Wahlprogramm des bedingungslosen Grundeinkommens

vom 11.09.2013, 16:41 Uhr

Ich habe heute die Partei entdeckt, die Violetten. Die Violetten sind ja eine spirituelle Partei, die es seit 2001 gibt. Die Violetten sind für ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Mich würde interessieren wie Ihr so dazu steht! Ich finde das dies immer super klingt, aber ist dies im realen Leben tatsächlich durchführbar. Der Grundgedanke liegt darin, das man wegkommen soll von dem Gedanken der Zwangsarbeit um sein Leben zu sichern, hin zur freien Entfaltung.

Die Frage ist dann aber wiederum, wer arbeitet dann noch? Jetzt nehme ich mal ein Beispiel von mir. Ich würde mich wöchentlich in einer sozialen Einrichtung beschäftigen, mit einer Arbeitszeit von 20 h, weil ich mehr nicht für wichtig halten würde. Ich hätte aber das selbe Einkommen wie jemand, der dann den ganzen Tag Couching macht, bzw würde zusätzlich halt noch für die 20 h Geld bekommen. Wie hoch soll denn dieses Grundeinkommen sein. Es wird immer davon geredet das es Miete und Kosten für den alltäglichen Bedarf abdecken soll! Hier in München bräuchte ich da aber schon einen großen Teil um meine Miete zu finanzieren.

Meine Vermutung ist, da ja nie konkrete Zahlen genannt werden, das sich dieses Einkommen auf 1300 - 1500 Euro bezieht. Wer soll das denn finanzieren stelle ich mir immer wieder die Frage, bei allein 80 000 000 Menschen in Deutschland, kommt da schon eine unvorstellbare Summe zusammen, in nur einem Monat.

Sind diese Parteien unter anderem die Violetten, Realitätsfremd in euren Augen. Ich finde diesen Ansatz sehr fragwürdig. Da gefällt mir ein flächendeckender Mindestlohn schon deutlich besser, beziehungsweise durchaus machbar und man würde damit sicher mehr bewirken.

» Knaecke1980 » Beiträge: 12 » Talkpoints: 5,15 »



In einem so reichen Land wie Deutschland wäre rein theoretisch ein solches bedingungsloses Grundeinkommen locker finanzierbar. Doch stellt sich die Schwierigkeit der Finanzierung in der Tat vor allem in Abhängigkeit zur Höhe dieses Grundeinkommens. Geht man nach den Vorschlägen der Piraten, die wohl auch das Vorbild für die Violetten darstellen, und gibt ein Einkommen von 1.050 € aus, so wäre das wesentlich mehr, als Bedürftige mit Hartz IV, Wohngeld etc. erhalten. Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes, Vermögenssteuer und vielleicht sogar eine Vermögensabgabe wären unabdingbar. Doch wie bereits erwähnt, wäre es möglich.

Das von dir angesprochene Risiko, wer dann überhaupt noch arbeiten gehen würde, ist ein weiteres Problem, da ein solches Modell revolutionär wäre. Glaubt man an das ausschließlich gute im Menschen, kann man unterstellen, dass die meisten nicht mehr arbeiten gehen würden. Ich persänlich glaube da nicht dran. Zumindest würde unsere Wirtschaft auf lange Dauer gesehen schrumpfen und unser Wohlstand wäre in Gefahr.

Zudem ich in dem Konstrukt des bedingungslosen Grundeinkommens einen großen Fehler sehe. Schließlich sollte das Modell das Ziel haben, mehr soziale Gerechtigkeit in unserem Land zu erreichen. Doch wozu braucht jemand mit einem Einkommen von über 100.000 € im Jahr bzw. einem Vermögen von mehr als 1 Mio. € ein solches monatliches Grundeinkommen? Dieses Geld sollte lieber gespart werden, um die Finanzierung zu erleichtern oder kleineren Vermögensgruppen mehr Geld zu Verfügung zu stellen. Ansonsten machen wir da den gleichen Fehler, wie beim Kindergeld, das auch von arm bis reich jeder in gleicher Höhe erhält.

Langfristig gesehen, obwohl es natürlich sehr schwer ist einzuschätzen, wie sich Gesellschaft und Weltwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten weiterentwickelt, ist ein solches Modell jedoch nicht ganz unrealistisch, bedenkt man, dass wir etwas Ähnliches mit dem Arbeitslosengeld bereits besitzen. Inwiefern der Leistungsgedanke dabei nicht auf der Strecke bleibt, steht hingegen in den Sternen.

