Wie viel räumliche Distanz zu einem Gesprächspartner?

Ich mag körperliche Nähe zu einem Gesprächspartner nicht allzu gerne. Mein individueller "Sicherheitsabstand" beträgt mindestens einen Meter. Ich mache oft die Erfahrung, dass es bei anderen Menschen anders ist. Kürzlich traf ich einen alten, flüchtigen Bekannten, der mir beim Reden viel zu nahe kam. Ich bin immer wieder zurückgewichen, aber nach einer Zeit rückte er immer wieder nach.

Ich mag es auch nicht, wenn ich beispielsweise im Restaurant den Leuten zu nahe gegenübersitze. Der Grund ist nicht nur, dass die Speisen auf einem schmalen Tisch zu wenig Platz haben, sondern dass mir das Gesicht der Leute, selbst wenn es gute Freunde oder gar Familienmitglieder sind, zu nahe ist.

Wie beurteilt ihr euren angenehmsten Abstand? Empfindet ihr gerne räumliche Nähe, sodass euer Gesicht beispielsweise weniger als einen halben Meter vom Gegenüber entfernt ist? Oder mögt ihr auch lieber eine größere Distanz? Warum bevorzugt ihr euren individuellen Abstand? Kommt ihr deswegen auch oft mit eurem Gesprächspartner in einen unbewussten Konflikt, indem ihr eure Stellung immer wieder zurechtrückt?

Bei mir kommt es ganz klar darauf an, wer mir gegenüber sitzt bzw wer mein Gesprächspartner ist und wie die Sympathie ist. Bei guten Freunden ist es mir relativ egal ob sie einen Meter oder einen halben von mir entfernt sind, bei fremden sieht das schon anders aus.

Ich war letzte Woche in meiner Firma bei einer anderen Abteilung und hatte dort eine Art "Vorstellungsgespräch". Der gute Mann war auf den ersten Blick sympatisch aber irgendwie strange. Er zeigte mir lauter Sachen, die er schon so gemacht hat und was zu meinem Arbeitsalltag gehören würde, wenn ich dort anfange. Alles am PC, weshalb er und ich jeweils auf unseren Stühlen zusammen vor dem PC hockten. Als er so erzählte über die Geschäftsreisen und so und das man viel Zeit zusammen verbringen würde, wurde mir irgendwie unbehaglich und ich merkte wie ich mich auf meinem Stuhl so weit wie möglich zurück lehnte und auch etwas weg rückte. Im Laufe des Gesprächs gewann er aber mein "Vertrauen" wieder zurück und ich merkte, wie ich mich wieder vor lehnte um mit ihm zusammen in den Bildschirm zu gucken.

Was ich damit sagen will ist, dass ich, wenn ich mich in einer Situation mit meinem Gesprächspartner unwohl fühle, automatisch körperlich auf Abstand gehe. Das mache ich teilweise ganz unbewusst. Das heißt aber auch nicht, dass wenn mir jemand sympathisch ist und dennoch fremd, dass ich gleich auf 30cm Nähe mit ihm reden muss. Das ist immer so eine intuitive Sache und hat auch viel mit Wohlfühlen bzw Sympathie zu tun. Für mich zumindest.

Das kommt immer auf die Person an mit der ich rede. Bei Freunden ist mir der Abstand völlig egal. Die dürfen so dicht kommen wie sie wollen. Bei Bekannten ist das etwas Anderes, da gehe ich auch öfters immer weiter zurück und die Personen kommen hinterher. Das geht soweit bis ich dann auch schon sage, dass die andere Person dann etwas zurück treten soll. Es hat eben jeder eine andere Hemmschwelle und das ist ja auch okay so, aber man muss eben auch ein wenig auf die Grenzen anderer Menschen achten.

Mir geht es auch so, dass ich bei einem Gespräch körperliche Nähe nicht wirklich gerne mag. Dabei ist es mir auch ziemlich egal, mit wem ich rede. Bei sehr guten Freunden stört es mich zwar nicht so sehr, wenn sie mehr in meiner Nähe stehen, aber ich muss es nicht zwingend haben. Meine Freunde wissen auch darüber Bescheid und lassen mir meinen Abstand. Ich hatte mal eine Arbeitskollegin, die diesen Abstand nie respektiert hat. Sie stand immer ganz nah vor mir, wenn sie mir etwas erzählt hat. Dann bin ich tatsächlich zurück gegangen, was aber nichts genutzt hat, da sie hinterher kam. Auch Andeutungen halfen leider nicht.

Ich arbeite im direkten Kundenkontakt und da ist es meistens unterschiedlich! Wenn ich Kunden etwas zeigen möchte, dann stehe ich auch mal direkt NEBEN dem Kunden. Ansonsten halte ich auch knapp einen Meter Abstand und mag es nur bei bestimmten Personen, die ich auch wirklich mag oder gut kennen, wenn sie auch mal was näher bei mir stehen.

Die Abstände sind kulturell auch unterschiedlich. Daher ist das immer schwer einzuschätzen. Einige mögen es, sich direkt Nase an Nase zu stehen, wenn ich das mal etwas übertrieben darstelle. Andere möchten dann lieber mehr als einen Meter Abstand. Ich kann es gut verstehen, wenn viele Menschen lieber größeren Abstand wollen. Manchmal habe ich sogar noch einen Präsentationstisch zwischen mir und den Kunden. Das ist mir bei vielen auch angenehmer.