Würdet ihr gerne mal euer Idol treffen?

Viele Menschen haben doch jemanden (zumeist eine prominente Person), den sie verehren, anhimmeln oder als eine Art Vorbild sehen. Sei es einen Schriftsteller, Musiker, Schauspieler, Politiker... (Okay, Politiker ist heutzutage eher unwahrscheinlich - aber ihr versteht, was ich meine.)

Wenn ihr also nun an jemanden denkt, den ihr aufgrund seiner Verdienste oder seiner Persönlichkeit wirklich toll findet: Wäre es für euch das Größte, diese Person einmal zu treffen? Oder hättet ihr eher Angst davor, dass die Person "im echten Leben" unsympathisch sein oder sich blöd verhalten könnte, so dass euer Bild von ihr für immer zum Negativen verändert wäre?

Ich selber halte das für ein zweischneidiges Schwert. Natürlich hätte auch ich gerne die Chance, mich mit jemand Berühmtem, den ich bewundere, zu unterhalten oder ein wenig private Zeit zu verbringen. Andererseits habe ich schon öfter beispielsweise von Musikjournalisten gelesen, die jemanden interviewten, dessen Musik sie ihr ganzes bisheriges Leben begleitet hatte. Nachdem dieser Promi sich als total arrogant oder ähnliches herausgestellt hatte, konnten sie jedoch auch seine Musik nie mehr so unbefangen hören wie zuvor, so dass ihnen in ihrem Privatleben richtiggehend etwas genommen worden war. Das ist die Gefahr dabei und davor hätte ich persönlich Angst.

Ich würde einfach keinen Sinn in einem solchen Gespräch sehen. Ich überlasse das lieber professionellen Journalisten. Wenn ich so ein "Meet and Greet" mit einer Berühmtheit gewinnen würde, wäre es mir einfach nur peinlich, dort hinzugehen. Ich finde die Beziehung, die man zu dieser Person hat, einfach zu unausgeglichen. Die kennt mich überhaupt nicht, ist überhaupt nicht an mir interessiert, ich bin für sie eine unter vielen. Und ich soll dann dasitzen, Fragen über Fragen stellen und die Person anhimmeln. Das ist nichts für mich.

Meine Idole sind ehrlich gesagt gar nicht so bekannt und deshalb würde ich mich natürlich sehr freuen wenn ich sie mal treffen würde. So wie ich das mitbekommen habe freuen sich diese auch immer wenn sie jemand erkennt und dann eventuell sogar auf die zugerannt kommt um sie zu knuddeln. Bei denen würden mir vermutlich tausend Themen einfallen über die ich mit ihnen reden könnte.

Klar habe ich auch ein paar Idole die berühmter sind, aber die will ich nicht unbedingt treffen. Von denen weiß ich viel weniger und da bin ich mir sogar fast schon sicher das die Fans nur noch nervig finden (nicht alle, aber viele). Ich wüsste da auch nicht über was ich mit denen sprechen sollte. Deshalb würde ich auf so ein treffen auch verzichten.

Meine Idole würde ich liebend gerne treffen. Nur leider sind Johann Wolfgang von Goethe, Caspar David Friedrich und Edgar Allen Poe schon etwas zu lange tot.

Nun, fiktiv gesprochen, fände ich es aber schon sehr spannend, mit ihnen einige Dinge zu diskutieren, oder ihnen Fragen zu stellen, über ihr Werk und ihren Lebenslauf, und natürlich auch über ihre Philosophie und ihre ethischen Vorstellungen. Denn solche Dinge spielen auch immer eine große Rolle bei der Entstehung eines Werks. Außerdem würde ich natürlich auch viele Fragen, die mir beim Lesen oder Betrachten gekommen sind, ansprechen. Und ich würde mit Sicherheit fragen, ob die diversen Werksinterpretationen, die man heute in Sekundärliteratur zu den Werken nachlesen kann, auch nur im geringsten mit der originalen Intention des Künstlers übereinstimmen. Manchmal kommen mir die Interpretationen nämlich sehr an den Haaren herbeigezogen vor und ich habe mir schon öfters gedacht: "Wenn der Künstler das lesen würde, würde er sich im Grab umdrehen."

Was nun etwas neuzeitlichere Personen gibt, die ich bewundere, wäre vielleicht noch Loriot zu nennen, aber der ist ja leider auch vor etwa zwei Jahren gegangen. Marcel Reich-Ranicki ist jetzt auch fort. Der einzige "Prominente", den ich heute noch halbwegs spannend fände, könnte vielleicht Günther Jauch sein. Aber der wäre dann auch nicht so interessant, dass ich ihn treffen wollen würde.

Allgemein ginge es mir bei einem solchen Treffen auch absolut nicht um das Anhimmeln. So sehr ich beispielsweise auch Friedrichs Kunstwerke liebe, ich finde, dass die Anhimmelei von Idolen doch eher etwas für Kinder oder Teenager ist. Mich interessieren dann doch eher fachliche Fragen. Da, finde ich, macht auch ein gewisses "Machtgefälle" zwischen den Gesprächspartnern nicht unbedingt ein Problem aus. Letztendlich ist es ja keine zu "intime" Atmosphäre, und einem Experten Fragen zu stellen, finde ich niemals peinlich, selbst, wenn man selber ein totaler Laie wäre.

Angst davor, dass die Person unsympathisch wirken könnte und ich gewissermaßen die Illusion der "idealen Person" verlieren könnte, hätte ich nicht. Ich habe sowieso im Hinterkopf, dass Menschen alle ihre Macken haben. Um wieder auf das Goethe-Beispiel zurück zu kommen: Goethe war im Alter stur und unfreundlich. Das weiß ich. Das schmälert aber nicht meine Bewunderung für sein Werk, und ich hätte auch kein Problem, mit ihm über dieses zu sprechen. Egal, wie pampig er dann würde. Mir geht es nämlich nicht unbedingt darum, einen Menschen zu idealisieren, sondern ich will die Hintergründe für sein Schaffen begreifen können.

Also ich würde auf jeden Fall mal meine Vorbilder kennen lernen wollen. Eines meiner Vorbilder ist zum Beispiel Oliver Kahn und ich habe auch sein Buch gelesen. Aber ich würde es einfach nochmal interessant finden mit ihm ein Gespräch zu führen. Das Thema muss nichtmal die ganze Zeit Fußball sein, da mich auch sein Charakter und seine Lebenseinstellung allgemein sehr interessiert. Das wäre doch auf jeden Fall eine sehr schöne Erfahrung.