Wann ist jemand eurer Meinung nach ein Nerd?

Ich selbst würde einen Nerd als jemanden definieren, der überdurchschnittlich intelligent ist und sich sehr für bestimmte Themen interessiert beziehungsweise aktiv damit beschäftigt - so stark, dass er manchmal seine Umwelt nicht oder nicht richtig wahrnimmt. Das können Themen sein, die keinen wirklich großen praktischen Wert besitzen (beispielsweise Star Wars, Rollenspiele, Magic-Karten oder auch Fussball). Es kann sich jedoch auch um Informatik oder neue Technologien handeln, bei denen das Wissen sich praktisch (auch beruflich) nutzbar machen lässt. Ein "typischer" Nerd beinhaltet für mich beide Faktoren, dass heißt, dass er eine große Leidenschaft für "Unnützes" hat, daneben jedoch auch praktische Fähigkeiten wie etwa Programmieren besitzt.

Weiterhin ist der typische Nerd für mich männlich und sozial eher unsicher. Das heißt nicht, dass er keine Freunde hat oder keine Beziehung führt oder führen kann - aber er verwendet so viel Zeit auf seine Interessen und lebt so stark in seinem Kopf und wenig in seinen Gefühlen, dass er sich nicht besonders viele Gedanken um andere Menschen oder um seine Außenwirkung macht. Daher kann er manchmal etwas unsensibel oder stark mit sich selbst beschäftigt rüberkommen.

Wie sieht euer geistiges Bild von einem "typischen" Nerd aus? Ab welcher Intensität bestimmter Eigenschaften würdet ihr jemanden als Nerd ansehen beziehungsweise unterhalb welcher Schwelle als "Normalo" oder Durchschnittstyp?

Das Wort "Nerd" ist viel breiter gefächert, als die Allgemeinheit annimmt. Nerds müssen nicht überdurchschnittlich intelligent sein (verflucht sei "The Big Bang Theory" für dieses Klischee) und auch muss er nicht klingonisch sprechen oder genau wissen, wann welcher Bösewicht in welchem Spiderman-Comic aufgetaucht ist. Nerds sind auch keine Freaks, die von der wirklichen Welt weniger Ahnung haben als von Azeroth.

Das schreibe ich nicht einfach so, sondern aus eigener Erfahrung. Ich bin zwar selbst kein Nerd, aber mein Freund, mit dem ich schon seit über fünf Jahren zusammen bin. Er liebt Mangas, zockt für sein Leben gern (von Mario, über Pokémon bis hin zu Halo eigentlich alles, was er in die Finger bekommt) und kennt sich natürlich auch in den ganzen virtuellen Welten aus. Wäre er künstlerisch begabt, könnte er sicher eine Karte von Azeroth aus dem Kopf zeichnen, doch sein Sinn für die Realität ist stark ausgeprägt.

Er kennt sich mit Politik aus, weiß über das aktuelle Geschehen in der Welt Bescheid, trifft sich mit echten Freunden in der echten Welt und ist durchaus in der Lage, eine Konversation zu führen, die nichts mit den typischen Nerd-Klischee-Gesprächsthemen zu tun hat. Sicher, wenn er einmal angefangen hat über WoW zu reden, hört er so schnell nicht auf, aber alles in allem ist er ein Durchschnittstyp.

Wenn ich also an einen Nerd denke, denke ich nicht an Sheldon Cooper oder Leonard Hoffstaetter, sondern an meinen Freund, den man auf der Straße nicht als Nerd identifizieren würde.

Für mich ist ein Nerd, ein Mensch (egal ob männlich oder weiblich), der sich so sehr mit anderen Dingen, wie Sammeln von Briefmarken, Computerspiele, etc., beschäftigt ist, dass er nicht mehr am realen/sozialen Leben teilnimmt. Er ist so fasziniert von seinem Lieblingshobby, dass alles andere uninteressant ist. Selbst wenn er mal mit einem anderen Menschen redet, kann er nur von seinem Liebling reden.

Aber allgemein kann man das Wort "Nerd" wohl eher schlecht definieren. Es ist ja sowieso eine eher subjektive Betrachtung. Denn manche könnten auch in mir einen Nerd sehen, beispielsweise durch die Tatsache, dass ich nicht so oft feiern gehe, wie andere in meinem Alter und dass ich eher beruflich eine gute Voraussetzung will. Extrem ist das zwar nicht ausgeprägt, aber jene, die jedes Wochenende Party machen, für diejenigen würde ich wie ein "Nerd" erscheinen.