Offenlegung aller Mitarbeiter-Gehälter in Firma sinnvoll?

Derzeit läuft ja im TV eine Art Serie, wo alle Mitarbeiter inklusive Geschäftsführung ihre Monatsbezüge offenlegen, was dann natürlich zu regen Diskussionen führt. Den Sinn dahinter habe ich bisher nicht wirklich verstanden und finde ein solches Vorgehen auch absolut kontraproduktiv. Kennt ihr denn diese Sendungen und was haltet ihr von solchen Aktionen? Seht ihr auch eher nur den Betriebsfrieden gefährdet oder kann da auch etwas Sinnvolles dahinterstecken?

Der Vergleich macht unglücklich. Leider ist der unreflektierte Mensch nach so einem Vorgehen nicht in der Lage, seine eigene Situation zukünftig objektiv zu bewerten. Im Grunde wäre alles prima - aber sobald klar ist, dass der Kollege mehr verdient, ist Unfriede garantiert. Der kann offen zu Tage kommen oder unterschwellig das Betriebsklima vergiften. Einfach, indem sich mancher Mitarbeiter denkt: wieso soll ich 100% Leistung bringen wie Kollege X, wenn ich nicht so viel Verdiene wie X.

Welchen Sinn man hier sieht, erschließt sich mir nicht ganz. Transparenz würde ja erst herrschen, wenn der Geschäftsführer und Inhaber ALLE Zahlen (eigentlich sogar mehr als er dem Finanzamt anvertraut) offen auf den Tisch legen würde und man sehen würde, was der Laden abwirft und wie viel davon an die Mitarbeiter in Form von Einkommen und Bonuszahlungen zurück fließt. Das Einkommen des Geschäftsführers, insbesondere wenn der noch Bonuszahlungen am Jahresende erwartet, sagt hier recht wenig aus!

Ich sehe die Nachteile nicht, die eine Offenlegung bringt. Im Gegenteil, das Bezahlungssystem wird gerechter. Denn oft ist es doch so, dass die bescheideneren Mitarbeiter, meist die Frauen, bei gleicher Leistung weniger bekommen als die Mitarbeiter, die selbstbewusster verhandeln. Eine Offenlegung der Gehälter würde dazu führen, dass die Unterbezahlten die Ungerechtigkeit vielleicht erst erkennen und mit Hinweis auf die höher Entlohnten die gleiche Bezahlung fordern können.

Es ist doch an vielen Arbeitsstellen schon so, dass jeder weiß, was der andere verdient, beispielsweise bei Beamten. Das Gehalt kann man sich nach Dauer und Titel ziemlich genau ausrechnen. Trotzdem ist hier nicht mehr Neid vorhanden als anderswo. Ich bin also dafür, dass die Gehälter offengelegt werden. Die Bezahlung wird dadurch nachvollziehbarer und dadurch gerechter.

@anlupa: Meinst du wirklich, dass die meisten Leute dann auch darüber nachdenken warum sie weniger als manche Kollegen verdienen? Da spielen nämlich viele Faktoren mit rein, die man so nicht unbedingt sehen und auch einsehen will. Alter, Erfahrung, Betriebszugehörigkeit sind da nur drei Fakten, die mir spontan einfallen.

Deswegen finde ich die Offenlegung der Löhne eher kontraproduktiv. Und ich kenne es aus eigener Erfahrung heraus, wie schnell da Neid entstehen kann. Dass wir damals aber als Angestellte einer Zeitarbeitsfirma nach anderen Kriterien bezahlt wurden, als die Festangestellten vor Ort. Wir haben damals zwar keine Stundenlöhne genannt, aber allein die Tatsache, dass wir schon ab 20 Uhr Nachtzuschläge bekamen und die festen Leute erst ab 22 Uhr, war schon ein Punkt, der sehr viel Neid entfacht hat.

@anlupa: Das Beispiel mit der Beamtenbesoldung bzw. mit der Bezahlung von Angestellten im öffentlichen Dienst ist hier ein schlechtes Beispiel, weil es klare Regeln für die Einstufung gibt und hier das Alter eben auch Berücksichtigung findet. Wie aber sollte man in einem privaten Unternehmen die Gehaltsdifferenz zwischen A (älterer Mitarbeiter) und B (jüngerer Mitarbeiter) an Hand des Altersunterschied erklären, so dass B "zufrieden" ist, für den Fall das B weniger verdient. Wenn B hingegen mehr als A verdienen würde, wäre A gänzlich gefrustet.

Außerdem bedeutet eine Offenlegung ja nicht, das der Betrieb plötzlich mehr Geld zum Verteilen hätte! Das bedeutet, dass das Gehaltsgefüge zunächst so bleiben würde wie es ist (keiner würde wohl freiwillig von seinem Lohn was abgeben, damit andere mehr bekommen können). Eine Atmosphäre voller Neid wäre über die Zeit unvermeidlich und das ist letztlich Gift für das Betriebsklima und kann bis hin zur völligen Lähmung des Betriebs führen.

Ich finde solche Vergleiche nicht wirklich gut und es kommt sicher zu Konflikten. Wenn ich an meinen alten Job zurück denke dann weiß ich zum Beispiel dass mein Kollege, der die gleiche Arbeit gemacht habe wie ich, um einiges weniger verdient hat. Nur weil er eine komplett andere Ausbildung hatte. Aber ich denke dass dies in jeder Firma so ist. Und die die Vorgesetzten immer mehr verdienen, egal ob sie mehr arbeiten oder nicht ist auch klar. Ich finde solche Vergleiche nicht wirklich sinnvoll.

Ich finde es zweifelsohne sehr interessant. Und man muss sich dann eben intern schon rechtfertigen, warum das Gehalt für Herrn X so und das für Herrn Y so ist. Man kann sich darüber streiten, ob ein Geschäftsführer nun das doppelte eines Monteurs verdienen sollte, aber merkwürdiger ist es, dass beide Monteure bei gleicher Arbeit und Ausbildung unterschiedlich verdienen. Und darum geht es am Ende. Das kann man nämlich nicht wirklich rechtfertigen. Klar, wenn der eine höhere Qualifikationen oder mehr Weiterbildungen oder was auch immer hat, dann eventuell, aber sonst nicht.

Und in der einen Firma war es wirklich so, dass es da Unstimmigkeiten gibt. Und das sollte eben offen gelegt werden. Anschließend hat man auch darauf reagiert und die Löhne angepasst. Bei uns in der Firma könnten sie das sicherlich machen. Wir werden nach Tarif bezahlt und da kann man sich einfach auch nicht aufregen. Da verdient mehr, wer qualifizierter ist, länger da ist, mehr Kinder hat usw. und da kann man auch nichts anpassen.