» Razor » Beiträge: 404 » Talkpoints: 5,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das ist ein richtig spannendes Thema, denn es könnte einen Staat wirklich grundlegend verändern. Zunächst ist es so, dass nicht alle unter "bedingungslosem Grundeinkommen" das Gleiche verstehen. Das ist ein einigermaßen verwaschener Begriff. Es gibt dabei mehrere Modelle, verschiedene Wirtschaftsforscher haben sich dazu Gedanken gemacht. Unter anderem gibt es ein Modell, dass das Grundeinkommen ab einem gewissen Verdiensteinkommen runterfahren würde bis es gar keines mehr gibt. Also, auch wenn es eigentlich bedingungslos jedem zusteht, wird es stückchenweise gestrichen, wenn man viel verdient. Aber definitiv fallen die Kürzungen sehr viel moderater aus als heutzutage beim Hartz IV, wo man nicht mal bisschen Zeitungen nebenbei austragen kann. Dennoch fällt es unter den Begriff "bedingungsloses Grundeinkommen".

Dies hätte zur Folge, dass es ungleich attraktiver wäre, einen Job anzunehmen. Auch, wenn er noch so klein und schlecht bezahlt ist. Auch soziale Berufe würden sich mehr lohnen. Ich kenne eine Krankenschwester, die noch Nebenjobs annehmen muss, weil ihr Vollzeitjob nicht zum Leben ausreicht. Für viele ist es also abschreckend, soziale Berufe zu ergreifen. Wenn das Grundeinkommen gesichert ist, fällt diese Sorge weg. Das würde den Sozialstaat enorm fördern.

Und das trifft auch auf andere Berufe zu. Selbständigkeit wäre nicht mehr ein so großes Risiko. Stichwort Kunst. Man könnte viel mehr seinen Leidenschaften und echten Interessen nachgehen. Wer weiß, was dadurch alles entstehen würde? Vor allem glaube ich nicht, dass wirklich viele Leute einfach keiner Arbeit mehr nachgehen würden. Die gesellschaftlichen Normen hören ja deshalb nicht auf zu existieren. Ein Mann sollte seiner Familie immer noch etwas bieten können, Machtkampf, Stolz über eine Beförderung, karrierebewusste Frauen. Das wären ja immer noch Motivationen in der Arbeitswelt.

Zur Finanzierung: Zunächst fallen ja extrem viele andere Ausgaben weg. Arbeitslosengeld, Wohngeld, Kindergeld und Rente. Zudem fällt der enorme Arbeitsaufwand der Prüfung, wer welche Sozialleistung beanspruchen kann, weg. Auch muss nicht immer wieder überprüft werden, ob der Leistungsempfänger immer noch berechtigt ist. Das ist ein Wahnsinnsapparat, der Unmengen an Geldern verschluckt. Und das noch auf so deprimierend unsinnige Weise. Das Grundeinkommen würde einfach direkt, ohne große Umwege, zum Ausgeben bereit auf den Konten landen.

Es gibt einige Regionen oder Länder, in denen ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die eine oder andere Art umgesetzt oder ausprobiert wurde. In Namibia wurden den Einwohner eines Dorfes ein Grundeinkommen gezahlt, um die Auswirkungen auf Armut zu untersuchen. Die Ergebnisse waren durchweg positiv.

Aber ganz wichtig: die Umstellung auf bedingungsloses Grundeinkommen in dem Ausmaß Deutschland wäre ein langsamer Prozess. Es wäre ja nicht so, dass es ab 1. Januar für alle umgesetzt wird und alle machen erst mal drei Monate Party und währenddessen ist alles lahmgelegt. Also Panik ist fehl am Platz.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bin ich total dagegen. Das behindert dermaßen den wirtschaftlichen Fortschritt, so wie es jetzt schon Hartz 4 macht: wie viele Leute bleiben zuhause, weil sie mehr Geld für das Faulenzen bekommen statt für einen Niedriglohn arbeiten zu gehen. Dann lieber stockt die Löhne mit dem Geld auf....

» Toszka » Beiträge: 72 » Talkpoints: 17,28 »



Es gibt einen guten Grund, warum bei so etwas oft keine richtigen zahlen benannt werden, einfach weil es nicht machbar ist. Wie soll sich das den finanzieren, dass jeder Mensch ohne zu arbeiten einfach 1000 Euro im Monat bekommt. Wo soll das Geld herkommen. So etwas kann man dann nicht reinholen, indem man die Steuersätze der gut Verdiener erhöht. Immerhin wäre das schon eine Frechheit, wenn die einen Leute sich den Arsch 40 Stunden die Woche Aufreißen, und dann mehr Geld abgeben müssen, damit Leute die nicht Arbeiten 1000 Euro im Monat haben können. Den ich bin durchaus der Meinung, dass sich viele dann nicht mehr um einen Job kümmern würden, denn in manchen gebieten, kann man von 1000 Euro im Monat wirklich einigermaßen Leben. Jeder sollte nur für die Leistung bezahlt werden die er auch bringt.

