Können einem Menschen im Internet wirklich Trost spenden?

Ich bin eigentlich auch der Meinung, dass man durchaus Trost von Internetbekanntschaften erhalten kann, allerdings würde ich sagen, dass das wohl nur dann funktioniert, wenn man selbst auch wirklich offen ist. Mir fällt spontan ein wirklich lieber Mensch ein, den ich seit einigen Jahren kenne, aber ich kenne ihn tatsächlich nur über das Internet. Wir haben nie telefoniert und uns auch keine eMails geschrieben, aber seit Jahren unterhalten wir uns über ein Forum, lange Zeit via ICQ und inzwischen nur noch bei Facebook.

Es kam schon einige Male vor, dass ich diesem Menschen etwas erzählt habe, das mich bedrückt hat und anfangs habe ich auch bemerken können, dass meine Offenheit diesem Menschen möglicherweise etwas zu viel war oder er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte, vielleicht auch, weil wir einen nicht unerheblichen Altersunterschied haben. Manchmal machen auch solche Rahmenbedingungen etwas aus.

Irgendwann hat sich dieser Mensch dann auch mir in einer Angelegenheit anvertraut, war aber seinerseits nicht besonders offen, wie ich fand, sodass ich in meiner Möglichkeit, tröstende Worte auszusprechen und vielleicht etwas Aufbauendes zu sagen oder einen konkreten Rat zu geben, eher eingeschränkt war. In diesem Fall ist es mir also etwas schwerer gefallen als üblich.

Allerdings habe ich wiederum auch eine Internetbekanntschaft, in der es eigentlich nur darum geht, dass wir uns gegenseitig erzählen, was uns bedrückt, belastet oder überaus erfreut. Mit dieser Internetbekanntschaft teile ich tatsächlich nur Freude oder Leid, aber wir unterhalten uns nie über Belangloses. Angefangen hat diese Bekanntschaft auch über einen eben solchen Fall, in dem Trost notwendig war und wohl gutgetan hat. Jedenfalls habe ich anschließend häufiger und mehr von dieser Person gehört und mich dann im letzten Jahr auch mal persönlich mit ihm getroffen, weil ich gerade in der Nähe seines Wohnortes Urlaub gemacht habe.

Insofern meine ich meiner eigenen Erfahrung nach, dass es durchaus möglich ist, Trost von reinen Internetbekanntschaften zu erhalten und in der Regel finde ich sogar, dass das besser funktioniert als im Fall von Bekannten, weil ich der Meinung bin, dass ich Bekannten gegenüber weniger offen sein kann oder will als Menschen gegenüber, die ich nur über das Internet kenne. Jedenfalls fällt es mir leichter, bei diesen Online-Bekannten oder -Freunden, wie ich manche von ihnen sogar nennen wollen würde, direkter zu werden und mehr ins Detail zu gehen. Und diese Offenheit macht es vermutlich der anderen Seite leichter, auch etwas Hilfreiches zu sagen.

Ich habe schon oft im Internet über meine Sorgen gesprochen und dabei auch Hilfe und Trost erhalten. Natürlich rede ich auch mit meinen Freunden über meine Sorgen, aber da ich diese nicht immer wieder mit den gleichen Problemen belasten möchte, aber andererseits sehr mitteilungsbedürftig bin und mir reden immer gut tut, schreibe ich mir meine Sorgen in einem Forum von der Seele. Der Vorteil daran ist meiner Meinung nach, dass man dort Leute findet, die sich gerade in der gleichen Situation befinden und die ähnliche Phasen durchmachen.

Ein Beispiel: Als sich mein Freund von mir getrennt hat, habe ich lange Texte darüber in das Forum geschrieben und das hat mir wirklich geholfen. Mit meinen Freunden habe ich mich natürlich auch darüber unterhalten, aber da diese Gedanken den ganzen Tag in meinem Kopf waren und mich nicht losließen, schrieb ich all das in das Forum, um meinen Freunden nicht immer doppelt und dreifach in den Ohren zu liegen. So habe ich auch Leidensgenossen gefunden, mit denen ich teilweise noch heute regelmäßig Kontakt habe, ausschließlich über das Internet, da keiner von ihnen in meiner Nähe wohnt.

