Bei Erzählungen nur Namen ohne Bezug nennen?

Ich habe eine Untermieterin, die ab und zu begeistert von ihrer Arbeit erzählt. Sie hat die Angewohnheit, ihre Kollegen nur mit dem Vornamen zu nennen, ohne dabei zu sagen, wer das ist und welche Funktion er hat. Sie sagt dann beispielsweise, dass der Dave heute mal wieder drei Portionen gegessen hat, dass sie mit Mike Tennis spielen war, dass der Frank ihr einen Job für nächstes Jahr vermittelt hat oder dass der Tommi unheimlich nett ist. Ich kann dann damit wenig anfangen. Ich würde dann gerne wissen, ob Frank beispielsweise ihr Chef ist oder der Kameramann oder auch ein Praktikant, ob Dave der Koch ist oder der Regisseur und ob sie auch sonst viel mit ihm zu tun hat.

Ich bin genau das Gegenteil. Ich meine immer, dass ich jedes Mal mit dem Namen den Bezug nennen muss. Auch wenn ich den Namen meiner Söhne schon oft erwähnt hatte, habe ich zum Beispiel in Erzählungen meinen Arbeitskollegen gegenüber immer gesagt, das etwa Helmut, der jüngste Sohn, heute wieder die Schule geschwänzt hat oder Friedrich, der älteste Sohn, angefangen hat zu studieren. Manchmal habe ich die Namen auch gar nicht erwähnt, sondern immer nur vom Ältesten, dem Zweitältesten und so weiter gesprochen.

Wie sehen eure Erzählungen bezüglich des Namensnennung aus? Beschreibt ihr bei Namensnennungen immer den Bezug zu euch mit? Sagt ihr beispielsweise, dass Fritz, euer Bruder, zu Besuch kommt oder dass Fritz zu Besuch kommt oder einfach dass euer Bruder zu Besuch kommt? Geht ihr immer davon aus, dass die Leute sich die Namen eurer Bekannten merken und gleich wissen, wer dieser Fritz ist?

Bei mir ist das immer unterschiedlich, mal nenne ich den Vornamen, mal kommt der Nachname dran. Ich bin aber der Meinung, dass ich einen Bezug nennen brauch, denn eigentlich sind es ja nebensächliche Informationen, die man weitergibt, die den anderen vielleicht gar nicht interessieren. Wenn es für die Erzählung relevant ist, dann würde ich es kurz mit nennen z. B. Dani, meine Kollegin.

Ich habe das schon sehr früh gemerkt, dass sich meine Gesprächspartner nicht alle Namen merken können. Ich habe 5 Geschwister. Da kommt der beste Zuhörer durcheinander. Vor allem geht es mir ja auch so. Wenn ich die Personen noch nie gesehen habe, dann prägt sich das einfach nicht so ein. Wenn man die Person kennt, ploppt gleich das dazugehörige "Foto" im Gedächtnis auf. Ich spreche daher immer von "meinem Bruder" und "meiner Schwester". Bei Gesprächspartnern, bei denen es nicht ganz klar ist, ob sie auch mit dem Namen etwas anfangen könnten, bin ich früher oftmals ins Stolpern geraten und habe dann "meine Schwester" und ihren Namen verbunden und sagte "meine Lisa".

Manchmal will ich aber auch einfach etwas erzählen und dann ist der Bezug der Person in der Geschichte zu mir nicht relevant. Nach dem Motto "ich kenne da jemanden, der ...". Dann muss ich nicht lang und breit erklären, dass das meine beste Freundin aus Kindertagen ist. Aber dann muss man auch wirklich nicht den Namen sagen. Es sei denn, man erzählt von mehreren Personen. Dann könnte es verwirrend werden. Auch hier im Forum finde ich die komplexeren Themen mit Frau A. und ihrer Cousine B und deren Mann C oft sehr konfus und ich muss dann immer noch mal an den Anfang, um herauszufinden, wer noch mal B war. Da fände ich Namen einfacher.

Ich nehme mal an, dass deine Nachbarin gar nicht von dir erwartet, dass du dir das merken kannst, wenn sie irgendwann mal erwähnt hat, dass Tommi ihr Chef ist. Sie findet es einfach nicht wichtig, welchen Beruf derjenige hat, der drei Portionen gegessen hat. Ihr geht es dabei nur darum, wie um Himmels willen irgendjemand drei Portionen essen kann. Wenn du allerdings von deinen Söhnen erzählst, ist es ja schon für die Geschichte selbst wichtig, ob man nun von einem 16jährigen oder einem 22jährigen spricht. Daher ist es erwähnenswert.