Esst ihr manchmal aus Mitleid?

Was ich damit meine ist Folgendes: Esst ihr manchmal aus Mitleid, nur weil euer Gegenüber etwas gekocht hat, ihr aber kein Hunger hattet? Ich hatte schon oft den Fall, dass meine Mutter etwas gekocht hat, bzw. etwas gebacken hat, aber ich wirklich gar keinen Hunger hatte. Doch dann habe ich trotzdem ein Stück gegessen, damit sie es nicht umsonst gekocht hat. Auch kenne ich es, wenn meine Freundin ein überraschendes Picknick geplant hat, ich aber kurz davor schon gegessen habe. Dann nasche ich trotzdem was, damit sie es nicht umsonst geplant hat. Seid ihr auch so? Oder lehnt ihr es dann strikt ab, etwas zu essen, obwohl der Gegenüber sich viel Mühe gegeben hat?

Das kommt ganz auf die Situation drauf an. Bei meinen Eltern oder meinen Großeltern ist es oft so, dass wir schon vorher sagen, dass wir nichts essen möchten und trotzdem wird gekocht und Kuchen gebacken. Früher haben wir uns dann immer etwas reingequält, aber das mache ich nicht mehr. Wenn ich also vorher klar gesagt habe, dass ich nichts essen möchte, dann esse ich auch nichts.

Habe ich jetzt aber nur so keinen Hunger und das Essen war geplant, dann esse ich aus Höflichkeit schon eine Kleinigkeit, damit sich der Koch nicht vor den Kopf gestoßen fühlt. Ebenso, wenn vorher nicht übers Essen gesprochen wurde und der Gastgeber dann etwas reicht. Dann fände ich es auch unhöflich, nichts zu essen.

Ich würde es vor allem nicht als Mitleid bezeichnen. Wenn mir jemand was gekocht oder ein Picknick vorbereitet hat, dass zeige ich meine Dankbarkeit und Wertschätzung, indem ich es esse. Dass heißt dann für mich aber auch, dass wenn ich weiß, dass meine Mutter kocht, dass ich dann vorher nichts esse.

Sollte überraschend etwas auf den Tisch kommen, muss der Koch aber auch verstehen, wenn man es nicht sofort isst, sondern lieber abends nochmal aufwärmt. Bei einem Überraschungs-Picknick muss man da aber vorsichtiger sein. Da kann man das Nicht-Essen aber gut durch Unterhaltung und Küsse überspielen.

Mitleid ist das in meinen Augen nicht, sondern der Drang zur Höflichkeit. Man möchte den anderen Menschen eben nicht vor den Kopf stoßen und seine Handlung auch loben. Ich habe schon öfter mal etwas gegessen, obwohl ich eigentlich keinen Hunger hatte. Das passiert sogar recht regelmäßig, wenn ich bei meiner Schwiegermutter bin.

Sie bekocht uns sehr liebevoll und macht uns auch immer ein tolles Frühstück. Wenn wir abends dann noch lange unterwegs waren, dann bringt sie immer das Frühstück und kurz danach gibt es Mittag. Da haben wir meistens noch keinen Hunger, essen aber immer eine Kleinigkeit, weil es eben auch schmeckt und wir ja auch höflich sein wollen. Immerhin hat sie sich Mühe gegeben.

Unter Mitleid würde ich auch etwas anderes verstehen, als das angebotene Essen aufzuessen. Ich muss aber sagen, dass, wenn wir woanders zum Essen eingeladen sind, wir auch im Grunde noch den Appetit haben, um nichts abzulehnen. Allerdings gibt es da auch noch einmal diese Art von Besuchen, wo man ja nicht zum Essen hingeht und trotzdem wird man dann mit Kuchen und anderen Leckereien verwöhnt. Je nach Lust und Laune esse ich dann durchaus mal ein Stück, aber manchmal lehne ich es auch ab, einfach, weil ich keine Lust darauf habe.

Je nachdem, wo ich zu Besuch bin, kann dann die Höflichkeitsportion recht klein ausfallen und ich hole mir aufgrund des Geschmacks noch etwas von unterwegs. Denn nicht alles, was einem vorgesetzt wird, schmeckt ja auch immer und ich bin da auch sehr vorsichtig und eher zurückhaltend, wenn mir gewisse Zubereitungsarten einfach nicht zusagen.

Ich sehe es eigentlich nicht als Mitleid an, etwas zu essen, obwohl man keinen Hunger hat. Stattdessen hat das eher etwas mit Höflichkeit zu tun, wie ich finde.

Bei mir kommt es eigentlich ziemlich oft vor, dass meine Mutter gekocht hat, wenn ich nach Hause komme. Dabei passiert es auch nicht selten, dass ich davor bereits etwas in der Stadt gegessen habe, so dass ich gar keinen Hunger habe, wenn ich nach Hause komme. Trotzdem esse ich dann meistens etwas. Ich bin ein Mensch, der wirklich sehr gerne isst. Von daher kommt es sehr selten vor, dass ich so satt bin, dass ich nichts essen möchte. Stattdessen habe ich fast immer Appetit und esse daher meistens auch eine Kleinigkeit.

Meine Mutter ist leider auch eine sehr empfindliche Person, die schnell enttäuscht oder verletzt ist, wenn sie eine Abfuhr bekommt. Von daher tue ich ihr den Gefallen meistens und esse etwas.

Wenn ich wirklich einmal so satt bin, dass ich einfach nichts essen kann, dann bitte ich meine Mutter einfach, das Essen in den Kühlschrank zu stellen. So kann ich mir das Essen in zwei oder drei Stunden oder sogar am nächsten Tag noch aufwärmen, so dass nichts weggeschmissen werden muss.

Generell mache ich das sehr selten, aber es kommt auch mal vor. Das ganze würde ich aber ebenso eher aus Höflichkeit machen und nicht aus Mitleid, denn das ist wieder etwas anderes. Wenn ich zum Beispiel meine Oma besuche gibt es immer reichliche Mahlzeiten. Da ist man nach dem Mittag wirklich mehr als gesättigt. Wenn es dann heißt, dass es jetzt Kaffee gibt, habe ich meistens keinen Hunger oder Appetit. Ich bin ohnehin nicht so der Kuchenfan, aber ein Stücke esse ich dann trotzdem, weil der Kuchen in der Regel selbst gebacken ist.

Ich schließe mich der Meinung von den anderen Nutzern an, dass man in solchen Situationen eher aus Höflichkeit isst, wobei man eigentlich auch aus Mitleid mitessen kann und ich mache das eigentlich auch. Bei meiner Großmutter esse ich manchmal bis mir schlecht wird, da sie mir immer mehr Essen gibt und mich auch ständig fragt, ob ich Abendbrot essen möchte, was ich frühstücken möchte, was ich nebenbei essen möchte und was ich zum Mittag essen möchte. Es ist eigentlich schon ein wenig nervig, aber ich kann mich gegen sie nicht durchsetzen und ich esse einfach, obwohl ich keinen Hunger habe.