Wann und welche Frühförderung bei Kindern angebracht?

vom 08.09.2013, 14:20 Uhr

Ich bemerke momentan immer häufiger, dass Eltern ihre Kinder in Kindergärten schicken in denen versucht wird, den kleinen Kindern schon die englisch Sprache näher zu bringen. Wenn die Kinder Englisch als Muttersprache sprechen, dann finde ich, dass man darüber Nachdenken kann, die Kinder in einen solchen Kindergarten zu schicken, aber ansonsten ist es übertrieben schon so früh anzufangen dem Kind eine Fremdsprache beizubringen. Was sich auch immer öfter beobachten lässt und was ich auch schon in meiner Familie erlebt habe ist, dass die Kinder schon in ganz jungen Jahren ein Instrument erlernen sollen, weil es angeblich bei der Entwicklung des Kindes besonders helfen soll. Oder es werden filme wie "Baby Einstein" angeschaut.

Ich habe da teilweise das Gefühl, das die Eltern versuchen, das was sie im Leben nicht erreicht haben, dann wenigstens durch ihr Kind zu erreichen. Und deshalb versuchen es auch besonders gut vorzubereiten. Ich meine es ist ganz normal das man von seinem Kind schwärmt und vielleicht auch seine Fähigkeiten ein wenig verherrlicht, aber das man schon im Kindergarten versucht sein Kind durch solche Frühförderungen auf das Berufsleben Vorzubereiten, finde ich einfach nicht angebracht. Was ich auch schon bei mir in der Familie miterlebt habe ist, das von "wir" geredet wird, wenn es um die Leistungen der Kinder geht, auch wenn diese erst in der Vorschule sind. Das Kind hat eine nicht so gute mündliche Mitarbeit, nicht "wir" haben nicht so eine gute mündliche Mitarbeit.

Meine Meinung mag ein bisschen kritisch sein, ich bin aber davon überzeugt, dass es nicht gut für ein Kind sein kann, wenn es schon so früh immer nur gefördert wird. Wo bleibt denn da die Kindheit? Ist euch auch aufgefallen, dass es immer mehr Möglichkeiten für die Förderung von "talentierten" drei Jährigen gibt? Oder kennt ihr auch Eltern, die immer öfter von "unseren" schulischen Leistungen reden, wenn es doch eigentlich eher um das Kind geht? Was haltet ihr davon, stimmt ihr mir zu, oder seid ihr gänzlich anderer Meinung?

» PresidenTFlasH » Beiträge: 14 » Talkpoints: 9,82 »



Grundsätzlich finde ich es sinnvoll, dass Kinder schon im frühen Alter gefördert. Kinder sind sehr lernfähig und ich finde es schade, wenn Kinder nicht ausreichend gefördert werden. Allerdings sind bei der Förderung viele Faktoren zu beachten. Wenn die Förderung nicht kindgerecht durchgeführt wird, stimme ich deinen kritischen Einwänden durchaus zu.

Einer der wichtigsten Punkte finde ich, dass jedes Kind ein Original ist. Deshalb kann man hier nicht nach einem Schema vorgehen oder das Kind einfach in dem Bereich fördern, den die Eltern besonders „wichtig“ oder „wünschenswert“ finden. Vielmehr sollte man sich die Zeit nehmen das Kind möglichst unvoreingenommen kennenzulernen und dann die Begabungen erkennen, die dann weiter gefördert werden können.

Außerdem ist das richtige Maß bei der Förderung wichtig. Ich beobachte manche Eltern die ihr Kind auf unzähligen Weisen fördern wollen, so dass dem Kind kaum noch Zeit zum Entspannen bleibt. Das Kind ist dann überfordert und verliert wahrscheinlich früher oder später die Motivation. Zuviel Förderung ist auf jedem Fall schädlich, da gebe ich dir Recht.

Allerdings wird oft der pädagogische Wert des Spielens unterschätzt. Spielen ist eine kostengünstige Förderung, die für Kinder aber sehr wichtig für ihre Entwicklung ist. In Rollenspielen oder gewöhnlichen Gesellschaftsspielen testen Kinder ihre Fähigkeiten und lernen dabei sehr viel.

