Seid ihr nach der Wende sofort in den Westen gekommen?
Die Frage gilt jetzt allen, die in der DDR aufgewachsen sind und dort gelebt haben. Mich würde mal interessieren, ob ihr nach dem Mauerfall sofort eure Sachen gepackt habt und in den Westen gekommen seid.
Was hat euch dazu bewegt so schnell wie nur möglich den Westen kennenzulernen? Oder habt ihr euch Zeit gelassen und seid erst später in den Westen gekommen? Seid ihr vielleicht sogar im Osten geblieben? Was hat euch zu eurem handeln bewegt? Warum seid ihr sofort in den Westen, warum erst später oder warum wollt ihr niemals aus eurer Gegend weg?
Ich kann zwar nicht von mir selber berichten, aber von den Verwandten meines Vaters. Die sind nicht sofort in den Westen. Sie waren ja in ihrem Dorf verwurzelt. Sie hatten dort ihre Arbeit und es gab überhaupt keinen Grund, in den Westen zu kommen. Allerdings haben sie uns ziemlich bald zum ersten Mal besucht. Vorher sind wir immer rüber gefahren, weil nur meine Oma in den Westen durfte, weil sie schon so alt war. Die Rentner wollte man loswerden.
Ich habe allerdings keine jungen Verwandten in der DDR gehabt, außer einem Vetter, der wegen eines Fluchtversuchs im Gefängnis gesessen hatte und dann frei gekauft worden ist. Aber der war eh schon im Westen. Meine anderen Verwandten wohnen immer noch im Osten, denn dort gibt es ja mittlerweile auch alles. Es ist ja kein Unterschied mehr zu uns, zumindest in den meisten Städten.
@anlupa: Man wollte die Rentner nicht los werden. Aber wenn diese eben doch nicht wieder zurück gekommen sind, ist dadurch keine Arbeitskraft weggefallen. Außerdem konnte man sich ziemlich gut darauf verlassen, dass ein Rentner auch wieder kommt, weil sie ja Kinder und Enkel hätten dann nicht mehr sehen können. Aber auch jüngere Leute durften zu größeren Familienfeiern schon in den Westen reisen, wenn auch nicht alle Anträge genehmigt worden sind.
Ich selbst hatte aber nie das Bedürfnis in den Westen zu gehen. Selbst kurz nach der Wende wäre ich eher zu meiner Oma gezogen, als mit meinen Eltern, wenn sie denn diese Pläne gehabt hätten. Das war für mich nur einmal, fast zehn Jahre später ein Thema. Aber da hat man schon gemerkt, dass es dort bei der Arbeitssuche auch nicht besser aussieht, als bei uns im Osten. Und danach war das nie wieder ein Thema für mich.
Selbst jetzt, wo ich es keine 30 Kilometer bis Bayern habe, war ich in vier Jahren nur zwei Mal dort. Und die meisten Leute, die ihr Glück im vermeintlich goldenen Westen versucht haben, sind nach einiger Zeit auch wieder zurück gekommen. Man hat eben recht schnell gemerkt, dass man dort auch nur mit Wasser kocht. Nur wenige Leute sind wirklich dort geblieben und das meist auch nur, weil sie einen Partner kennen gelernt haben.
@Punktedieb: Rentner durften sogar ohne Ausreiseantrag in die BRD übersiedeln, weil sie eine ökonomische Belastung für die DDR waren. Sie haben nämlich dann ihre Rente von der BRD bekommen. Dass sie wieder zurückkommen, war wohl nicht der Grund für die Genehmigung. Die DDR konnte doch gar kein Interesse daran haben, und unter irgendwelchen menschlichen Gesichtspunkten haben die Diktatoren dort nicht gedacht. Gerade am Schluss, als die Planwirtschaft am Zusammenbrechen war, konnte man gerne auf jede Rentenzahlung verzichten.
Erst in den Achzigerjahren durfte man zu ganz bestimmten Familienfesten ausreisen, aber auch das wurde willkürlich geregelt und es musste immer ein Kind oder ein anderer naher Verwandter zurückbleiben. Meinen Verwandten wurde das nie genehmigt. Vielleicht waren sie ja nicht linientreu genug.
@anlupa: Ich habe auch nicht behauptet, dass ganze Familien in den Westen zur irgendwelchen Feiern reisen durften. Aber es war eben auch nicht nur Rentnern vorbehalten diese Reisen zu unternehmen. Und es durften auch Leute fahren, die nicht mal in der SED Mitglied waren. Nach welchen Gesichtspunkten das entschieden wurde, kann sicherlich niemand wirklich erklären. Auch die Sache nicht, warum man einmal die Genehmigung bekam und einige Jahre später eben nicht mehr fahren durfte.
Und vom ökonomischen Standpunkt her waren Rentner auch wichtig. Denn wie viele Mütter konnten nur Schichten arbeiten, weil eine Oma das Kind nach Kindergarten oder Schule versorgte. Das sind die Probleme, warum eben heute manche Mutter nicht arbeiten kann. Und es gab nicht wenige Leute, wo man froh war, wenn diese nach dem Erreichen des Rentenalters noch freiwillig weiter gearbeitet haben.
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