Wären autofreie Sonntage wie 1973 noch möglich?

1973 gab es im Zuge der Ölkrise Ende des Jahres einige autofreie Sonntage. Es war keine freiwillige Veranstaltung, sondern ein Zwang. Es war ein wirkliches Fahrverbot. Niemand ohne Ausnahmegenehmigung, wie etwas Ärzte, durften mit dem Auto fahren. Ich kann mich noch erinnern, welch tolles Gefühl es war, mitten auf einer breiten Straße in der Stadt mit vielen Leuten zusammen im Winter spazieren zu gehen. Es war eine ganz ungewohnte friedliche Ruhe.

Wäre ein solches Fahrverbot heute überhaupt noch möglich? Gäbe es nicht ein Riesengeschrei von wegen Zwang und Einschränkung der Freiheitsrechte des Bürgers, so wie es beim Veggieday der Fall war, der ja noch nicht einmal Pflicht hätte sein sollen. Würden die Grünen nach einem Fahrverbot endgültig in der Versenkung verschwinden? Damals habe die meisten Leute die autofreien Sonntage hingenommen. Die Grünen waren noch gar nicht gegründet, die Sozialliberale Koalition war an der Regierung.

Das wird heute nicht mehr gehen. Allein die Anzahl der Autos wird dieses nicht zulassen. Darüber hinaus gibt es heute viel zu viele Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, weil viele in einer anderen Stadt arbeiten. Die Menschen schaffen es nicht einmal an den autofreien Sonntagen in der Innenstadt das Auto stehen zu lassen. Dafür ist diese Aktion viel zu teuer für den Staat, weil es kaum Resonanz gibt.

Warum sollte es nicht möglich sein, autofreie Sonntage einzuführen? Was in Teillandschaften oder Städteteilen möglich ist, sollte auch allgemein zu erreichen sein. So wurde zwischen Waldbröl und Nümbrecht im August dieses Jahres ein Sonntag als autofrei erklärt. Die Menschen haben sich gefreut, dass sie die schöne Natur in dieser Gegend mal in Ruhe und ohne Abgase genießen konnten. Bremen hatte im September 2013 einen autofreien Tag und am 11.9.13 war Köln-Ehrenfeld ebenfalls ohne Autos.

Das dürfte allgemein keinem geschadet haben und die meisten haben sich darüber gefreut. Was einzelne Städte und Gemeinden gemacht haben lädt ein zum Nachmachen. Es könnte von Nord nach Süd jeden Sonntag eine andere Stadt autofrei sein, wenn es schon nicht in ganz Deutschland möglich sein sollte. Es ist nur ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz, aber er könnte Nachahmer finden.

Ich glaube seither haben sich die Strukturen zu stark verändert. Ich habe den Eindruck die Menschen wohnen heute weiter auseinander. Meinen engeren Freundeskreis könnte ich schon ohne Auto nur mit größerer Planung und Aufwand erreichen, ähnlich sieht es mit Freizeitangeboten oder Wochenendaktionen aus. Außerdem gibt es auch viele Pendler, die nur am Wochenende zu Hause sind. Ich fände es nicht gut, wenn man diesen Leuten auch noch das kaputt machen würde.

Vielleicht noch mal zur Klärung: Die autofreien Sonntage galten bundesweit. Damals waren Autos auch noch keine Seltenheit und die Leute waren genauso darauf angewiesen wie jetzt. Es war auch keine freiwillige Maßnahme und Bitte an die Bürger, sondern es war ein von der Regierung erlassenes Verbot für die ganze BRD. Ausnahmen bekamen im Wesentlichen nur Ärzte und Polizisten.

Ich nehme mal an, dass die Proteste ziemlich groß wären. Viele wären nicht bereit, ihr Auto stehen zu lassen, auch wenn sie sonntags eigentlich nicht zwingen darauf angewiesen sind. Manchen ist es ja schon zu viel, 200 Meter zu Fuß zu gehen. Wahrscheinlich würden so viele aus Protest trotzdem fahren, dass die Polizei die gar nicht alle ausfindig machen könnte. Und dann gibts eben auch noch die Pendler, die am Sonntag Nachmittag/Abend zurück an ihren Arbeitsort fahren. Wäre schade, wenn man seine Familie nicht sehen könnte, nur weil man am Sonntag nicht fahren darf. Auf den Zug ausweichen ist bei weiteren Entfernungen auch stressig.