Alles in allem finde ich, dass das Internet wirklich Trost spenden kann, allerdings nicht überall. Ich für meinen Teil habe mein Lieblingsforum gefunden, in dem die Leute nett sind und wo es nur selten spöttische Kommentare gibt.

Wie genau sieht Trost denn aus? Für einen Menschen mit Kummer kann Trost schon bedeuten, dass er einfach mal von seinen Problemen erzählen kann, ohne, dass eine Wertung erfolgt. Menschen, die man nicht so gut kennt oder auch gar nicht kennt, weil man sie beispielsweise gerade in einem Chat kennengelernt hat, können da andere Impulse abgeben, als Personen, die man selbst schon lang und gut kennt. Die haben ja schon ein festes Bild von dem Menschen, der da Kummer hat und dem es nicht so gut geht, oder etwa nicht? Jedenfalls kann ich es schon verstehen, wenn man sich da einfach mal auslässt und sich vielleicht auch andere Meldungen anhört, als die der sonstigen Personen, denen man sich ansonsten anvertraut.

Ich denke daher schon, dass man Zuspruch und Trost von anderen Menschen, die man nicht oder nicht so gut kennt, gut erfahren kann. In Abrede würde ich es nicht stellen, selbst, wenn ich meine Probleme lieber mit Personen bespreche, die ich kenne und die mich kennen, denen ich wirklich vertrauen kann und die wissen, wie es am besten laufen kann. Insofern soll jeder mit seinen Problemen so umgehen, wie er es für richtig erachtet und inwiefern er es sich selbst zumutet.

Das glaube ich schon, denn oftmals hilft es, wenn der Zuhörer und Berater objektiv auf die Angelegenheit blicken kann und das ist nur dann möglich, wenn er einen nicht kennt. Dieser Blick von Außen kann neue Türen öffnen, an die man selbst oder die besten Freunde nicht gedacht hätten.

Ich finde es gut, dass du die darüber Gedanken machst und finde es auch sehr interessant, darüber nachzudenken und muss auch sagen, das mir ganz schon viele Gedanken durch den Kopf geschossen sind.

Ich musste als Erstes daran denken, dass wahrscheinlich die Leute, die so etwas ins Internet schreiben, auch nicht soviele Freunde im richtigen Leben habe, weil sonst würde man so etwas ja nicht ins Internet schreiben. Also so sehe ich das. Und wenn man dann so etwas im Internet angesprochen hat, dann kann man sich sicher gute Tipps holen, aber ich denke nicht, dass es das Gleiche ist, als wenn man mit einem guten Kumpel darüber redet, da man dann auch eine Schulter zum anlehnen hat oder auch aufgemuntert werden kann.

Pointer hat geschrieben:Denkt ihr, dass einem eine fremde Person im Internet genauso viel Trost spenden kann wie der beste Freund oder die beste Freundin im realen Leben? Habt ihr eure Probleme oder Schmerzen auch schon mal in einem Forum kundgetan? Haben euch die Antworten der anderen User weiterhelfen können?

Ich denke, dass fremde Menschen aus dem Internet einem durchaus Trost schenken können. Immerhin handelt es sich dabei ja auch nur um Menschen und auch wenn man sie nicht kennt, so können sie einen trotzdem trösten, wenn es einem nicht gut geht. Dabei ist es vielleicht auch ganz hilfreich, dass man diese Leute nicht persönlich kennt. Schließlich braucht man sich so auch wegen nichts zu schämen und kann offen über alles sprechen, beziehungsweise schreiben, ohne Angst haben zu müssen, auf Unverständnis zu treffen.

