Sind die Deutschen zu weinerlich?

vom 11.10.2013, 07:00 Uhr

Dieses ungläubige Staunen in den Augen anderer Personen, die nach dem Befinden fragen, kenne ich auch. Kürzlich sprach mich eine Nachbarin im Haus an und fragte mich, wie es mir ginge. Ich sagte ihr: „Mir geht es gut, danke.“ Sie sah mich verdutzt an und konnte meine Aussage nicht glauben. Als ich dann zurück fragte, wie es ihr denn gehe, sagte sie mir, dass sie große Probleme habe und starke Tabletten nehmen müsse. Nun gut, diese Probleme kenne ich und habe sie auch mal. Aber wenn es mir gut geht, sage ich das auch. Was nützt es, über Sachen zu sprechen, die gestern waren und heute besser sind? Fragt jemand nach dem Befinden, denke ich, dass das "Jetzt" gemeint ist. Sie wusste, dass ich einen Unfall hatte und dachte wohl, mir ginge es noch schlecht.

Das aber verwechseln manche Menschen und sprechen darüber, wie es ihnen gestern oder letzte Woche ging oder wie es ihnen allgemein mal geht. Und so werden sich deine Bekannten auf einem Geburtstag auch über das Befinden der letzten Monate unterhalten nicht über das aktuelle. Und in dem Alter, wo sie wahrscheinlich sind, ist es sowieso üblich, viel über Krankheiten zu sprechen. Anders ist es, wenn sie alle arbeiten würden, dann gäbe es andere Themen.

Aber deshalb kann ich nicht sagen, dass die Deutschen weinerlich sind oder zu viel jammern. Wenn sie gefragt werden und die Wahrheit sagen, darf man ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Über andere Nationalitäten kann ich nicht urteilen, weil ich sie zu wenig kenne. An deiner Stelle würde ich solche Geburtstagsfeiern nicht mehr besuchen und mir einen anderen Freundeskreis schaffen, dann musst du das weinerliche Gejammer nicht mehr ertragen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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