Wie kann es sein, dass ein Lokführer einen Halt übersieht?

Es war ja schon öfters einmal in den Schlagzeilen, dass der Lokführer eines ICEs einen Halt einfach übersieht und durch die Station durchrauscht. Es hieß dann immer, dass das die Schuld des Lokführers sei, der schlicht und ergreifend den Halt übersehen hat.

Das erstaunt mich ein bisschen, denn ich dachte immer, dass der Mensch noch einmal von einem Computer oder zumindest einem zweiten Lokführer kontrolliert wird. Entscheidet wirklich nur der Lokführer, ob er an einem Bahnhof hält oder nicht?

Wie man einen Halt übersieht, ist mir auch schleierhaft... Das hab ich zudem noch nie gehört! Allerdings war ich auch schon "Opfer" der Bahn: Wir waren mitten im Nirgendwo unterwegs und alle 2 Minuten bekamen wir eine Mitteilung per Lautsprecher: "Sehr geehrte Fahrgäste, wir bitten Sie um etwas Geduld. Wegen einer technischen Störung kann die Regionalbahn statt 120km/h (ich weiß nicht mehr wie schnell sie fahren sollte...) nur noch 80km/h fahren. Wir bitten um ihr Verständnis. Die folgenden Anschlusszüge werden auf sie warten, usw."

Nach einiger Zeit kam dann plötzlich folgende Durchsage: "Sehr geehrte Fahrgäste, wir bitten Sie um etwas Geduld. Wegen einer technischen Störung UND einer heftigen Sturmwarnung darf die Bahn laut Auskunft nur noch 50km/h fahren. Die Anschlusszüge werden wir zur unserem Bedauern nicht mehr erreichen!" Doch jetzt kommt es noch besser. Ca. eine halbe Stunde später, in der wir natürlich nur die vorgeschriebenen 50km/h gefahren sind, meinte der nette Schaffner doch plötzlich: "Sehr geehrte Fahrgäste, wir bitten Sie um etwas Geduld. Wegen einer technischen Störung kann die Regionalbahn nicht mehr weiter fahren und der Zug endet hier (im Nirgendwo, auf einem Feld)! Wir bitten Sie auszusteigen (während des Sturms!) und auf einen Ersatzzug zu warten!" Der Zug kam 2Stunden später. Ich war nass bis auf die Unterwäsche.

Wie das passieren kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß auch nicht, wie Lokführer doppelt kontrolliert werden. Mir selber ist einmal eine ähnliche Situation passiert. Ich habe den Halteknopf getätigt, der Zug wurde bei der Station langsamer, ist aber nicht stehen geblieben sondern langsam weiter gefahren, also durchgefahren.

Ich war ziemlich fertig. Ich stand da mit einer ziemlich schweren Tasche in einer Hand und einem übermüdeten Kleinkind in der anderen Hand. Mein Auto war eben bei der Zugstation geparkt. Eine Station mitten in der Pampa, wo der Zug eben durchgefahren ist. Es war auch schon dunkel und nach 22 Uhr. Ich hatte keine Ahnung, wie ich nun wieder zurück zum anderen Bahnhof sollte, vor allem eben mitten in der Nacht. Beim nächsten Bahnhof bin ich natürlich ausgestiegen, kein Personal, niemand, der um diese Uhrzeit noch da gewesen wäre. Wir hatten dann das riesige Glück, dass uns eine andere Passagierin mit ihrem Auto zurück zum anderen Bahnhof gebracht hat. Sie hat das ganze gesehen, dass wir rechtzeitig gedrückt haben und so weiter.

Am nächsten Tag habe ich eine Beschwerde geschrieben. So etwas mache ich normalerweise nicht, aber da war mir sehr danach zumute. Als Erklärung habe ich dann bekommen, dass scheinbar der Lokführer durch einen technischen Defekt den Haltewunsch nicht gesehen hat. Als Entschädigung habe ich dann einen Gutschein über 10 Euro für die nächste Bahnfahrt bekommen.

Da fällt mir zum Stichwort "Halteknopf" noch eine Geschichte ein: Meine Station wird aufgerufen und ich gehe auch zur Tür und zum besagten Halteknopf. Der Zug hält (anders als in deiner Geschichte) an und ich drücke auf den Knopf, sodass sich die Türe öffnet. Doch was passiert? Ich höre nur das Zischen der Druckluft (?), die aus dem Mechanismus entweicht, doch es passiert nichts. Nichts. Ich drücke noch mal und dasselbe Spiel geht von vorne los. Als ich begriffen habe, dass diese Tür defekt ist, bin ich durch ein komplettes Abteil gerannt, um dann dort die andere Tür zu nutzen. Doch was war? Natürlich fährt der Zug bei meiner Ankunft vor der zweiten Tür weiter.

Nun musste ich natürlich einen Schaffner suchen, dem ich meine Situation erklären konnte, da meine Fahrkarte ja nur bis zur verpassten Station galt. Ich war sowieso schon richtig genervt, weil meine Mutter am Bahnhof auf mich gewartet hat und sie nun sicher auch sauer auf mich sein würde. Also finde ich einen Schaffner und erkläre ihm, was passiert ist. Er war gnadenlos! Ich musste für die Strecke bis zur nächsten Haltestelle tatsächlich noch mal 2,50 Euro zahlen und von dort aus, um wieder an meine Haltestelle zu kommen, wieder 2,50Euro für die Fahrt zurück. Das war so dreist!

Ein Lokführer muss irgendwie ziemlich vor sich hinträumen, damit er tatsächlich einen Halt verpasst. Gut, in so einem Zug läuft wohl vieles ganz automatisch, aber wo man sich gerade befindet, sollte man doch bitteschön noch wissen. Ein zweiter Lokführer ist meines Wissens nicht dabei. Vielleicht fährt einer mit, um im Notfall einspringen zu können, aber der muss denjenigen, der gerade fährt, nicht kontrollieren. Es befindet sich auch nur ein Fahrersitz im Cockpit. Ich denke aber schon, dass der Fahrer einen Monitor hat, der im zeigt, wo er sich gerade befindet und wie weit es noch bis zum nächsten Halt ist.

Wahrscheinlich guckt man da nicht drauf, weil man denkt, man kennt die Strecke in- und auswendig, und schwupps, hat man die letze Möglichkeit verpasst, um noch so abbremsen zu können, dass man im Bahnhof auch zum Stehen kommt. ICEs werden zwar meines Wissens auch automatisch abgebremst, wenn die die zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf bestimmten Streckenabschnitten die zugelassene Geschwindigkeit überschreiten, aber anhalten muss der Lokführer wohl schon noch selbst.