Wer kann denn mit hunderten Euros privat vorsorgen?
hooker hat geschrieben:Ich würde nun zehn oder 20 Euro monatlich nun auch nicht gerade in einen Sparplan oder Fonds investieren um sie für die Altersvorsorge bereit zu halten, aber ich würde sie garantiert in eine Sparbüchse stecken.
Das ist sicher eine Methode, sich für (kleine und notwendige) Anschaffungen die unvorhergesehen kommen (müssen), einen Puffer zu schaffen. Aber es hätte nichts hinsichtlich der Vorsorge für das Alter zu tun. Denn egal wie man dieses Geld anlegt - am Ende legt man einen lächerlich geringen Gesamtbetrag an. Wer im Monat 20 Euro spart, kommt im Jahr auf 240 Euro - und wenn man dies 30 Jahre lang macht, liegen wir bei 7200 Euro! Wenn wir zur Vereinfachung die Inflation und den Ertrag weglassen, dann kann man mal überlegen, wie weit man heute mit einer Mini-Rente und zusätzlich 7200 Euro auf der "hohen Kante" kommen würde.
Es kommt einer Verhöhnung gleich, wenn man denen, die vermutlich eine zu geringe Rente auf Grund des geringen Einkommens während des Erwerblebens bekommen werden, als Rat mit auf den Weg gibt, selbst vorsorgen zu müssen. Hier das System selbst dafür verantwortlich zu machen, ist eine billige Lösung. Weil die Nachricht aber oft genug verbreitet wurde, glaubt am Ende eben jeder daran und jedem der dies zu hinterfragen wagt wird Inkompetenz, Ahnungslosigkeit oder Ignoranz mit Tendenzen "zum Kommunismus" vorgeworfen.
Natürlich bin ich dazu bereit. Ich bin froh, dass es möglich ist bei mir und möchte heute nicht denken, dass ich mit 70 plötzlich keinen Bedarf mehr an einer ordentlichen Rente jeden Monat habe. So naiv möchte ich nicht sein. Natürlich ist es irgendwie schade, wenn einem heute 200 Euro im Monat "fehlen". Aber ich würde sie doch eigentlich nur zum Fenster hinaus werfen und nichts Sinnvolles damit machen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich mir Klamotten davon kaufe oder anderen Kram und was habe ich denn davon?
Ganz anders aber sieht die Lage doch aus, wenn das heutige Einkommen eh so gering ist, dass man gar nichts weglegen kann. Aber da müsste man selbst mit 1200 Euro netto im Monat erstmal sehen, wohin das Geld fließt. Vielleicht sind da auch die ein oder anderen hundert Euro in Kram gesteckt, auf den man heute gut verzichten kann. Man muss sich ja bewusst machen, dass nur, weil es einem heute nicht so gut geht, das ja kein Grund dafür sein darf, dass man findet, es darf einem im Alter noch schlechter gehen. Im Gegenteil. Gerade dann sollte man ja alles dafür tun, um wenigstens im Alltag etwas besser gestellt zu sein. Dass es schwer ist, ist keine Frage.
Ich finde allerdings die Vorsorge ist in erster Linie erst einmal eine gewisse Kopfsache, denn ich muss es auch wirklich wollen. Wo ein Wille ist, ist auch immer ein Weg sagt ja ein Sprichwort. Natürlich muss man mit geringen Einsatz von Geld auch die Erwartungen real halten. Und genau hier besteht bei den meisten Leuten schon der sogenannte Knackpunkt, denn sie wollen einfach zu viel. Das kann leider so nicht klappen.
Eine finanzielle Vorsorge kann man eigentlich mit jeden Einkommen tätigen, allerdings die monatliche Höhe ist auch direkt vom Einkommen abhängig. Selbst Personen mit sehr geringen Einkommen zahlen ja sogar Schulden ab, also funktioniert es keine Frage.
