Sind Jugendliche noch für Handwerkerberufe zu begeistern?
Heute habe ich im Radio einen Bericht gehört. Es ging um Ausbildungsstellen, die in diesem Jahr in unserer Stadt unbesetzt blieben. Viele Handwerksbetriebe jammern, weil sie keine Auszubildende finden. Alle wollen wohl nur im Büro oder im Einzelhandel arbeiten anstelle sich die "Finger schmutzig zu machen", wie sie im Radio so schön sagten.
Ist es wirklich so, dass die Jugendlichen heutzutage schwer für Handwerksberufe zu begeistern sind? Besonders im sanitären Bereich, im metallverarbeitendem Bereich und im Bäckerei-Konditoreihandwerk soll es wohl sehr schwer sein Auszubildende zu finden. Auch Tischler, Maurer und überhaupt Arbeiter auf dem Bau sind schwer zu finden, was Auszubildende betrifft. Habt ihr einen Handwerksberuf oder würdet ihr auch keinen dieser Berufe erlernen wollen? Woran liegt es, dass man bei den Handwerksberufe so schwer Auszubildende findet?
Das ist in der Tat so, was die Statistik auch zeigt: Wie du sagtest, viele handwerkliche Ausbildungsberufe sind noch zu vergeben, während IT- und Medienstudiengänge so boomen wie noch nie zuvor. Das hängt mit Sicherheit von unserem Zeitalter ab. Jeder junge Mensch beschäftigt sich mit Technik und Computer. Dementsprechend haben sich auch Interessen und Berufswünsche verändert. Grundsätzlich ist das erst einmal kein Problem, solange es für beide Branchen genug Azubis gibt.
Ich denke auch nicht, dass der Handwerksberuf weiter in Nöte kommen wird. Schließlich ist die Entscheidung, ob ich jetzt Maurer oder Bäcker werde nicht nur vom eigenen Interesse abhängig, sondern auch von den Schulnoten und dem Abschluss. Haupt- und Realschüler haben kaum eine Chance auf das Studium ihrer Wahl. Zwangsläufig wird es dann ein Beruf in der Handwerkssparte.
Ich kenne einige Abiturienten, die einen Handwerksberuf erlernen. Mein Neffe lernt sogar Bäcker - nicht, weil er nichts anderes findet, sondern, weil er es so möchte. Aber es stimmt schon, Handwerksberufe sind nicht so beliebt. Das kann ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen. Ich glaube, dass Handwerk immer noch einen goldenen Boden hat. Denn Brot isst man immer und Installationen müssen auch immer gepflegt werden.
Dass die Handwerksbetriebe keine Azubis bekommen liegt auch zum Teil an den hohen Anforderungen, die die Betriebe stellen. Am liebsten würden sie nur Abiturienten einstellen, die allerdings in den überwiegenden Fällen ein Studium beginnen. Die Handwerksbetriebe klagen schon lange über die schlechten Kenntnisse der Schüler in Deutsch und Mathematik. Da sie in vielen Berufen doch etwas ausrechnen müssen, um die geforderte Arbeit präzise machen zu können, gibt es immer wieder Probleme. Deshalb stellen sie auch kaum Hauptschüler ein. Wenn nichts anderes zu bekommen ist, dann wenigstens Realschüler.
Ich kenne Jugendliche, die in einen Handwerksberuf gegangen sind. Aber wie gesagt, nicht alle werden angenommen. Ja, im Bäckerhandwerk gibt es ja kaum noch Betriebe, die selbst backen. Die großen Ketten haben viele Bäckereien gezwungen, ihren Betrieb aufzugeben. Die wenigen, die es noch gibt, werden zum Teil auch schon von Ketten beliefert. Warum sollte dann noch jemand ein solches Handwerk erlernen, wo er später keine Chance hat? So gibt es einige Berufe, die bald aussterben, gerade im Handwerk.
Dass das Jugendliche nicht begeistert, einen dieser Berufe zu erlernen, ist doch wohl klar. Sie möchten nicht nur eine Lehre machen, sondern später auch die Chance haben, übernommen zu werden, beziehungsweise eine Stelle zu finden. Kann man ihnen das verübeln?
Bei uns in der Berufsvorbereitung ist es leider wirklich so, dass die Bereiche Holz und Metall sehr unbeliebt sind und dort größtenteils nur diejenigen Teilnehmer landen, die darauf warten müssen, bis in den beliebten Bereichen wie Büro und Handel wieder ein Platz frei wird. Nur ganz wenige von ihnen, meistens höchsten 1 oder 2 pro Bereich, wollen dann auch wirklich eine handwerkliche Ausbildung machen und haben richtig Spaß an dieser Arbeit. Ich kenne auch von manchen das Vorurteil, dass handwerkliche Berufe ja nur etwas für Hauptschüler wären. Das finde ich schade, denn ich habe selbst einiges ausprobiert und finde die Arbeit alles andere als anspruchslos. Vielleicht würden sich manche noch dafür begeistern können, wenn sie es einmal ausprobieren würden.
Es stimmt aber auch wirklich, dass Jugendliche heutzutage einfach mit Medien und Technik aufwachsen und besonders im IT-Bereich die große und stetig wachsende Zukunft gesehen wird. So haben viele Jugendliche nicht nur Spaß an der Arbeit am Computer, sondern sie sehen für sich auch realistische Berufschancen und motivierendes Gehalt, wenn sie mit der Ausbildung oder dem Studium fertig sind. In anderen Berufsfeldern, wie z.B. dem Einzelhandel, verdient man von dem was ich bisher gehört und selbst erfahren habe auch meistens mehr. Zu niedrige Gehälter haben mich auch schon von Zusagen für eine Ausbildung zurücktreten lassen, weil ich damit z.T. nicht mal meine Miete hätte zahlen können.
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