Gerade bei Leuten, die man wirklich gut kennt und die einem auch sehr nahe stehen, hat man Hemmungen, die Wahrheit zu sagen. Gerade bei Dingen, die einen sehr belasten, fällt es einem oftmals sehr schwer, mit Personen, die man kennt, darüber zu sprechen. Man hat dann oft Angst, dass die Personen das Geheimnis nicht für sich behalten können oder man weiß genau, dass sie einen nicht verstehen können, da sie eine völlig andere Sichtweise haben.

Manchmal mag man aber auch mit Leuten sprechen, die man kennt, da sie die eigene Vorgeschichte bereits kennen und man auch nicht so viel erzählen muss. Vielleicht kennen sie auch die Personen, um die es geht oder man weiß einfach, dass man ihnen voll und ganz vertrauen kann. Jedoch hat man auch nicht immer jemanden, mit dem man reden kann. Vielleicht fehlt einem grundsätzlich so eine Person im Leben und vielleicht ist es auch so, dass die Person gerade keine Zeit hat. Von daher bleibt einem in solchen Fällen nichts anderes übrig, als sich an fremde Personen aus dem Internet zu wenden, wenn man unbedingt jemanden zum Reden, beziehungsweise schreiben haben möchte, damit man nicht alleine klar kommen muss. Auch wenn diese Leute dann vielleicht nicht so viel Trost spenden können, wie vertraute Personen, ist es doch schön, überhaupt jemanden zu haben, dem man sich anvertrauen kann. Somit können auch solche Leute Trost spenden.

Ich denke schon, dass man über das Internet einen gewissen Trost finden kann. Es hilft einem ungemein, dass man mit jemanden unbefangenen reden kann und der einem zuhört und ggf. sogar noch Tipps geben kann. Wenn man mit seiner besten Freundin oder dem besten Freund darüber spricht, dann sind die ja meistens eh schon im Thema und stellen sich auf die eine Seite und sind befangen, weil sie natürlich hinter einem stehen. Die Personen im Internet, mit denen man redet, die kennen einen nicht, wissen nur aus Erzählungen über einen Bescheid, und können daraus eben ein wenig die Situation erkennen und sich die Meinung darüber bilden.

Als ich ein wenig jünger gewesen bin, hab ich im Internet auch nach Gesprächspartnern gesucht und muss sagen, dass mir das viel geholfen hat, mit jemanden zu schreiben, mit dem man keinen persönlichen Kontakt hat und den man nicht kennt. Es war mir auch nicht unangenehm.

Der Trost, den der beste Freund dir spendet, wird bestimmt mehr wiegen, als der Trost, den du im Internet bekommst. Aber auch da wird es durchaus möglich sein, bei Kenntnis des Problems, entsprechend einfühlsam Trost zu spenden. Es muss nicht immer sein, dass die Person dich persönlich kennt, auch eine ganz fremde Person kann in der Lage sein, dir zuzuhören und dich zu trösten. Vielleicht hat dieser Unbekannte Ähnliches erlebt, wie du und kann deshalb sehr gut deinen Kummer nachvollziehen.

Also genauso viel Trost bezweifle ich stark, aber es hängt auch davon ab. Denn es gibt vor allem zwei Dinge, die Trost spenden: Einmal sind es gute Argumente und zum Anderen sozialer Kontakt bzw. Umarmung eines Freundes o.Ä. Im Internet kann man dir sicher keine Umarmung, kein Taschentuch und keine Schulter zum Ausweinen anbieten, aber je nach Problem glaube ich schon, dass Menschen auf gute Argumente und Lösungsansätze stoßen können, die man von einem Freund/Freundin so vielleicht nicht zu hören bekäme.

Zudem hat das reine Aussprechen (bzw. Ausschreiben) des Problems schon eine heilende Wirkung. Und das geht bei den meisten Menschen im Netz einfacher, als privat, wo man sich (vor allem als Mann) recht schwer tut sich jemandem mit seinem Problem anzuvertrauen.