Den Chef nach einer ausgelassenen Feier duzen?
Wer im Berufsleben steht, hat das sicher schon erlebt: Es steht eine Weihnachts- oder sonstige Feier an, alle sind ausgelassen, viele trinken einen über den Durst und in weinseliger Stimmung lallt einem der Chef ins Ohr, man möge ihn doch einfach beim Vornamen nennen. Das klingt toll, wenn man selber ein paar Bierchen und Schnaps intus hat, aber was ist am nächsten Arbeitstag?
Mir ist das beim letzten Weihnachtsfest exakt so passiert: Mein Chef, zu dem ich ein gutes, aber eben berufliches Verhältnis pflege, meinte, ich soll ihn einfach Volker nennen. Am nächsten Arbeitstag wusste ich nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Also blieb ich beim „Sie“, und ich merkte, dass mein Chef das goutierte, denn er siezte mich auch und wir sprachen nie mehr über das Ganze.
Ein bisschen habe ich Angst, dass es bei der kommenden Weihnachtsfeier auf das Gleiche hinauslaufen könnte, aber gut. Ist es euch auch schon so ähnlich ergangen? Und wie seid ihr mit der Situation umgegangen? Habt ihr tatsächlich geduzt? Und wie war die Reaktion darauf? Freue mich schon auf eure Antworten!
Also ich muss sagen, mir ist das Gott sei Dank noch nie passiert. Ich glaub ich wüsste aber auch nicht, wie ich mich am nächsten Tag verhalten sollte. Ein paar Kollegen haben mir in ihrem Rausch das "Du" angeboten und ich war mir dann am nächsten Tag auch nicht sicher ob sie es noch wissen.
Wenn ich dann am nächsten Tag was gebraucht habe, dann habe ich versucht die Sachen so zu sagen, dass weder ein "Du" noch ein "Sie" darin vorkam und hab halt einfach abgewartet was sie zu mir sagen. Ich hab halt dann entweder auch du oder sie gesagt und das hat dann schon gepasst.
Bei meinem Chef muss ich ehrlich sagen, würde ich das nicht für voll nehmen wenn er mir das im Rausch anbietet. Mit meiner Chefin bin ich nur durch ein Seminar per du, wobei mir persönlich das sie lieber gewesen wäre. Wir saßen alle beim Seminar und dann hat der Trainer gefragt ob wir eh alle per du sind. Meine Chefin hat dann sofort gemeint, dass wir eh alle per du sind. Meine Kollegin und ich haben uns nur angeschaut und dann halt nein gesagt und dann haben die Chefin und der Kollege mit dem wir eben noch per sie waren gleich gesagt, dass das ja nicht stimmt. Wir sind haben dann nur blöd geschaut und haben die beiden dann trotzdem per Sie angeredet bis sie uns das du dann wirklich angeboten haben.
Ich finde, es gibt Leute, bei denen es einem lieber ist, wenn man nicht per du ist. Ich möchte jedenfalls mit meinem Chef gar nicht per du sein, weil ich finde, dass es dann nicht mehr nur beruflich ist und da kann es dann schnell vorkommen dass man mal was sagt, was man gar nicht will.
Ich bin auch heilfroh, dass mir sowas bisher noch nie passiert ist, denn ich wüsste erstmal auch nicht wie ich reagieren sollte. Am besten wäre es, du würdest ihn am nächsten und folgenden Arbeitstag erstmal noch siezen und ihn am Besten direkt darauf ansprechen. Je nachdem wie er sonst so drauf ist.
Wenn du aber gleich merkst, dass er eigentlich wieder recht bieder und zurückhaltend ist, dann würde ich ihn nicht einmal mehr auf sein Angebot ansprechen, sondern das einfach unter den Tisch fallen lassen. Am Ende ist es ihm eigentlich unrecht, gedutzt zu werden, aber weil er es ja angeboten hatte könnte er es auf deine Nachfrage hin ja auch eher schlecht wieder ablehnen ohne total unhöflich zu erscheinen. Wenn du gleich merkst, dass er genauso ist wie immer, dann sieze ihn lieber weiterhin.
Grundsätzlich sollte man hier unterscheiden zwischen Beruf und beruflicher Vergüngung (was eine Weihnachtsfeier mit dem Betrieb ja ist). Wenn es dazu kommt, das aufgrund der ausgelassenen Stimmung der Chef meint, allen Leuten mitzuteilen, das sie ihn Duzen sollen, dann kann man das natürlich an dem Abend machen (oder es auch sein lassen, dann könnte man aber (wie sooft) gefahr laufen, als Miesmacher berühmt zu werden im Betrieb (ich habe früher immer versucht, solche Sachen dann zu vermeiden, indem ich vermieden habe, gewisse Personen mit Du oder Sie anzusprechen und wenn es nicht mehr anderes ging, dann zwar beim Du gelandet bin, aber eben noch mit dem ganz normlen Namen Herr oder Frau Müller).
