Sogenannter Trainrider - durchgeknallt oder Abenteurer?

Letztens sah ich eine Reportage über S-Bahn- und Zug-Surfen. Darin ging es auch um einen jungen Mann, "Trainrider" genannt, der tatsächlich auf einem ICE gesurft ist. Er hatte eine Art Vakuumpumpe, mit der sonst wohl Glaser arbeiten, mit deren Hilfe er sich an der Heckscheibe des ICEs "festsaugte". Zusätzlich befestigte er auch noch einen Gürtel um seine Taille und befestigte ihn (ob an der Pumpe oder direkt am Zug weiß ich nicht mehr). Auf diese Weise fuhr er von Hanau nach Frankfurt/Main, teilweise natürlich bei sehr hohen Geschwindigkeiten. Eine Weile später wurde er gefasst, konnte jedoch rechtlich nicht belangt werden, da er für diese Strecke tatsächlich eine Fahrkarte gelöst hatte. Alles in allem eine total skurrile Geschichte.

Das Krasseste fand ich jedoch, als der "Trainrider" im Interview angab, eine Freundin und sogar ein Kind zu haben. Dennoch sei das Zug-Surfen eben sein Hobby, welches er auch in Zukunft auszuüben gedenke. Findet ihr das irgendwie bewundernswert, weil er seine "Adrenalinsucht" einfach auf diese Weise auslebt und etwas Ungewöhnliches macht? Oder denkt ihr (wie ich), dass es einfach nur bescheuert ist, auf diese Weise sein Leben auf's Spiel zu setzen? Denn das wurde in der Reportage auch deutlich: Selbst für "erfahrene" Surfer ist das ganze immer mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden, man kann so schnell an die Starkstromleitung kommen, einen Arm oder Bein oder eben sein Leben verlieren.

Also bewundernswert finde ich daran auch überhaupt nichts. Ich bewundere Menschen, die jeden Tag ihr Leben auf´s Spiel setzen, um anderen zu helfen - Polizisten, Feuerwehrmänner und ähnliches. Aber wenn jemand damit seine Adrenalinsucht befriedigt, ist daran nichts bewundernswertes. Es ist schon irgendwie mutig. Aber Mut und Dummheit liegen oft sehr nah beieinander. Und wenn nichts weiter dahinter steckt als Adrenalin, ist es doch mehr auf der Seite der Dummheit angesiedelt.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich dumme Männer eh nicht interessant finde, würde ich es anstelle seiner Frau nicht so locker sehen. Ich überlege mir immer, wie eine Frau am Sarg ihres Mannes steht. Auf die Frage, was denn passiert sei, gibt es unzählige Antworten, die alles so unterschiedlich sind. Er ist in ein brennendes Haus gerannt, um kleine Kinder zu retten. Er hatte Krebs. Er ist mit 200 km/h über die Landstraße. Er ist besoffen beim Pinkeln von einer Mauer gestürzt. Er hat sich mit einem Saugknopf an einen Zug geklebt. Es gibt einfach Männer, deren Witwe ich wirklich nicht sein möchte.

Also riskant und gefährlich scheint das auf jeden Fall zu sein. Es soll ja jeder seine Hobbys haben und denen nachgehen, aber das hier ist dann doch etwas zu viel des guten. Er gefährdet jetzt zwar nicht direkt andere Menschen, aber in gewisser Weise erschreckt er sie doch sehr, wenn er, stehend auf dem Zug, irgendwo gesehen wird. Das ganze am besten noch in voller Fahrt. Hier wird bestimmt öfters mal die Polizei alarmiert. Hier wird er vielleicht erst wachgerüttelt, wenn doch mal etwas passiert. Im schlimmsten Fall reicht auch das dann nicht aus, um ihn auszubremsen. Da kann man nur hoffen, dass in Zukunft auch alles bei ihm gut geht.

Ich habe auch schon von solchen Zugsurfern gehört und mir auch ein paar Videos angeguckt. Manchmal sind ja auch Nachrichten darüber im Fernsehen gekommen und leider sind ja auch schon Zugsurfer gestorben. SO etwas hört man natürlich nie gerne.

Im Grunde finde ich es schon eine sehr abenteuerlustige Sache und es gehört sehr viel Mut dazu. Allerdings gibt es ja keinen Grund, warum man so eine Sache macht. Man bringt sich selber und auch andere Menschen in Gefahr, zum Beispiel den Zugführer oder auch die Passagiere, die sich normal im Zug hinsetzen. Natürlich wird so ein Zugritt immer als Mutprobe bezeichnet, aber es gibt auch durchaus bessere Sachen, bei denen man nicht sein Leben riskieren muss und es ist auch legal, zum Beispiel Bungeejumping.