Nahverkehr ausbauen oder abschaffen?
Ich würde gerne wegen der steigenden Benzinpreise auf Bus und Bahn umsteigen, allerdings habe ich gemerkt, dass sich das irgendwie nicht lohnt, weil ich dann gut eine halbe Stunde pro Weg länger unterwegs bin und preislich im Idealfall (mit allen Vergünstigungen) im Jahr trotzdem noch einen Hunderter drauflege, wenn ich mit Bus und Bahn fahre. Das kann's doch irgendwo nicht sein, oder? Ich bin durchaus ökologisch angehaucht, aber das ist es mir nun durchaus nicht wert.
Was soll man also tun? Das Streckennetz ausbauen, damit schon mal die Wartezeit geringer wird und eine höhere Flexibilität gewährleistet wird? Vielleicht wird dadurch die Bahn ja wieder attraktiver, mehr Leute nutzen sie und der Preis pro Kopf wird wieder geringer. Das wäre eine Möglichkeit, die mir recht gut gefällt. Ich fürchte aber, dass es in die andere Richtung geht, nämlich dass man eher den öffentlichen Nahverkehr weiter runterkürzt, weil er im Moment unrentabel ist und Verluste einfährt (im wahrsten Sinne des Wortes). Dadurch wird er noch unattraktiver, noch wenige nutzen ihn und dadurch wird er noch teurer. Langfristig gesehen führt das zur Abschaffung des öffentlichen Nahverkehrs.
Ich hoffe sehr, dass die Politiker und auch die privaten Unternehmen bald erkennen, dass der öffentliche Nahverkehr massiv ausgebaut werden muss. Ansonsten haben die steigenden Benzinpreise unkalkulierbare Auswirkungen auf die Privatwirtschaft. Was denkt ihr? Muss der Nahverkehr ausgebaut werden oder eher abgeschafft? Würdet ihr selber mehr mit Bus und Zug fahren, wenn das Angebot flexibler oder billiger wäre? Was ist für euch wichtig am Nahverkehr?
Ich bin ein leidenschaftlicher Autofahrer und werde mein Auto um nichts in der Welt abgeben. Dennoch bin ich der Meinung, dass man den Nahverkehr ausbauen muss. Es gibt ja jetzt schon in manchen Städten die Regelung, dass man Feinstaubplaketten auf dem Auto haben muss. Dazu kommt ja auch, dass man nur noch mit einer grünen Plakette in das Innere der Stadt kommt. Hier ist der Nahverkehr wirklich zwingend nötig, da es viele Autos gibt, die nur eine rote oder eine gelbe Plakette haben und deswegen nicht in die Stadt dürfen. Da müssen die Besitzer des Autos zwingend den Nahverkehr nutzen. Eine Stadt, wo dies schon so läuft, ist Hannover.
Ich bin auch der Meinung, dass der Nahverkehr intensiv ausgebaut und immer weiter verbessert werden muss, sodass er zunehmend eine atrraktive Alternative zum Auto wird. Dabei müssen die Preise so gestaltet sein, dass man mit dem öffentlichen Nahverkehr zumindest nicht teurer kommt, als mit dem Auto. Besser wäre natürlich, dass der Nahverkehr billiger ist.
Bei uns in Dresden ist das Nahverkehrsnetz schon sehr attraktiv. Straßenbahnen und Busse fahren ziemlich häufig und sind modern. Auch die Fahrzeiten werden immer besser, denn an vielen Ampeln bekommen sie eine Vorrangschaltung, sodass die Wartezeiten entfallen. Auch über die S-Bahnen kann man sich nicht beschweren.
Im Umland der Stadt sieht es allerdings schon wieder anders aus. Die Regionalbusse fahren deutlich seltener, in viele Orte kommt man abends oder an Wochenenden gar nicht mit den Bussen und werktags nur eingeschränkt. Das sollte dringend verbessert werden.
Für meinen Arbeitsweg würde ich sehr gern den Nahverkehr nutzen, aber da ich für meine 22 km sogar mit dem Fahrrad schneller bin, tue ich das wirklich nur im Winter. Da brauche ich eine Stunde, mit dem Auto eine halbe. Zudem nervt es auf Dauer, mit den Bussen durch die Dörfer zu zuckeln. Und eine Monatskarte für 103 Euro ist auch nicht wirklich günstig.
Überall wird darüber geredet, das man den Nahverkehr ausbauen sollte, die regionalen Verkehrsverbünde besser in die entsprechenden Verkehrspläne mit einbinden sollte. Nun kommt es aber zu einem Problem, was viele immer wieder nicht bedenken (oder bedenken wollen).
Ein Ausbau einer Linie (oder auch des gesamten Netzes) kostet Unsummen von Geld. Nicht nur, das unter Umständen neue Haltestellen geschaffen werden müssen (was ja noch recht selten der Fall ist), wohl aber die Anschaffung neuer Fahrzeuge und auch die Einstellung von neuen Personal (sowohl Fahrern als auch Mechaniker) wird hier einfach unterschlagen.