Auf jeden Fall sollten Eltern darauf achten, dass sie ihre Kinder nicht aus einer falschen Motivation heraus fördern. Ich finde es furchtbar, wenn Kinder mit anderen verglichen werden und dabei förderungsbedürftige „Defizite“ festgestellt werden. Das Leistungsdenken beginnt in unserer Gesellschaft leider häufig schon bei den Kindern. Ich finde es wichtig, dass man jedes Kind so annimmt wie es ist und vermeintliche „Schwächen“ nicht sofort mit irgendwelchen Förderungsangeboten beseitigen versucht.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass es eine feine Linie gibt zwischen fördern und (unter- bzw. über)fordern, die es als Eltern gilt zu beschreiten und in keine Richtung dauerhaft zu übertreten. Das ist zweifellos manchmal schwierig. So sehe ich es persönlich als völlig in Ordnung an, wenn Fünfjährige spielerisch und ohne Druck schon ein wenig Gefühl für Englisch vermittelt bekommen oder Dreijährige einen Kurs besuchen in dem sie mit verschiedenen Instrumenten, Rasseln, Trommeln und so weiter Krach machen dürfen und so spielerisch das Interesse für Rhythmus geweckt wird. Das aber in dem Alter bereits in irgendeiner Form zielstrebig zu betreiben, finde ich übertrieben und kontraproduktiv und hat man als Eltern den Drang in diese Richtung, so würde ich doch sehr gründliche Gewissensforschung betreiben, welche Motivation tatsächlich dahinter steht.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Solange die Fremdsprache spielerisch an die Kinder herangebracht wird, spricht nichts gegen diese Förderung. Soweit ich das von Mitschülern meiner Töchter kenne, sind es meist Lieder oder Reime, die die Kinder kennenlernen. Allerdings muss man dann auch sehen, dass der reguläre Englischunterricht erst in der dritten Klasse beginnt. Eine ganze Schulklasse wird dann unterschiedliche Kenntnisse mitbringen und die Kinder die schon mehr können laufen Gefahr, dass sie sich geistig aus dem Unterricht ausklinken.

Manche schaffen es dann wieder einzusteigen, wenn Lernstoff kommt, der ihnen unbekannt ist. Aber es gibt auch Kinder die dabei den Anschluss verpassen. Bei uns an der Grundschule gibt es deswegen eine Pflichtarbeitsgemeinschaft für die ersten zwei Schuljahre mit Englisch, damit alle Kinder mit dem gleichen Wissensstand den eigentlichen Unterricht beginnen. Aber das ist nicht überall so.

Wenn dann die Eltern ihrem Kind Fremdsprache, Tanzen und auch Musizieren aufdrücken, dann ist schnell die Luft raus. Zumindest konnte ich das bei eigenen Kindern beobachten, die schon während der Kindergartenzeit einen vollen Terminkalender mit diversen Kursen hatten. Was ich als besonders schlimm empfand, waren die Probleme, dass diese Kinder fast das ganze Wochenende verschlafen haben, weil sie unter der Woche von Termin zu Termin gezerrt worden.

Ich selbst habe es so gemacht, wie meine Eltern mit mir. Meine Kinder durften schon im Kindergarten entscheiden, was sie mitmachen wollen. Damit waren sie zwar fast die einzigen Kinder, die überhaupt keine Kurse besucht haben. Aber für mich war das kein Problem. Zumindest hatten wir als Eltern auch die Freiheit wesentlich spontaner zu handeln.

Heute, wo meine Mädels die Grund- beziehungsweise die Oberschule besuchen, entscheiden sie ihre Arbeitsgemeinschaften auch selbst. Sie wissen, dass sie maximal zwei Stück besuchen dürfen und überlegen sich genau, was sie mitmachen wollen. Immerhin wollen sie auch am Nachmittag auch einfach nur spielen oder mit Freunden treffen. Und das ist bei maximal zwei Terminen auch machbar.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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