Was war beruflich die bisher anstrengendste Phase für euch?
Bei mir waren die beiden (juristischen) Staatsexamina auf jeden Fall das Anstrengendste, was ich bisher in beruflicher Hinsicht überstehen musste. Im ersten Staatsexamen waren es sechs, im zweiten sieben Klausuren, jeweils verteilt über zwei Wochen und jede fünf Stunden lang.
Diese Prüfung ist angeblich sogar darauf ausgelegt, nicht nur das reine juristische Wissen zu testen, sondern auch, ob der Kandidat in der Lage ist, mit relativ viel Druck und Stress umzugehen und die Klausurenphase geistig und körperlich zu überstehen (und dabei noch gute Leistungen abzuliefern). Die mündliche Prüfung beim ersten Examen (beim zweiten steht sie bei mir noch aus) findet hingegen ja nur an einem Tag statt, da war ich zwar vorher sehr aufgeregt, fand es aber von der Anstrengung her nicht vergleichbar mit den Klausuren.
Was war für euch bisher die anstrengendste Phase, die ihr beruflich meistern musstet? Habt ihr es gut geschafft oder seid ihr hinterher krank geworden, habt euch ausgebrannt gefühlt oder ähnliches?
Für mich war es am anstrengendsten, nach dem Studium in den Beruf einzusteigen, weil ich vorher noch nie gearbeitet habe. Ich hatte zwar mal Praktika gemacht, aber da weiß man ja genau, dass man dort nur eine begrenzte Zeit ist und man muss ja auch im Praktikum nicht so viel leisten; da geht man eher oder arbeitet nur an bestimmten Tagen usw. Und dann diese Umstellung vom freien Studentenleben auf einen 8-17-Uhr-Job war schon sehr schlimm, ich war da andauernd müde in der ersten Zeit, weil ich das frühe Aufstehen nicht gewohnt war.
Problematisch war für mich auch, dass man in dem Job wirklich powern musste, also richtig viel machen musste und aufpassen musste, dass man nicht als zu langsam erscheint. Ich war da nämlich die Vertretung für jemanden und für mich war alles neu, ich habe natürlich für die Aufgaben länger gebraucht als derjenige, den ich vertreten habe und darum haben die mich dort auch nicht so lange behalten. Das war dann meine erste Erfahrung mit dem echten Arbeitsleben und die war ganz schön frustrierend.
Für mich gab es eine sehr anstrengende Zeit, als eine Kollegin von mir gekündigt hat, die sehr gut war und viele Aufgaben im Unternehmen gemacht hat. Diese Aufgaben musste ich dann noch zusätzlich zu meinen bestehenden Aufgaben meistern. Da es sehr schwer war, adäquaten Ersatz für diese Kollegin zu finden, gab es immer mal jemanden, der für sie eingestellt wurde, aber diese Angestellten haben es nie lange geschafft, bei uns zu arbeiten, weil sie einfach nicht so gut waren, wie die Kollegin, die gegangen war.
So war ich gezwungen, die Aufgaben der Kollegin zusätzlich zu meinen Aufgaben monatelang zu machen. Das führte dann auch mal dazu, dass Aufgaben liegen blieben, was den Druck natürlich zusätzlich erhöhte. Ich war also sehr froh, als dann endlich ein geeigneter Ersatz gefunden war und ich einige der Aufgaben abgeben konnte. So allgemein habe ich die Zeit ganz gut geschafft, weil meine Chefs auch sehr verständnisvoll waren, weil ich nicht alle Arbeiten schaffen konnte.
Ich hatte zwei Phasen, die ich bisher sehr anstrengend fand. So war es zum einen die Zeit, zu der ich mein Abitur gemacht habe. Ich habe wirklich sehr früh damit angefangen, mich für die Prüfungen vorzubereiten und so war es dann so, dass ich mehrere Wochen lang am Stück nur gelernt habe. In der Zeit gab es nicht einen Tag, an dem ich nicht gelernt hätte und ich kam dann auch an meine Grenzen. Immerhin habe ich wirklich viel gelernt, doch der Berg an Arbeit wurde einfach nicht wirklich kleiner. Von daher habe ich dann auch den Prüfungen entgegen gefiebert, da ich es kaum erwarten konnte, die Prüfungen endlich hinter mir zu haben.
Ebenfalls eine wahnsinnig stressige Zeit, war, als ich mein erstes Studium in der Schweiz angefangen hatte. Das System war völlig anders als in Deutschland und von daher war es so, dass ich immer von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends weg war. Als ich dann nach Hause kam, musste ich noch etliche Hausaufgaben erledigen und auch noch den Unterricht für meine Schüler vorbereiten, da ich auf Lehramt studiert hatte. Außerdem kam noch dazu, dass ich zu Anfang mit der Sprache nicht richtig klar kam und dann auch nicht so schnell Anschluss fand.
Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich mit dem ganzen Stress nicht umgehen kann. Ich war einfach komplett überfordert und ich konnte mich auch zu nichts motivieren. Von daher habe ich das Studium dann auch abgebrochen und mir erst einmal eine Auszeit genommen. Danach habe ich dann ein anderes Studium in Deutschland begonnen, welches mir jedoch von Anfang an wunderbar gefallen hat.
Die anstrengendste Phase war bisher die Arbeitslosigkeit für mich. Nach dem Studium ist man hochmotiviert oder wie man sagt "jung, dynamisch, erfolglos". Ich war voller Tatendrang und wollte unbedingt mein erlerntes Wissen erproben, aber er gestaltete sich doch recht schwierig einen Job zu finden.
Sicherlich habe ich bei meiner jetzigen Tätigkeit auch die ein oder andere jährliche Periode in der ich mehr Überstunden machen als mir lieb ist, aber das ist alles erträglich, weil ich weiß, ich habe Arbeit und verdiene Geld. Arbeitslos zu sein hingegen war für mich mental das anstrengendste.
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