Wie helfen Logopäden Kleinkindern?
Der Sohn von Frau X ist zweieinhalb Jahre alt. Er ist normal entwickelt und von seinen motorischen Fähigkeiten seinen Altersgenossen eher ein Stückchen voraus. Trotz der Bemühungen der Eltern spricht das Kind aber nur sehr wenig. Es versteht alles, was die Eltern sagen, aber es kann nur wenige Worte bisher sprechen.
Bei der letzten U-Untersuchung mit zwei Jahren meinte der Kinderarzt, dass wenn das Sprechen nach drei Monaten immer noch nicht so gut funktioniert und das Kind nicht viel mehr Worte sagen kann, man noch einmal vorstellig werden sollte, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen.
Nun sind inzwischen etwa fünf Monate vergangen, das Kind spricht immer noch sehr wenig und Frau X überlegt ein weiteres Mal zum Kinderarzt zu gehen. Vermutlich wird ihr der Kinderarzt dann einen Logopäden nahelegen, der dem Kind helfen soll, besser und schneller sprechen zu lernen.
Und genau damit beschäftigt sich meine Frage. Wie kann ein Logopäde einem Kind helfen, besser sprechen zu lernen bzw. ihm beibringen, dass es mehr Worte spricht, wenn die Eltern schon alles versuchen, es ihrem Kind beizubringen. Sie sagen dem Kind, dass es bestimmte Begriffe sagen soll, aber das Kind schüttelt nur den Kopf, obwohl es genau weiß, was es für einen Gegenstand sagen soll. Sie fragen es ebenso, was zum Beispiel der Gegenstand in ihrer Hand ist. Das Kind weiß es zwar, dass es sich dabei um ein Auto handelt, aber das Wort Auto möchte oder kann es nicht aussprechen. Manchmal sagt es auch brumm brumm, aber eben nicht mehr und schon gar nicht Auto.
Wie schafft es also ein Logopäde, Worte aus dem Kind heraus zu kitzeln, obwohl er ein Fremder für das Kind ist und es die Eltern eigentlich besser schaffen müssten? Mit welchen Methoden kann er mehr erreichen als die Eltern? Gelingt es Logopäden auch, so dass der Besuch eines Logopäden Frau X angeraten werden kann?
Der Arzt hat gesagt, dass er ein weiteres Vorgehen besprechen will und nicht, dass Frau X. zum Logopäden soll. Oder habe ich dich da falsch verstanden? Logopäden sind doch eigentlich zuständig, wenn das Kind Laute falsch ausspricht oder stottert und nicht dazu, ein Kind überhaupt zum Sprechen zu bewegen - das dachte ich zumindest immer.
Logopäden haben natürlich viel mehr Möglichkeiten und Methoden als die Eltern. Sie arbeiten mit weniger Druck und sind emotional nicht so beteiligt wie die Eltern, was gut für das Kind ist, das genau merkt, dass die Eltern etwas fordern, was es nicht bringen kann, sodass es vielleicht verunsichert ist und gar nichts sagt. Aber wenn der Arzt zum Logopäden rät, dann schadet es sicher nicht, das Kind einem solchen vorzustellen.
Wenn das Kind nicht reden will, dann liegt das Problem ja eigentlich woanders. Es gibt Kinder, die erst einmal die Wörter "sammeln" und dann platzt der Knoten und von heute auf morgen reden sie dann. Wobei es natürlich auch Krankheiten gibt (ich muss da spontan an Autismus denken), wo Kinder durchaus normal intelligent sein können (auch über- oder unterdurchschnittlich intelligent), aber nicht unbedingt mitteilsam sind. Da würde dann eher ein komplexes Diagnostikverfahren helfen und weniger ein Logopäden.
Ansonsten hatte ich schon das ein oder andere Mal das Vergnügen und durfte beim Logopäden mit dabei sein. Die haben da eine Reihe von Spielen. Die setzen sich ja nicht vor das Kind und sagen, dass es das oder das Wort sagen soll, sondern machen das spielerisch. Wenn das Kind nicht reden will, dann wird ein guter Logopäde es auch nicht zwingen. Er schaut erst einmal, ob das Wortverständnis überhaupt da ist. Man kann da Kärtchen mit verschiedenen Motiven hinlegen und eine Geschichte dazu erzählen. Anschließend wird noch eine Geschichte erzählt und das Kind soll die passenden Motive raus legen. Dazu muss man zum Beispiel nicht reden, man sieht aber, ob das Kind weiß, was was ist. Und zwar ziemlich eindeutig, weil ein Hund eben keine Katze und ein Auto kein Haus ist.
