Lügen bezüglich der Stimmung in einer Beziehung

Eine Freundin von mir hat ein Problem mit ihrem Partner. Hin und wieder, wenn dieser zu viel Stress hat, wenn meine Freundin sich in seinen Augen dumm verhalten hat oder wenn er einfach nur einen schlechten Tag hat, ist er spürbar schlecht gelaunt. In solchen Situationen rollt er mit den Augen, wenn er denkt niemand sieht hin, hat einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck und wirkt eben erkennbar genervt.

Da meine Freundin schon 12 Jahre mit ihrem Partner zusammen ist, spürt sie ganz genau, wenn er in einer solchen, schlechten Verfassung ist. Wenn sie ihn dann anspricht, was denn wieder los sei und warum er gerade so ein Gesicht zieht, lächelt er sie gekünstelt an und leugnet ab in irgendeiner Form schlecht gelaunt zu sein. Nun ist es aber so, dass meine Freundin die Mimik und Gesten ihres Freundes bestens kennt und sie daher einen Irrtum ausschließen kann.

In einigen Fällen gibt er später, wenn er sich beruhigt hat zu, dass er schlechte Laune hatte. Manchmal streitet er aber hartnäckig ab. Ich frage mich, warum er überhaupt solche Gesten wie Augenrollen macht, wenn er nicht möchte, dass jemand seine Launen mitbekommt. Genauso frag ich mich, warum er sie deutlich spüren lässt, dass seine Laune mies ist und sie dennoch belügt und sagt alles wäre in Ordnung.

Kennt ihr solche Menschen, denen man die schlechte Laune an der Nasenspitze ansieht und die trotzdem mit einem gespielten Lächeln behaupten, es wäre nichts los und alles wäre gut? Wie geht man mit solchen Menschen am besten um? Ich würde vermutlich permanent wütend werden, wenn man mich so offensichtlich belügt, meiner Freundin geht es ähnlich.

Meiner Erfahrung nach gibt durchaus so einige Leute von dieser Sorte, und auch mich macht diese Art wahnsinnig. Ich glaube aber nicht, dass das eine absichtliche Form der Unaufrichtigkeit ist. Manche Menschen können nur - ganz besonders in der Situation - schwer ihre Gefühle zum Ausdruck bringen.

Die Frage wie man damit umgehen soll wenn jemand sich so verhält, ist schon schwieriger zu beantworten. Ich denke mehr als geduldige Offenheit kann man da nicht bringen.

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass er in der Vergangenheit eventuell die Erfahrung gemacht hat, dass es wenig sinnvoll ist, der Freundin zu sagen, was ihn stört. Vielleicht hat er es ihr früher gesagt und das führte zu Streit oder Konflikten oder zumindest nicht dazu, dass Sie das Verhalten, was ihn störte, geändert hat. Und dann bleibt man zwar trotzdem genervt, hat aber nicht die Hoffnung durch ein Artikulieren der Probleme eine Lösung herbeizuführen und sagt lieber nichts.

Mir ist auch zuerst das in den Sinn gekommen, was Zitronengras erwähnt hat. Es kann gut sein, dass er eine Auseinandersetzung verhindern will, die seine Laune dann womöglich noch mehr verschlechtert. Vielleicht möchte er auch einfach nicht darüber reden. Ich kenne deine Freundin nicht, aber es kann ja sein, dass sie sehr aufdringlich wird und dann unbedingt wissen will, warum er schlechte Laune hat, wenn er es denn zu gibt. Und manchmal gibt es Momente, da möchte man einfach nur seine Ruhe und mit niemandem darüber reden.

Meiner Ansicht nach könnte er das dann aber auch ruhig sagen, wenn er nicht in der Stimmung ist, sich zu unterhalten oder ähnliches. Das wird seine Freundin sicherlich verstehen, vor allem, wenn sie schon so lange zusammen sind und ein eingespieltes Paar sind. Wahrscheinlich versucht er das mit Hilfe von Gesten wie das Augenrollen deutlich zu machen, aber so ganz verstehe ich auch nicht, warum es nicht einfach direkt sagen kann. Was ich wichtig finde, ist, dass er dann im Nachhinein sagt, was los war. Womöglich könnte die Freundin ja beim nächsten Mal etwas gegen seine schlechte Laune tun, je nachdem, was die Ursache dafür ist. Miteinander reden ist einfach wichtig in einer Beziehung.

