame Zeit mit dir stellt. Da würde ich dann ehrlich hinterfragen, wie viel ihm die Beziehung wert ist. Sicher haben oftmals Männer das Problem des selektiven Hörens. Sie hören zwar zu, aber merken sich nur kleinste Teile davon. Das Phänomen kenne ich von meinem Mann auch. Wie oft bekomme ich dann zur Antwort, dass ich ihm da doch gar nichts erzählt habe.
Aber wenn du grundsätzlich nur hinten anstehst, dann stimmt doch insgesamt etwas nicht. Und an deiner Stelle wäre ich dann auch allein zu dieser Ausstellung gegangen. Ohne zu fragen, warum mein Partner mal wieder nicht zu abgemachten Zeit erschienen ist.
Die Situation in der du dich befindest ist nicht befriedigend für dich. Daran solltest du etwas ändern. Mittlerweile weißt du ja wie dein Freund reagiert, das es mal wieder später werden könnte, oder das euer Treffen ganz ausfällt. Auf Dauer kann das keine Lösung sein, wenn du immer wieder zurücksteckst. da solltet ihr Beide euch mal zusammen setzen und in Ruhe drüber reden. Aber dann ohne Störungen, seiner Familie.
Ich habe Verständnis für die Situation deines Freundes, etwas Ähnliches gibt es auch in der Beziehung meiner Tochter. Obwohl man das ganz anders sehen muss, weil beide eine Fernbeziehung haben.Aber bei den Beiden ist sie auch immer Diejenige die nachgibt und Verständnis hat. Seine Familie steht immer an erster Stelle, weil beide Eltern krank sind. Sie sind herzkrank und dann auch noch arbeitslos. Geld ist also auch immer ein Thema. Er studiert, hat also auch kein großes Einkommen. Dann leben seine Eltern gut 200 km von ihm entfernt und erwarten das er jedes Wochenende vom Studienort nach Hause kommt. Die Situation ist nicht immer einfach.
Mittlerweile habe sie eine Lösung die für beide Parteien befriedigend ist gefunden. Aber manchmal denke ich, da meine Tochter in der Beziehung zu nachgiebig ist. Allerdings habe ich damals auch alles über den Haufen geworfen als meine Mutter schwer krank wurde. Heute bin ich froh, das ich so gehandelt habe und die letzte Zeit noch mit ihr verbringen konnte. Allerdings war ich da schon jahrelang mit meinem Mann verheiratet und er hat es mir auch nicht krumm genommen, das ich einen Urlaub abgesagt habe.
Ich war am Anfang unserer Beziehung nicht so tolerant und war immer fürchterlich eifersüchtig, wenn er damals immer zu seiner Familie gerannt ist, wenn sie gepfiffen haben. Aber irgendwie haben wir uns da auch zusammengerauft. Wenn dir der Mann wichtig ist und du ihn liebst, dann wirst du einen Kompromiss finden. Aber einfach wird es nicht werden.
Ich finde es schön, dass du so viel Verständnis für deinen Freund aufbringst und auf keinen Fall finde ich, dass du in dieser Situation überreagierst. Sicher ist es toll von deinem Freund, dass er sich so um seine Familie und vor allem um den kranken Vater kümmert. Aber trotzdem ist es schade, dass du anscheinend immer zurückstehen musst, weil andere Sachen dazwischen kommen, die deinem Freund wichtiger zu sein scheinen. Dass er sich in solchen Fällen meldet, finde ich eigentlich selbstverständlich, immerhin musst du doch auch wissen, woran du bist.
Gerade, wenn dir diese Ausstellung so wichtig war, dann hätte dein Freund es irgendwie einrichten sollen, um dich nicht zu enttäuschen. Ich kenne das Problem, wenn man nicht nein sagen kann, aber es ist einfach nicht möglich, es allen Menschen recht zu machen. Das muss man einfach irgendwann einsehen und lernen, Prioritäten zu setzen. Ich denke, dass ich an deiner Stelle alleine zu der Ausstellung gegangen wäre. Dann wäre die Enttäuschung vielleicht auch kleiner, dass dein Freund nicht rechtzeitig da war, weil du nicht nur gewartet, sondern in der Zeit auch etwas geschafft hättest.
Ich finde es zwar auch ganz nett, dass du dich deinem Freund gegenüber einigermaßen tolerant verhältst, aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich so etwas nicht lange mitmachen würde. Ich finde es sehr wichtig, dass der Partner zuverlässig ist und dass Vereinbarungen normalerweise auch ihre Gültigkeit behalten. Dazu zählen für mich auch Verabredungen, vor allem wenn sie schon längere Zeit feststehen.
Natürlich ist dein Freund besonders belastet, wenn er seinen Vater betreut. Das finde ich auch in Ordnung und als Partner oder Partnerin hat man das auch zu respektieren. Aber man kann es vielleicht so regeln, dass man sich dann nicht jeden Tag sieht, sondern vielleicht nur ein- oder zweimal in der Woche, aber diese Termine sollten dann eben auch feststehen, ohne dass häufiger etwas dazwischen kommt. Bei der Arbeit kann man zum Beispiel auch nicht so einfach fehlen und ich finde, dass man sich im Freundeskreis oder in der Partnerschaft auch zuverlässig verhalten sollte. Das finde ich ganz besonders wichtig.
