Ist es Kinderarbeit, wenn bei Ernte geholfen wird?

Ich wohne in einem großen Weinbaugebiet. Demnach findet in meiner Gegend mehr oder weniger überall die Weinlese statt. Da hilft jeder jedem. Ich kenne auch viele Weinbauern, die eben auch Kinder im unterschiedlichen Alter haben. Bei diesen Bauern ist es durchaus üblich, dass die Kinder bei der Lese mithelfen (müssen). Ich schreibe "müssen" deswegen in Klammern, weil die Kinder oft von klein auf schon so erzogen werden, dass es für sie selbstverständlich ist, dass sie bei der Lese mithelfen.

Im Prinzip macht es soweit ich das von Berichten der Kinder beurteilen kann, den Kindern durchaus auch Spaß. Von einem Kind im Volksschulalter / Grundschulalter weiß ich jedoch, dass es dieses Wochenende lieber mit Freunden etwas unternommen hätte. Die Eltern haben es nicht erlaubt, da das Kind bei der Lese helfen musste.

Nun habe ich mir überlegt, ob so eine Hilfe nicht genau genommen oder eben gesetzlich gesehen eine Kinderarbeit ist, die ja verboten ist. Bitte, ich möchte da nun keineswegs irgendwelche Eltern anzeigen oder dergleichen, ich möchte es nur generell diskutieren. Ich weiß, dass es in vielen Bauernfamilien üblich ist, dass die Kinder mithelfen.

Wer als Kind in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufwächst, muss auch damit leben, dass es zu gewissen Arbeiten gebraucht wird. Das ist schon seit Generationen so und wird sich wohl auch nicht ändern. Ich sehe das auch nicht als Kinderarbeit an. Denn meine Töchter müssen im Garten auch mit helfen, wenn da viel anliegt.

Auch das sehe ich nicht als Kinderarbeit an, da es einfach dazu gehört. Wenn man Kindern im Haushalt diverse Aufgaben überträgt, dann schreien doch auch nicht gleich alle erschrocken auf, dass es Kinderarbeit sei. Nur dass es sich da um kleine Aufgaben auf einen langen Zeitraum handelt und so eine Ernte eben sehr viel Arbeit für eine kurze Zeit bedeutet.

Mich würde auch der gesetzliche Aspekt interessieren. Ist es nicht so, dass etwas dann als Kinderarbeit angesehen wird, wenn man einen wirtschaftlichen Nutzen daraus hat? Also wenn das Kind dabei hilft den Mistkübel auszuleeren oder eben den Tisch zu decken und so weiter, habe ich ja keinen finanziellen Nutzen davon. Ja natürlich, man könnte behaupten, dass man sonst eine Haushaltshilfe einstellen muss, aber das ist dann denke ich schon eher an den Haaren herbei gezogen.

Und so eine Ernte ist eben Teil des Berufes den die Eltern ausüben. Wenn ein Elternteil in einem Büro arbeitet und dort meinetwegen auch saisonal bedingt sehr viel zu tun hat, dann darf man sein Kind ja auch nicht mitnehmen und diverse Tätigkeiten ausüben lassen. Also ich kann nicht sagen, dass das Kind mit mir am Sonntag in die Arbeit gehen soll um diverse Kopien zu machen.

Dazu wäre ein Kind im Grundschulalter durchaus fähig und auch sonst gibt es wohl sicher genügend Aufgaben in einem Büro, die auch ein Kind erfüllen könnte. Da würden aber wohl viele dagegen sein. Bei einer Ernte nicht. Warum?

Wie der gesetzliche Aspekt dabei aussieht, ist mir nicht bekannt. Aber ich gehe davon aus, dass man eben auch genau von der anderen Seite argumentieren kann, dass das Kind einen finanziellen Nachteil hinnehmen muss, wenn eine Fremdhilfe eingestellt werden muss. Je nach Findigkeit eines Juristen, kann man es eben drehen und wenden wie man will, um die bestmögliche Sichtweise zu bekommen.

Ich denke schon, dass es da klare Regelungen gibt. Nur denke ich durchaus auch, dass es eben so üblich ist und es eher nach dem Prinzip geht: wo kein Kläger, da kein Richter. Ich würde wie gesagt da auch niemanden anzeigen. Aber wenn jemand hören würde, dass das Kind bei der Büroarbeit helfen müsste, würde es denke ich durchaus genügend geben, die das nicht in Ordnung finden würden.

Punktedieb hat geschrieben:Wer als Kind in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufwächst, muss auch damit leben, dass es zu gewissen Arbeiten gebraucht wird. Das ist schon seit Generationen so und wird sich wohl auch nicht ändern.