Für oder gegen sportliche Großereignisse in eurem Ort sein?

vom 18.10.2013, 10:22 Uhr

In München läuft bald ein Bürgerentscheid darüber, ob die Stadt sich für die Olympischen Winterspiele und die Paralympics 2022 bewerben soll. Mein erster Reflex war: Um Gottes Willen, dann wird München völlig überfüllt sein, und dass ich Großereignisse überhaupt nicht mag.

Dann hab ich mir aber überlegt, dass für diesen Anlass die Infrastruktur ziemlich sicher modernisiert und die Stadt schön hergerichtet werden wird, unter anderem mit neuen Sportplätzen, Häusern und vielleicht sogar Parks. Davon werde ich noch lange etwas haben. München hat diesbezüglich ja auch von der Olympiade 1972 profitiert. Aus den Sportlerunterkünften wurden sehr schöne Studentenheime und die riesige Zentrale Hochschulsportanlage (ZHS), die ich im Studium oft genutzt habe, wäre ohne die Olympischen Spiele bestimmt auch nicht gebaut worden.

Ich werde also für die Bewerbung stimmen. Wenn eure Stadt für solche sportlichen Großereignisse in Frage käme, wäret ihr dafür oder dagegen? Was sind die Gründe für eure Wahlentscheidung?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, ich wäre eher dafür. Wie Du schon sagst, für die Stadt und ihre Infrastruktur haben solche Großereignisse auf jeden Fall eine positive Wirkung. Ich stamme auch aus München und war als Kind mit meinen Eltern selbst sehr oft im Olympiapark und als großer Wasserratte auch in der olympischen Schwimmhalle. Das sind für mich schöne Kindheitserinnerungen, die es ohne die Olympiade 1972 (trotz der dramatischen Ereignisse, die man bei der Erwähnung dieser Olympiade natürlich nicht vergessen darf) in dieser Form nicht gäbe.

Außerdem profitiert die Stadt beziehungsweise deren Einwohner natürlich auch in der Form von einem solchen Großereignis, dass viele Touristen angelockt werden, was letztendlich Geld in die Kassen aller bringt. Sogar wenn man selbst nicht zum Beispiel im Hotel- oder Gastronomiegewerbe beschäftigt ist, so ist dies doch sicherlich letztlich ein positiver Effekt für alle Einwohner, da auch die öffentlichen Kassen (zum Beispiel aufgrund eines höheren Steueraufkommens) stärker gefüllt werden als sonst.

Persönlich würde ich meine Entscheidung bei einem solchen Bürgerentscheid jedoch zusätzlich sehr stark davon abhängig machen, in welchem Bereich der Stadt ich wohne. Würde in unmittelbarer Umgebung meines Wohnortes etwa ein neuer Olympiapark errichtet, so kann das schon sehr nerven und belasten, sowohl während der Bauphase, als auch später, wenn dann richtiggehende Massenaufläufe an Menschen zu den eigentlichen Veranstaltungen erscheinen. In so einem Fall würde ich daher eher wieder dagegen stimmen, weil mir das einfach zu anstrengend wäre und meinen Alltag eher negativ beeinflussen würde.

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


In meiner Stadt würde ich definitiv dagegen stimmen, weil so etwas schlicht nicht in diese Stadt passen würde. Diese Stadt lebt von ihren antiken Gebäuden, von ihrem Alter und ihrer Gemütlichkeit. Touristen haben wir auch so genug. Ein großes Sportevent würde die Kapazitäten sprengen und die Gemütlichkeit der Stadt zerstören.

In einer anderen Stadt käme es darauf an, ob ich als Nachbar direkt davon betroffen wäre. Einer Stadt wie München oder Berlin kann ein Großevent in meinen Augen nicht schaden, dennoch würde ich davon nicht belästigt werden wollen. Ich brauche Ruhe in meinem Alltag und wenn die Gefahr bestünde, dass es dafür irgendeinen Nachteil geben könnte, wäre das für mich ein Grund, gegen so ein Vorhaben zu stimmen.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Du hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass für solche Großereignisse die Infrastruktur der Stadt verbessert wird. Und natürlich kann der gemeine Bewohner diese verbesserte Infrastruktur auch lange nach dem Großereignis nutzen. Aber auf der anderen Seite bedeutet so was auch eine Menge an Großbaustellen und massive Beeinträchtigungen für eine lange Zeit BEVOR es zu dem Großereignis kommt. Ob hier z.B. eine 5-jährige Baustelle (oder natürlich mehrere Baustellen) die den ÖPNV unpraktisch macht und den Verkehr zum Erliegen bringt es wirklich Wert ist, später potentielle Vorteile zu haben, die man vielleicht gar nicht nutzen wird?

Und dein Blick hinsichtlich der Geschichte: klar ist das "Olympische Dorf" clever genutzt worden. Aber sind die Sportanlagen heute nicht eher ein kostentreibendes Problem? Der Olympiapark ist sicher wunderschön - aber bezahlen will niemand mehr dafür und die wenigen Großereignisse reichen nicht aus. Seitdem z.B. kein Fußball mehr im Olympiastadion gespielt wird, ist das alles zu einem Minusgeschäft für die Stadt geworden. Und der Bürger bezahlt! Übrigens gibt es die verbesserte Infrastruktur auch nicht zum 0-Tarif - auch das würde das Leben in München verteuern. Zusätzlich wird spekuliert, dass so eine Pro-Olympia Entscheidung noch mal zu einem Anstieg der Immobilienpreise in München und der Umgebung führen würde (was natürlich auf die Mieten durchschlägt). Das sind alles zusätzlich die Faktoren, die dann später die Statistik ausweisen lassen, dass sich "Großereignisse" wirtschaftlich lohnen. Das der einfache Bürger dieses lohnende Geschäft bezahlt, bleibt hingegen unerwähnt.

Wer jetzt mit der Idee für Olympia wirbt, dass es die Stadtentwicklung positiv beeinflussen würde, muss davon ausgehen, dass die aktuelle Situation stark verbesserungswürdig ist. Das aber würde ich für die meisten deutschen Großstädte verneinen. Das Entwicklungsargument würde höchstens für Schwellenländer stimmen. Da aber besteht die Gefahr, dass das wenige Geld dann in Prestigeobjekte fließt und nicht den "normalen" Bürgern hilft (siehe Brasilien - tolle "Einmalnutzung-Stadien" aber keine Krankenhäuser). Entwicklung sollte also nicht das schlagende Argument sein. Und Prestige bringt dem Bürger eben auch keine Vorteile - macht nur das Leben in der prestigeträchtigen Stadt "exklusiver".

Wirkliche Vorteile würden mir tatsächlich keine Einfallen. Aber das mag auch an meiner mangelnden Fantasie liegen - und ein wenig an der Skepsis gegenüber den Nutznießern (aus Politik und Wirtschaft) solcher Großereignisse.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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