Ausbildungsniveau für Fachinformatiker sehr unterschiedlich?

Mein Sohn arbeitet zwei Tage in der Woche freiberuflich in einer Softwarefirma und muss zur Zeit dort einen Fachinformatiker unterstützen. Ich denke, dass dieser Glück gehabt hat und viele Dinge lernt und durchaus auch anspruchsvolle Kenntnisse erwirbt. Ich kenne es aus der Firma, wo ich früher gearbeitet habe, auch anders. Ich bin der Meinung, dass die Fachinformatikerazubis dort zu speziell geschult wurden und dass sie nicht die Chance hatten, zusätzlich zu dünnen Expertenkenntnissen einen allgemeinen Überblick sowohl in der Programmierung als auch in der Systemadministration zu bekommen.

In der Schule lernen die Fachinformatiker ja auch nicht sehr tiefgreifende Dinge, sodass die praktische Ausbildung eigentlich das Entscheidende ist. Ist es also Glückssache, an welche Firma man gerät? Ist das Ausbildungsniveau gerade in praktischer Hinsicht für die Fachinformatiker extrem unterschiedlich?

Ich denke das Problem kann man unabhängig von der Ausbildung beobachten. Es ist natürlich schon erst einmal so, dass die Anforderungen des Ausbildungsbetriebs die Ausbildung massiv beeinflussen. Manchmal werden eben nur Spezialkenntnisse gelehrt; manchmal bekommt man auch eine grundlegende Ausbildung. In vielen Firmen werden die Auszubildenden auch nur als günstige Arbeitskräfte gesehen und bekommen eigentlich überhaupt keine systematische Ausbildung.

Allerdings ist es auch so, dass es sehr stark auf den Einzelnen ankommt. Wenn ein Azubi wirklich Interesse an der Breite seines Fachgebietes hat, wird er allein aus Eigeninteresse auch über den Tellerrand hinaus blicken und sich womöglich auch selbst in seiner Freizeit gewisse Kenntnisse aneignen. Ich kenne beispielsweise viele Menschen, die hobbymäßig programmieren oder in einer anderen Form an Computern basteln. Dazu braucht man also keinen Ausbildungsbetrieb; es reicht ein wenig Eigeninteresse.

Und auch im Berufsschulunterricht kann man über den Tellerrand blicken, ein freiwilliges Projekt übernehmen oder sich bei Referaten tiefer als nötig mit dem Thema beschäftigen. Ich glaube sogar, dass sich "Ausbildungsunterschiede" fast ausschließlich auf Eigeninteresse und Eigeninitiative des Einzelnen zurückführen lassen und gar nicht so stark abhängig vom Betrieb sind.