Vermutlich ist es schlau, wenn man kontrolliert, auf welchem geistigen Stand das Kind ist. Wenn man das jetzt nicht schon gemacht hat. Das die eigenen Eltern ihr Kind vielleicht für schlau halten, ist in den meisten Fällen klar. Aber das ist noch mal etwas anderes, wenn man es schwarz auf weiß hat.
Ein weiteres Vorgehen heißt nicht zwangsläufig dass man zum Logopäden soll. Es können da auch weitere Untersuchungen anstehen. Selbst wenn man meint, dass das Kind alles versteht, kann das ein Trugschluss sein. Ich weiß noch, dass bei meinem jüngsten Cousin auch dieses Problem bestand. Meine Oma meinte nur immer, dass sein Vater ja auch erst sehr spät gesprochen habe. Nur dass da eben rund 40 Jahre dazwischen lagen und man das nicht mehr wirklich vergleichen konnte.
Am Ende hat man dann festgestellt, dass der Junge Polypen hatte, die das Hören beeinträchtigt haben. Er hat zwar verstanden, aber eben auch nicht richtig und das hat ihm auch beim Sprechen behindert. Deswegen sollte man schon auf den Kinderarzt hören und sich beraten lassen, was nun getan werden kann.
Wobei die Behauptung, dass die Eltern bereits alles versucht hätten, auch sehr schwammig ist. Was für die Einen scheinbar alles ist, dann ist für andere Menschen nur ein Bruchteil der Möglichkeiten. Und selbst wenn das Kind zum Logopäden soll, ist das keine Schande.
Ob ein Logopäde dafür zuständig ist, ein Kind generell zum Sprechen zu bewegen, weiß ich nun nicht so genau. Jedenfalls ist der Sohn einer Freundin nun auch einmal pro Woche bei einem Logopäden. Der Sohn ist allerdings vier. Er hat klassische Aussprachefehler, eben mit "Sch" und so weiter.
Im Kindergarten haben sie am Anfang auch gesagt, dass er da eben Defizite hat, aber normalerweise fängt man erst im Vorschulalter also so mit 5 bis 6 Jahren mit einer Logopädie an, zumindest in diesem Kindergarten. Nun haben sie bei ihm aber auch schon ein Jahr früher begonnen, nach dem Motto, dass das ja nichts schadet.
Der kleine Mann hat bei diesen Stunden laut Aussage meiner Freundin großen Spaß. Im Endeffekt spielen sie einfach diverse Spiele und so merkt er das gar nicht, dass er dabei die Aussprache übt und lernt. Die Spiele gefallen ihm sehr gut und sie hat auch ein paar Spiele mit nach Hause bekommen, die sie nun täglich zum Üben spielen. So ähnlich wird es vermute ich auch bei noch jüngeren Kindern sein. Und auch wenn die Eltern schon viel unternommen haben, kann so ein Logopäde durchaus auch noch viel bewirken.
Mein Sohn war auch ein halbes Jahr beim Logopäden. Als er drei Jahre alt war, stand eine Untersuchung beim Kinderarzt an und er war eben der Meinung, dass er zu wenig spricht für sein Alter. Das habe ich aber auch ganz genauso gesehen. Ich habe mich wirklich extrem bemüht, meinen Kleinen zum Sprechen zu bewegen, aber er hatte einfach keine Lust dazu bzw. kam mit einigen Wörtern aus. Verstanden hat er alles, aber er hat einfach kaum Sätze gesprochen. Wir bekamen dann erst einmal eine Überweisung zum HNO, um klarzustellen, dass es nicht an einem verminderten Hörvermögen liegt. Da war aber alles in Ordnung und so sind wir einmal die Woche zum Logopäden gegangen.
Dort ist dann der Knoten sozusagen geplatzt. Ich weiß nicht genau, wie die Logopädin dies gemacht hat, aber durch die spielerische Herangehensweise hat er dann langsam aber sicher angefangen, auch zusammenhängende Sätze zu sprechen. Die Logopädin hat ihn anders auch nicht verstanden. Ich wusste ja, was er mit bestimmten Wörtern meint und habe dann auch immer darauf reagiert. Das war im Endeffekt nicht so toll, denn damit habe ich die Sprachfaulheit ja noch zusätzlich unterstützt. Aller er dann in den Kindergarten ging, hat er dann auf einmal geredet wie ein Wasserfall. Die Logopädie hat meinen Sohn sehr gut geholfen und ihn eindeutig in die richtige Richtung gelenkt. Nach einem halben Jahr hat er dann auch keine Therapie mehr gebraucht und nun redet er, als hätte er nie Probleme damit gehabt. So etwas kann also auch kleinen Kindern echt viel bringen - hätte ich vorher auch nicht gedacht.
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