Haudegen hat geschrieben:dass ich mit 70
Geht man weg von der solidarischen Rente, so ist jede andere Form IMMER nur ein Ansparen. Egal, was am Ende die Versicherungen versprechen. Und hier ist das Geld irgendwann weg - außer man zahlt sich schlicht weniger aus. Das System krankt auch an der Tatsache, dass niemand weiß, wie alt man wird und wie hoch die Vorsorge sein muss. So kannst du ein Vermögen ansparen und wenn du aber 110 Jahre alt wirst, kann es passieren, dass das Geld "zu früh" aufgebraucht wurde. Oder aber du hast ein Vermögen angespart, stirbst aber schon mit 60! Es freuen sich ein paar Erben - mehr passiert aber auch nicht. Und auch hier hast du Gelder für andere zurückgelegt, weil das letzte Hemd bekanntlich keine Taschen hat.
Die (zynisch) positive Sache hier (wenn man so will): Arme Menschen sterben eher. Damit ist das Thema Altersarmut nur ein persönlich-temporäres Problem von nicht zu langer Dauer.
karlchen66 hat geschrieben:Eine finanzielle Vorsorge kann man eigentlich mit jeden Einkommen tätigen, allerdings die monatliche Höhe ist auch direkt vom Einkommen abhängig.
Und das ist der Knackpunkt! Denn selbst wenn sich Bezieher geringer Einkommen tatsächlich was vom Essen absparen und ihre letzten Euros für die Altersvorsorge zurücklegen - und gerne auch Zuschüsse des Staates erhalten - gibt es keine Rechnung, welche im Ergebnis dieser Bemühung über die Grundsicherung hinausgehen würde. Profitieren werden bei all den Anstrengungen die Versicherungsunternehmen und Banken. Denn die Masse macht hier das Geschäft. Der (arme) Sparer hingegen hat sein Leben "verspart" und lebt dennoch in der sog. Altersarmut. Das ist kein Systemfehler sondern eine Konsequenz aus dem System!
Geht man weg von der solidarischen Rente, so ist jede andere Form IMMER nur ein Ansparen. Egal, was am Ende die Versicherungen versprechen. Und hier ist das Geld irgendwann weg - außer man zahlt sich schlicht weniger aus.
Das stimmt nicht ganz. Versicherungen machen genau das, was sie am besten können - sie teilen das "Risiko" (Das Wort Risiko ist in diesem Zusammenhang natürlich der falsche Begriff) auf viele Leute auf. Tatsächlich wird aber eine lebenslange Rente gezahlt und die Versicherung berechnet anhand der Statistiken über die Lebenserwartung die Auszahlung so, dass sie gemittelt über die gesamten Versicherungsnehmer dem angesparten Betrag verrechnen. Im Endeffekt kommt man dann aber drauf, dass man schon sehr alt werden muss, um überhaupt von der Rente zu profitieren - zumal eine Menge Geld für die Verwaltung drauf geht.
Also es ist natürlich möglich das man 200-300 Euro zurück legt, aber dann wäre in meinem Fall nicht mehr viel für Luxus übrig, wie Urlaub, Essen gehen, Kino und ähnliches. Man kann doch von Menschen nicht erwarten das man ein Leben lang nur für seine Rente zahlt. Was soll das denn bitte sehr für ein Leben sein das ich dann jetzt führen sollte.
Und wenn man 1200 Euro verdient, dann kann man keine 300 Euro sparen, denn bei 900 Euro gehen mindestens schon mal 400 Euro Miete runter, je nach dem wo man wohnt oder wo man arbeitet braucht man ein Auto, Versicherungen etc., wovon soll man denn dann bitte noch leben.
@laraluca: Man kann ja auch mit einem geringeren Betrag sparen. Zudem gilt immer noch, dass man geringere Beiträge hat, wenn man sehr früh auf die Altersvorsorge hinarbeitet. Einfach weil der lange Zeitraum für den Sparer arbeitet. Und dass gilt es ja nur die Lücke zu schließen, die zwischen monatlichem Einkommen und der zu erwartenden Rentenzahlung liegt.