Als ich das gerade gelesen habe, musste ich spontan schmunzeln, denn genau so hat sich mein Ex-Freund auch oft verhalten. Er hat zwar nicht mit den Augen gerollt, aber da ich auch immerhin sechs Jahre mit ihm zusammen war, habe ich schon gemerkt, wenn etwas nicht gestimmt hat oder er eben einfach nur schlechte Laune hatte. Leider kam das auch sehr oft vor.

Wenn ich ihn zum Beispiel gefragt habe, was es Neues gibt oder auch wie sein Arbeitstag war, kam dann immer nur eine kurze und knappe Antwort, die er sich mehr oder weniger "in den Bart genuschelt" hat, wie man so schön sagt. Das war dann ein kurzes "Nichts" und fertig. Habe ich dann genauer nachgefragt, was denn mit ihm los wäre, wurde er schon gereizt, obwohl ich ihm gar nichts getan hatte. Und meistens kam er dann auch erst Stunden später mit der Sprache heraus, dass er sich über etwas geärgert hatte oder was auch immer.

Bei mir selber ist es so, dass ich meinem neuen Freund gegenüber auch oft verheimliche, wie es mir wirklich geht. Es geht mir dann zwar nicht schlecht, aber wenn ich mir zum Beispiel über etwas Gedanken mache, was mich beschäftigt, versuche ich, das zu überspielen, damit es nicht so aussieht, als würde ich nur Probleme machen. Allerdings hat er dann doch so viel Feingefühl, dass er das relativ schnell merkt und mich auch drauf anspricht.

Dieses Verhalten kann wahrscheinlich verschiedene Ursachen haben. Entweder er will keinen weiteren Streit provozieren und sagt deshalb nicht, was ihn stört oder er hat einfach ein großes Aufmerksamkeitsbedürfnis.

Wenn ich zum Beispiel sauer auf meinen Partner bin, dann ist es bei mir aber auch so, dass ich es meinen Partner nicht sofort wissen lassen will. Natürlich erkennt man mir an, dass etwas nicht stimmt, aber ich habe zu diesem Zeitpunkt dann einfach nicht die Lust darüber zu reden, auch wenn er der Grund für mein Augenrollen sein sollte. Ich kenne mich und weiß, dass ich manchmal zu schnell und oft ohne richtigen Grund sauer werde. Das will ich meinem Partner dann aber nicht gleich an den Kopf werfen, denn in diesem Moment wäre jeder neue Satz der Beginn einer neuer Auseinandersetzung. Von daher lasse ich mir das, was mich beschäftigt oder bedrückt, erst eine Zeit lang durch meinen Kopf gehen. Wenn ich denke, dass ich im recht bin, dann sage ich das irgendwann aber auch.

Ich denke jeder hat seine Eigenheiten in der Beziehung. Man kann nicht vom Partner erwarten, dass es einem alles mitteilt, was er gerade denkt. Und man sollte das auch akzeptieren, auch wenn Frauen die Gewohnheit haben, immer nachzubohren.

Ich finde es immer gut, wenn man ehrlich ist. Gerade in einer Beziehung sollte man bezüglich seiner Stimmung auch nicht lügen, sondern dem Partner offen die Wahrheit sagen. Immerhin hat jeder auch hin und wieder einfach einen schlechten Tag und von daher ist es auch kein Weltuntergang, wenn man schlecht gelaunt ist. Das sollte man dem Partner auch nicht verheimlichen, sondern einfach offen zugeben. Wenn der Partner nämlich nicht weiß, dass man schlechte Laune hat, dann kann er auch Rücksicht darauf nehmen.

Ehrlich gesagt sehe ich einfach keinen Sinn darin, es abzustreiten, dass man schlechte Laune hat, wenn der Partner das von selbst merkt. Immerhin ist es nicht schlimm, hin und wieder schlechte Laune zu haben und gerade wenn das dem Partner auch auffällt, dann sollte man auch dazu stehen. Deshalb würde ich wohl offen mit meinem Partner darüber sprechen und ihm auch klipp und klar sagen, dass er mich nicht anlügen muss, weil ich das ohnehin immer merke. So muss ihm einfach klar werden, dass seine ganzen Lügen einfach nichts bringen.

Vermutlich hat dein Freund ganz einfach keine Lust darauf, über seine schlechte Laune zu diskutieren und womöglich noch einen Streit anzufangen. Stattdessen tut er wohl so, als wenn alles gut wäre, um nicht auf dieses Thema zu kommen. Wahrscheinlich möchte er einfach nicht über die Ursache seiner schlechten Laune reden, sondern einfach damit in Ruhe gelassen werden. Vielleicht ist er einfach ein Mensch, der Probleme gerne mit sich selbst ausmacht.