Dass dein Freund scheinbar bei manchen Dingen nicht nein sagen kann, finde ich etwas kurios. Denn immerhin kann er in dem Moment, in dem er bei einem Freund, der einen Computer eingerichtet haben möchte, nicht nein sagen kann, sagt er dir gegenüber nein. Wenn die Verabredungen mit dir schon länger bestehen, sollte er sich aus meiner Sicht eigentlich dafür entscheiden. Aber natürlich sollte er auch genug Zeit für sich, seine Freunde und natürlich auch für die Betreuung des Vaters haben. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig genug. Aber man kann so eine Situation sicher auch meistern, ohne dass man sich immer wieder unzuverlässig verhält, selbst wenn es dafür Gründe gibt.
Ich hatte mal einen Freund, der häufig zu spät kam, allerdings hatte der niemanden zu pflegen. Ich habe es dann irgendwann so gemacht, dass ich einfach alleine gefahren bin, selbst wenn wir verabredet waren. Ich habe keine drei Minuten mehr gewartet und er konnte dann alleine nachkommen. Das hat einigermaßen geholfen.
Punktedieb hat geschrieben:Aber wenn du grundsätzlich nur hinten anstehst, dann stimmt doch insgesamt etwas nicht. Und an deiner Stelle wäre ich dann auch allein zu dieser Ausstellung gegangen. Ohne zu fragen, warum mein Partner mal wieder nicht zu abgemachten Zeit erschienen ist.
Nein, nein so ist es zum Glück auch nicht, von grundsätzlich kann nicht die Rede sein. Ich war gestern nur sehr emotional als ich diesen Text schrieb und habe meinen Frust rausgelassen. Bis auf diesen Makel ist er der aufmerksamste und liebevollste Mensch, der mir je begegnet ist und ich merke in jeder Sekunde, die wir verbringen wir sehr er mich liebt und habe mich noch nie so geborgen und geliebt gefühlt. Wenn er mit mir Zeit verbringt neigt er anders herum genauso dazu alle anderen zu versetzen, weil er dann nicht weg mag .
Ich war mir ja gestern schon recht sicher, dass er es einfach nicht so sah, dass er so zu mir Nein sagt und ich einfach zu wenig Nein gesagt hatte bzw mich zu wenig beschwert hatte. Ich war zeitlich immer nur die letzte Anlaufstelle und wäre es Jemand anders gewesen hätte er sich genauso verspätet.
Bin dann gestern noch abgedampft und wollte zumindest bummeln gehen und nicht Zuhause sitzen und warten. Er fuhr dann an mir vorbei und war ziemlich fertig als er merkte, dass ich halt gerade weg wollte. Wir einigten uns dann darauf zu reden und ich schilderte ihm relativ ruhig, aber eben emotional wie ich das empfinde und das er ja so auch zu mir nein sagt. Man sah ihm richtig an wie nah ihm das ging und wie extrem Leid es ihm tat. Er meinte selbst er habe es einfach nicht gemerkt und dass er den Tritt eindeutig gebraucht hat, denn aus seiner Sicht hat er es so nicht wahrgenommen. So wie ich ihn kenne wird das so schnell nicht wieder passieren und sich eindeutig was ändern. Das nimmt er sich zu Herzen. Und ich muss langsam auch mein Verständnis lockern, denn der Papa ist ja nun endlich untergebracht und es sollte sich langsam alles entspannen. Der Fehler liegt ja immer auf beiden Seiten, einer der macht und einer der machen lässt.
Mein Partner war am Anfang unserer Beziehung auch so und ist es in gewisser Weise heute auch immer noch. Er ist zu hilfsbereit und deswegen kam er auch am Anfang unserer Beziehung mal 2 Stunden zu spät, wobei ich dann fast 2 Stunden angezogen auf ihn gewartet hatte. Er erklärte mir dann, dass er seinen Eltern noch geholfen hat, was es aber gefühlsmäßig auch nicht besser machte. Ich kann dich also gut verstehen.
Vielleicht kannst du ihm ja auch ein bisschen bei seiner Arbeit mit dem Vater helfen, sodass es schneller geht? Ansonsten solltest du deinem Freund ganz klar sagen, wann es wichtig ist, dass er da ist und du ansonsten auch einfach mal enttäuscht bist und das dann auch nicht einfach wieder in Ordnung ist, wenn er das nächste Mal pünktlich ist. Ich finde, dass man das durchaus sagen darf in einer Beziehung und das du trotzdem nicht anmaßend bist. Gerade, wenn es um deine Masterarbeit geht und er mitgehen wollte, ist das auch einfach nur gemein und er müsste wissen, was es dir bedeutet.
Zudem scheint der Vater ja auch gut versorgt zu werden und da muss man dann auch nicht unbedingt hin, wenn du deinen Termin mit ihm hast, dann muss man eben mal lernen ab zu sagen. Es ist sicherlich auch ein bisschen die psychische Abhängigkeit zu Eltern, den man gefallen möchte, aber das bringt ja nichts. Du solltest das Thema noch mal mit deinem Freund und vielleicht auch gemeinsam mit seinem Vater besprechen. Dein Freund hat ja auch noch ein eigenes Leben und da kann es nicht sein, dass sein Vater nicht mal merkt, dass dein Partner nicht immer zu ihm kommen kann. Ein Betreuer ist ja eigentlich auch nicht für alles zuständig, sondern muss die Person ja nur unterstützen, aber das heißt nicht, dass der Betreuer keine Freizeit mehr haben darf.
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