Was war dein gravierendster Wendepunkt in deinem Leben?

vom 23.10.2013, 21:12 Uhr

Bis man alt und grau wird, hat man wahrscheinlich sehr viele Wendepunkte im Leben mit gemacht. Der eine Wendepunkt war nicht so gravierend wie der andere, aber es gab bestimmt ein Wendepunkt in eurem Leben, wo ihr sagt, dass es der wichtigste Wendepunkt (zumindest bis heute) war und ist.

Welcher Wendepunkt war der wichtigste und gravierendste in eurem Leben? Was ist da geschehen, dass ihr diesen Wendepunkt als wichtig und prägend empfandet? Ist dieser Wendepunkt eher positiv oder negativ verlaufen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es mag vielleicht traurig klingen, aber ich kann nicht sagen das ich einen gravierenden Wendepunkt in meinem Leben erlebt hätte. Es gab nichts, was mich von heute auf Morgen zu etwas bewegt hätte, was so vielleicht nicht geplant war. Ich bin relativ froh darüber, dass mein Leben ein Stück weit vorhersehbar ist, denn ich plane gerne. Und auf Wendepunkte wie eine Kündigung kann ich getrost verzichten.

Ich gehe mal davon aus, dass ein Kind nochmal ein absoluter Wendepunkt sein muss, weil man fortan sich nicht nur mehr um sich selber kümmern muss und kann und das Leben ändert sich schlagartig in jeder Form. Aber da ich noch kein Kind habe, kann ich davon auch kein Lied singen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich hab ziemlich viel durchgemacht als Kind. Meine Eltern waren eigentlich nie wirklich zusammen und es war immer so, dass entweder die Mama oder der Papa auszog, oder ich mit Mama oder Papa auszog. Ich kenne meine Eltern nicht zusammen. Das hat mich früher unter sehr großen Stress gestellt. Ich hatte als Kind psychische Probleme deshalb. Ich war Bettnässer, hatte Panikattacken sodass ich keine Luft mehr bekam, und bin schlafgewandelt. Als meine Eltern sich dann, als ich 6 Jahre alt war, scheiden ließen, war alles wie weggeblasen. Ich war gesund.

Dafür zogen wir in meiner Jugend 3 Mal um und ich hatte nie das Gefühl irgendwo wirklich dazuzugehören. Meine Mama war nun alleine und musste, um uns zu ernähren Vollzeit arbeiten gehen, da mein Vater es nicht für nötig hielt, uns zu unterstützen. Ich habe meine Mama kaum gesehen und dazu musste ich noch meinen Bruder und mich versorgen. Ich hab gekocht, geputzt und meine Schulaufgaben gemacht. Das war mein Leben. Raus gehen, spielen mit Freunden war nicht drin. Ich hab dann noch eine andere schlimme Erfahrung gemacht, über die ich hier aber nicht sprechen möchte.

Als ich älter wurde und meine Schulaufgaben im Gymnasium anspruchsvoller, kam meine Oma und mein Opa immer zu Besuch, um auf uns aufzupassen. Meine Oma bekam nach kurzer Zeit Krebs und wir sind wieder umgezogen. Zu meiner Oma, um sie zu versorgen. Leider starb sie kein halbes Jahr später und das war auch genau der Zeitpunkt, zu dem mein Vater uns wortwörtlich gesagt hat, dass wir nicht mehr seine Kinder seien! Da war für mich alles aus. Ich hasste jeden Menschen. Verfluchte mein "scheiß" Leben. Damals war ich 15 Jahre alt.

Nun zum Wendepunkt. Ich war also ziemlich frustriert. Ich hab nur Mist gemacht. Geklaut (nie erwischt worden), mich geprügelt und am liebsten habe ich andere fertiggemacht. Besonders meine Lehrer wurden meinen Launen zum Opfer. Ich war wegen meiner großen Klappe dafür in meiner Clique sehr beliebt. Einmal war es aber eben dann so weit: Ich hab meine Biolehrerin so lange fertiggemacht, bis sie geweint hat. Das war mein Wendepunkt. So etwas einfaches und menschliches! Ich hab ihre Tränen gesehen und war von mir selber so erschüttert. Ich hab in dem Moment verstanden, dass ich ihr niemals weh tun wollte. Ich wollte mich selber nur besser fühlen, indem sich andere schlecht fühlen, quasi genau so schlecht, wie ich mich fühlte.