Ich bin da eher dafür, Soziale Berufe zu subventionieren, aus dem einfachen Grund, weil diese Leute für die Arbeit die sie leisten, einfach zu schlecht bezahlt werden. Ich bin auch durchaus der Meinung, das Hartz4 ausreichend ist. Natürlich reicht es nicht, um sich ein schönes Leben zu machen, aber dass soll es ja auch nicht. Es soll eine Grundsicherung da stellen, und diese ist durchaus gegeben. Wobei man durchaus überlegen sollte, wie man die Kinder etwas mehr unterstützen kann.

Mir tut wirklich jeder leid, der keinen Job findet, oder nur wenig verdient, und es klingt natürlich gut, wenn man sagt, jeder Verdient gut egal was er arbeitet und ob, aber dies ist einfach nicht finanzierbar. Mit solchen Aktionen wirtschaftet man sein eigenes Land runter und dann geht's uns bald wie den Menschen in Griechenland und dann war es dass mit Grundsicherung.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Zwei Dinge werden ja oft zusammen genannt. Das bedingungslose Grundeinkommen und der Mindestlohn. Das zweite ist meiner Meinung nach ein absolutes muss und ist wenn es richtig umgesetzt wird für alle betroffenen vorteilhaft. Das Grundeinkommen ist allerdings nicht durchführbar. Wenn jeder Mensch nichts mehr arbeiten muss würde die komplette Infrastruktur zusammenfallen. Die Läden würden nicht mehr mit Lebensmittel beliefert, man kann seine defekten Geräte nicht mehr reparieren lassen oder muss ewig warten und das nur deswegen weil die Leute es einfach nicht mehr nötig haben. Oder das ganze würde zu einer Megainflation von über 40% oder mehr führen. Das letzte Mal das ich mehr als 200.000 für einen Kaugummi bezahlt habe war vor 10 Jahren im Urlaub.

» Kamilentee » Beiträge: 460 » Talkpoints: 14,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin der Meinung, dass wir einen Mindestlohn brauchen und die Menschen auch für ihre Arbeit entlohnt werden müssen. Es kann nicht sein, dass es Menschen gibt, die ganztags für 5 € in der Stunde arbeiten gehen und dann noch staatlich aufstocken müssen. Sie arbeiten ja auch und das muss auch mit einem Mindestlohn belohnt werden, man muss von seiner Arbeit leben können.

Ein Lohn für alle, egal ob sie arbeiten oder nicht, sehe ich als ganz schlimme Überlegung an. Wer wird schon noch in der Pflege arbeiten wollen oder sich auf dem Bau abrackern? Wir würden dann wohl noch mehr Leute haben, die zu Hause sitzen wollen und das wäre für den Staat auch ein enormer Schaden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dann alle weiter schuften und machen, sondern eben auch einfach mal alles hinwerfen und zu Hause bleiben. So ein Lohn für alle macht keinen Sinn und würde Deutschland ans Ende führen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es gibt ja mehrere Parteien, die das fordern oder zumindest mal mit dem Gedanken sympathisiert haben. Realitätsfremd finde ich weniger die Menge an Geld, die dafür nötig wäre, aber dazu mehr später. Für mich ist es realitätsfremd zu denken, dass ein Land so überhaupt noch funktionieren würde. Klar, ich würde meinen Job weiter machen und mir mit meinem Grundeinkommen tolle Urlaube finanzieren, weil mir mein Job Spaß macht. Aber wie viele Leute würden sich wohl dazu entschließen weiterhin den Müll einzusammeln? Wie viele Leute hätten dann noch Lust mitten in der Nacht aufzustehen um Zeitungen zu verteilen? Wie groß wäre wohl die Chance, dass sich junge Leute dafür entscheiden am Samstag Abend bei McDonalds hinter dem Tresen zu stehen anstatt feiern zu gehen?

Was nun das Geld betrifft, ich habe dazu schon Rechnungen gesehen und ein nicht unbeträchtlicher Teil finanziert sich praktisch von selber, weil die ganze Bürokratie weg fallen würde. Was mich dann auf eine Idee gebracht hat, die tatsächlich sinnvoll wäre - ein Grundeinkommen für alle Leute, die nicht arbeiten können. Wenn alle staatlichen Leistungen, egal ob Renten, Arbeitslosengeld, Elterngeld und so weiter zusammen gelegt werden würden, würden die Kosten dafür deutlich sinken.

Und beim Mindestlohn gebe ich dir recht, das ist sinnvoller und das ist absolut machbar. Unsere Regierung müsste endlich mal aufhören sich von der Industrie erpressen zu lassen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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