Das ganze kostet Geld, Geld, was zu 90 Prozent der Fahrgast tragen muss, indem es weitere Preiserhöhungen gibt. Nun ist aber genau das das Problem. Der Fahrgast hat schon massive Schwierigkeiten, die jährliche Anhebung des Fahrpreises zu akzeptieren (und macht es dann doch, weil keine Alternative vorhanden noch möglich wäre), wie bitte sollen die Verkehrverbünde im land dann eine weitere Preissteigerung rechtfertigen?
Ich sehe es ja ein, das viele Verkehrsverbünde sparen müssen und sich teilweise auch beklagen, das die Busse zum Beispiel kaum ausgelastet sind (während in den Hauptbetriebszeiten die Fahrgäste einmal sich lustig zusammenquetschen lassen), aber ein Mittelweg wäre hier sinnvoll.
Verteilung von lasten, keine Ausdünnung von Strecken mehr, sondern teilweise zu den Stoßzeiten ein verdichteter Takt, während in den Nebenzeiten das ganze etwas ausgedünnt wird, vor allem aber, und da werden mir wohl viele zustimmen, in den ländlichen Gegenden sollte es auch eine Möglichkeit eines Nachbuses geben, gerade am Wochenende. Nur genau da wird am 24 Uhr (wenn nicht sogar schon früher) die Bedienung der Linie eingestellt, während die Partygänger immer noch aus der Stadt wieder auf das Land strömen. Einzige Nutznießer hier sind die Taxiunternehmen.
Von daher kann ich das Meckern der Verbände nicht verstehen und auch nicht gutheißen, könnte doch schon mit wenigen Verschiebungen, also recht einfachen Maßnahmen eine deutlich höhere Kundenzufriedenheit erreicht werden, ohne neues Material kaufen zu müssen oder die Belegschaft auszustocken.
Und nach einer Pilotzeit könnte man schauen, wo sich das ganze wie rentiert hat und gegebenenfalls dort das ganze ausbauen, dann aber mit Kostenerhöhungen (die dürften unumgänglich sein).
Den Nahverkehr abzuschaffen halte ich fuer absolut schwachsinnig denn es gibt immer viele Menschen, die absolut drauf angewiesen sind, zum Beispiel Schueler, die mit dem Bus zur Schule fahren oder Menschen, die kein Auto besitzen. Schon allein deswegen kann man den Nahverkehr nicht abschaffen, wie sollte sonst ein Kind aus einem Haushalt ohne Auto zur Schule kommen?
Das Streckennetz kann man natuerlich ausbauen aber man kann auch nicht ganz Deutschland ueber einen Kamm scheren. In meiner Stadt ist der Nahverkehr nicht so teuer, da komme ich in jedem Fall billiger als mit dem auto, das Argument zieht also auch schon mal nicht.
Das einzige, was ich wirklich gut finden wuerde waere eine erhoehte Fahrfrequenz der Busse und Bahnen, damit man selbst flexibler wird. Aber das wird wohl nur ueber Erhoehung der Fahrpreise moeglich sein und somit scheidet es wieder aus. Eine wirklich gute Alternative ist da noch das Fahrrad, das kostet nur einmal in der Anschaffung und geringe Reparaturkosten. Wenn man da drauf zurueckgreift ist man meistens schneller als mit dem Bus und spart ganz viel Geld.
heiny hat geschrieben:Das einzige, was ich wirklich gut finden wuerde waere eine erhoehte Fahrfrequenz der Busse und Bahnen, damit man selbst flexibler wird. Aber das wird wohl nur ueber Erhoehung der Fahrpreise moeglich sein und somit scheidet es wieder aus.
Wenn man die erhöhte Taktfrequenz zur Stoßzeiten einsetzt, dann sollte man das ganze umwandeln, also negieren und die Taktfrequenz in Nebenzeiten ausdünnen. Das ganze könnte durchgeführt werden, ohne das die Kosten erhöht werden könnten, denn es wäre nur eine Verlagerung der Kapazitäten zu den Zeiten, wo sie wirklich gebraucht werden würden.
Wenn man dann noch anfangt, Zeiten, die bisher vielleicht kaum bedient worden sind (wie zum Beispiel Nachtbusse am Wochenende), würde man eine ganz neue Kundenakzeptanz erhalten, ohne zwangsläufig die Preise anzuheben (die eh durch die Verbundsysteme abgestimmt werden und eben nicht durch die einzelnen Verbundskreise).
Ich habe das Glück und wohne in einer Großstadt, in der das Nahverkehrssystem optimal ausgebaut ist, sodass man damit fast immer schneller und stressfreier vorwärtskommt als mit dem Auto.
In dünner besiedelten Gebieten ist die Sache schwieriger. Es muss sich ja für die Busse und die Bahnen auch lohnen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man das Nahverkehrssystem dort so gestalten kann, dass es attraktiv ist und sich trotzdem lohnt. Man muss ja nicht immer riesige Busse fahren lassen, sondern kann die Größe je nach voraussichtlichen Andrang anpassen. Hier in meiner Stadt fahren zum Beispiel abends kleinere Busse als tagsüber. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine dichtere Frequenz die Leute auch wieder in die Busse bringt und die Rückwärtsspirale wieder aufgehoben wird. Am Anfang werden die Busse leer sein. Aber wenn es sich herumspricht, dann man meinetwegen alle halbe Stunde von A nach B kommt, dann fahren auch wieder mehr Leute mit.
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