Aber wie gesagt, als ich sie weinen sah, brach es mir das Herz. Das war nicht das, was ich wollte. Ich mochte sie sogar sehr. Sie war ein toller Mensch und ich hab sie zum Weinen gebracht. Ich war damals ein Monster. Ich bin dann nach der Stunde hin und hab mich entschuldigt. Sie sah mich ganz verdutzt an und dann hab ich geweint vor ihr. Sie nahm mich in den Arm und meinte: Alles wird gut. Seit dem bin ich ein besserer Mensch. Deutlich besser. Ich verstehe mein Handeln von damals gar nicht mehr.

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» KissingSnowWhite » Beiträge: 46 » Talkpoints: 38,66 »



Bevor ausführlich geantwortet werden kann, stellt sich die Frage, was du denn unter einem Wendepunkt verstehst? So gestellt kann dies ja viel bedeuten. Was wäre denn dein entscheidenster Wendepunkt in deinem vermutlich noch kurzem Leben gewesen? Würdest du z.B. einen Schulwechsel nach deiner vierten Klasse als "Wendepunkt" begreifen? Immerhin wäre dieser Fluss ja die Regel? Ebenso die Frage: könnte man das Einsetzen der Menstruation als Wendepunkt bezeichnen, wo doch dieses Ereignis unausweichlich und nicht zu beeinflussen ist? Oder der Verlust der Eltern - kommt er plötzlich, so mag es wie ein Punkt erscheinen. Folgt er nach langer Krankheit, so wäre doch der "Wendepunkt" eher "im Fluss".

Dann wüsste ich nicht, was für Ereignisse du als gravierend sehen würdest? Wann ist ein Ereignis gravierend bzw. wann ist es schon nicht mehr so gravierend für den weiteren Lebensweg? Was wäre dein einschneidenstes Erlebnis und hast du dir schon mal überlegt, was dir als alternativer Weg zur Verfügung gestanden ist? Immerhin muss man - will man "Wendepunkte" identifizieren - auch eine Vorstellung davon haben, wie das Leben ohne diesen "Wendepunkt" weiter verlaufen wäre. Alles so nicht einfach zu beantworten, solange du keine Richtung vorgibst, die dir bei der Fragestellung vorgeschwebt ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich glaube der größte Wendepunkt in meinem Leben war als ich meine Frau kennenlernte und merkte dass es etwas für die Ewigkeit sein könnte.

Bis zu diesem Zeitpunkt lebte ich in den Tag hinein, hatte keine Pflichten und wohnte noch bei den Eltern. Mein Leben bestand zum größten Teil aus Fußball, Disco und gelegentlichen Kneipenbesuchen mit meinen Kumpels. Eine Freundin hatte ich nicht und das wollte ich auch nicht. Ich hatte keinerlei Absicht mich zu binden und fühlte mich mit meinen 20 Jahren auch noch viel zu unreif dafür. Ich hätte mir niemals träumen lassen wie schnell man alle guten Vorsätze über Bord werfen konnte und wie fest ich eigentlich am Haken zappelte.

Sie hatte etwas überraschend ein großes Einfamilienhaus geschenkt bekommen dass sie nun völlig allein bewohnte. Sie war damit etwas überfordert und sie hatte auch Angst dass man ihr dort Mieter reinsetzt. Ich fühlte mich auch überfordert und etwas gedrängt, entschloss mich aber es zu versuchen. Ich zog also zu ihr und seit diesem Tag war nichts mehr wie vorher. Nicht nur dass ich jede Menge Verantwortung und Pflichten hatte, ich hatte auch noch ständig jemanden um mich. Das war schon eine große Umstellung und so eine rasante Wendung hatte ich auch in meinem späteren Leben nie mehr vollzogen. Ich habe es rückblickend auch nie bereut so schnell zu meiner Frau gezogen zu sein, die Entscheidung war schon richtig.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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