Am nächsten Tag aber sollte man von sich aus den Chef oder den Vorgesetzten wieder ganz formal Siezen und mit seinen richtigen Namen anreden, sollte der Chef dann von sich aus sagen, das man gestern auf der Party schon bei Du war, kann man das ganze auch gerne ab diesem Zeitpunkt übernehmen, denn dann bietet es der Chef auch formal seinem Mitarbeiter an.
Den schlimmsten Fehler, den man vorher machen kann, ohne diese formale Aufforderung seinen Chef duzen oder gar den Abend der Feier im Büro weiter "aufleben" lassen, das finden viele ziemlich unpassend.
Ich bin mit meinem Chef vor Jahren auf einer Betriebsfeier so zum Du gekommen, am nächsten Montag dann gab es eine Besprechung, wo dann mein Chef mir vorher mitgeteilt hat, das ich ihn privat gerne duzen könne, aber sobald andere Personen im Raum wären, ihm das Sie doch lieber wäre. Die Frage galt dann auch mir, ob ich damit einverstanden wäre und mir das was ausmachen würde, was ich verneint habe.
Seitdem habe ich beinahe ein familäres Verhältnis zu meinem Chef (in der heutigen Zeit extrem selten), was unter anderen auch ein sehr extremer Vertrauensbeweis ist, da er weiß, das er sich auf mich und ich mich auf ihn ohne wenn und aber verlassen kann.
Eine ausgelassene Betriebsfeier ist schon eine feine Sache, denn da merkt man, dass auch Chefs nur Menschen sind und man kann sich mit ihnen auch mal über ganz normale Dinge unterhalten und nicht nur immer über die Firmensachen. Oft kommt es auch zu privaten Themen, nachdem ein bisschen Alkohol geflossen ist.
Dass mein Chef mir da das du angeboten hat ist mir zum Glück noch nie passiert, denn ich wüsste nicht, wie ich mich dann am darauffolgenden Arbeitstag verhalten sollte. Ich denke aber, dass ich ihn weiterhin siezen würde und auf seine Reaktion waren würde. Wenn er sich wundert, warum ich ihn nicht duze, dann wird er das Angebot von der Feier wohl ernst gemeint haben und somit kann ich ihn auch duzen. Würde er aber nichts sagen, würde ich ihn weiterhin siezen, da es ja mein Chef ist.
Meine Arbeitskollegen und ich duzen uns von vornherein. Wir sitzen alle im selben Boot und da fänge ich es komisch, wenn ich meine Schreibtischnachbarin mit ihrem Nachnamen und "Sie" ansprechen würde. Das wäre wirklich ungewohnt. Am ersten Arbeitstag in der Firma habe ich mich vorgestellt mit meinem Nachnamen und habe alle gesiezt. Als ich das am zweiten Tag auch noch gemacht habe, haben sie mich regelrecht böse angeredet und gesagt, wenn ich sie jetzt noch einmal siezen würde, dann würden sie mich ignorieren. Natürlich war das nur ein kleiner Spaß von ihnen, damit ich endlich lerne, sie nicht mehr zu siezen, sondern alle meine Kollegen zu duzen, außer natürlich meinen Chef.
Das ist schon ein bisschen eine komische Situation. Immerhin kann man ja auch nicht damit rechnen, dass der Chef das dann am nächsten Tag noch alles weiß und dann wüsste ich auch nicht, wie man damit umgehen soll. Bisher hatte ich noch nicht eine solche Situation. Ich finde es auch wirklich kompliziert. Wahrscheinlich würde ich es dann so halten, dass ich meinen Chef wie bisher ansprechen würde und wenn er dann immer noch das Du möchte, dann kann er das dann auch noch mal sagen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Situation einfach unangenehm ist, denn unser ehemaliger Klassenlehrer hat uns auch gesagt, dass wir ihn nach unserem Abschluss auch duzen können, auch auf den Klassentreffen. Ich fand das schon ein wenig komisch, da ich den Klassenlehrer seit einiger Zeit einfach nur gesiezt habe und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich meinen ehemaligen Lehrer auch duze. Mit manchen Personen möchte man ja auch eher eine freundschaftliche und distanzierte Beziehung haben, da ist das Duzen vielleicht auch nicht so geeignet.
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