Wobei eben jeder Mensch für sich selbst entscheiden muss, ob und in welcher Höhe er im Alter Abstriche machen will. Wer zum Beispiel als Rentner teure Reisen machen will, weil er dann einfach losfahren kann, wann es ihm passt, der muss auch entsprechend besser vorsorgen, dass diese Pläne realisierbar sind.
Deswegen sehe ich Beiträge in private Altersvorsorge von mehreren hundert Euro im Monat als übertrieben an. Zumindest, wenn junge Leute damit beginnen. Je älter man wird, desto mehr muss dann aber auch investieren, um entsprechende Lücken zu füllen.
@Weasel_: Das schreibst du schon richtig und das "Risiko" - oder der schlimmste zu erwartende Fall - ist, dass der Versicherungskunde tatsächlich alt wird. Genau das, was die Versicherungen machen, ist ja ein Ansparen über viele verteilt. Genau das, was bei der staatlichen Rente ja angeblich nicht funktioniert. Nur das man glaubt, dass so ein Versicherungskonzern sicher nie die Gelder falsch anlegt oder aber in Schwierigkeiten kommt. Wenn dem dann doch so ist, dass zahlt der Staat (so immer die Hoffnung) einspringt - obwohl vorher die (Versicherungs-)Konzerne Gelder abgezogen hatten. Verwaltung ist hier ein Posten - aber die Versicherungsnehmer bezahlen auch die Gewinne! Das System geht auch da nur gut, wenn genug Menschen "früh ableben". Man stelle sich aber eine Situation vor, in der 80-90% der Kunden 90 Jahre alt werden. Und schon schreit ein jeder, der die staatliche Rente für Tot erklärt hat, nach dem Staat!
@derpunkt: Bei einem Versicherungskonzern gibt es aber auch die Möglichkeit nur das frühzeitige Ableben zu versichern. Und wer, wie man in Versicherungsschulungen dann so schön gesagt, von diesem Recht kein Gebrauch macht, bekommt auch kein Geld. Am Ende sind das auch Gewinne, die der Konzern einfährt und einen Teil davon auch in die Kapitalversicherungen steckt.
Im Endeffekt müsste das staatliche Rentensystem ähnlich umstrukturiert werden, wie es im wirtschaftlichen Sektor passiert. Einen Teil der eingezahlten Beiträge gehen in das Risiko, dass eben sehr viele junge Leute schon Gelder von dort beziehen. Ein Teil muss wohl oder übel auch in die Verwaltung gehen und ein dritter, aber größter Teil geht in die Ansparphase der eigenen Rente.
Wenn man dann das ganze System auch auf Gewinnorientierung auslegt, dann kommen auch investierte Gelder rein und alle Versicherten haben dabei einen Gewinn bei der späteren Rente. Nur sind denn Möglichkeiten vorhanden das System in recht kurzer Zeit entsprechend umzustellen? Denn dieser Prozess sollte keine Jahrzehnte dauern, wenn es langfristig wirklich eine sichere Rente geben soll.
Genau das, was die Versicherungen machen, ist ja ein Ansparen über viele verteilt. Genau das, was bei der staatlichen Rente ja angeblich nicht funktioniert.
Nein, die staatliche Rente funktioniert anders. Bei privaten Renten wird mit den angesparten Beiträgen von heute die Renten von morgen bezahlt. Bei der staatlichen Rente werden mit den Beiträgen von heute die Renten von heute bezahlt. Rücklagen sind natürlich vorhanden, aber in wesentlich kleinerem Maße. Der Unterschied ist, dass heute eben genauso viele einzahlen wie später Rente bekommen. Das ist bei der staatlichen Rente nicht der Fall.
Man stelle sich aber eine Situation vor, in der 80-90% der Kunden 90 Jahre alt werden.
Wieso sollte es ganz plötzlich passieren? Es ist rein mathematisch quasi unmöglich, dass so etwas rein zufällig passiert. Die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte wohl niedriger liegen als zwei Sechser im Lotto hintereinander zu gewinnen.
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