Einkommenssteuer und Kapitalertragssteuer unfair?
Schaut man sich die zunehmend unfaire Vermögensverteilung in Deutschland, aber auch im Rest der Welt an, stellt sich doch die Frage nach den Ursachen. Geht es nach der Meinung der Linken, ist eine simple Vermögensabgabe nötig, um das Problem zu kurieren. Doch wie kann man diese Entwicklung langfristig umkehren?
Was dabei immer öfter kritisiert wird, ist, dass sich Geld heutzutage vor allem bei Geld vermehrt und normale Lohnarbeit immer mehr auf der Strecke bleibt. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man das ändern könnte und bin auf die interessante Zahl der Kapitalertragssteuer gestoßen: 25 %. Das ist immerhin nur etwas mehr als die Hälfte der Einkommenssteuer. Das heißt doch im Klartext, dass die harte Arbeit von Altenpflegern und Krankenschwestern fast doppelt so stark besteuert wird, als jemand der sein Geld mit Geldanlagen, wie z.B. Aktien oder Devisenhandel, verdient.
Steckt dahinter eine tiefergehende Logik, die ich nicht begreife? Lässt sich das aus irgendwelchen Gründen nicht ändern, also die Einkommenssteuer und die Kapitalertragssteuer näher zusammenbringen, oder will es die Politik aus Angst vor Kapitalflucht gar nicht? Wäre das ansonsten eine Analyse, die ihr teilen würdet?
Steckt dahinter eine tiefergehende Logik, die ich nicht begreife?
Du hast dich schlicht und einfach verrechnet. Der Eingangssteuersatz der Einkommenssteuer liegt bei gerade einmal 14%. Lediglich der Spitzensteuersatz liegt bei 45%. Von daher stimmt die Aussage, dass die Kapitalertragssteuer nur die Hälfte der Einkommenssteuer ist, absolut nicht. Wenn man genauer hinschaut, erreicht man die 25% erst bei einem Jahreseinkommen von etwa 45000. Erst wenn man dieses Einkommen überschreitet, ist die Kapitalertragssteuer günstiger als die Einkommenssteuer.
Davon abgesehen ist der Kapitalertrag oftmals schon einmal versteuert. Nehmen wir einen Teilhaber an einer Kapitalgesellschaft an. Dieser bekommt Dividende. Diese Dividende wird von den Gewinnen des Unternehmens gezahlt. Der Gewinn des Unternehmens ist aber nicht steuerfrei; es wurde daraus schon Gewerbe- bzw. Körperschaftssteuer gezahlt. Im Endeffekt fallen also hier deutlich mehr Steuern an als bei der Einkommenssteuer.
Bei Kapitalerträgen durch Kursgewinne sieht es etwas anders aus. Aber das sind ja eigentlich keine echten Einkommen. Es geht nur um das Verschieben von Vermögen von einem Investor zum anderen. Das könnte man eher mit einer Schenkung oder Erbe vergleichen.
Eine Krankenschwester zahlt im Normalfall nicht doppelt so viel Einkommenssteuer wie bei der Kapitalversteuerung, denn dafür verdient sie zu wenig, außer vielleicht, wenn sie Lohnsteuerklasse 6 hat, aber dann zahlt der Mann dafür weniger. Wenigverdienende zahlen viel weniger Steuern. Für Gutverdienende lohnt sich Kapital steuerlich allerdings eher als Arbeitseinkommen.
Grundsätzlich finde ich den konstanten Satz von 25 % für die Kapitalsteuer auch nicht richtig. Ich denke, er ist wegen der weltweiten Kapitalverflechtung so festgesetzt. Aber so genau kenne ich mich da nicht aus.
Die 25% fallen aber auch bei ganz normalen Sparern an, die nicht groß spekulieren, sondern einfach nur ein Sparbuch haben. Auch da werden - wenn man den Sparerfreibetrag herausrechnet - 25% abgezogen. Und das finde ich nicht fair, denn das Geld, was auf dem Sparbuch landet, stammt ja aus dem Arbeitseinkommen und wurde schon mal versteuert. Dass man dann von den Zinsen auch noch etwas abknapst, ist nicht die feine Art.
Zitronengras hat geschrieben:Die 25% fallen aber auch bei ganz normalen Sparern an, die nicht groß spekulieren, sondern einfach nur ein Sparbuch haben. Auch da werden - wenn man den Sparerfreibetrag herausrechnet - 25% abgezogen. Und da es finde ich nicht fair, denn das Geld, was auf dem Sparbuch landet, stammt ja aus dem Arbeitseinkommen und wurde schon mal versteuert. Dass man dann von den Zinsen auch noch etwas abknapst, ist nicht die feine Art.
Das Kapital wird ja nicht versteuert, sondern nur die Zinsen. Dann dürfte es auch keine Mehrwertsteuer geben, denn das Geld, das du beim Einkaufen ausgibst, ist ja auch schon versteuert. Du dürftest dann auch keine Steuern für deine Putzfrau zahlen, denn das Geld, was du ihr gibst, ist auch von deinem Netto. Einen Teil bekommst du zwar wieder, aber nicht alles. Immer, wenn Geld von einem zum anderen fließt, möchte der Staat etwas davon haben, was ja auch richtig ist. Es geht immer nur darum, wie viel es ist.
Zitronengras hat geschrieben:Die 25% fallen aber auch bei ganz normalen Sparern an, die nicht groß spekulieren, sondern einfach nur ein Sparbuch haben. Auch da werden - wenn man den Sparerfreibetrag herausrechnet - 25% abgezogen. Und das finde ich nicht fair, denn das Geld, was auf dem Sparbuch landet, stammt ja aus dem Arbeitseinkommen und wurde schon mal versteuert. Dass man dann von den Zinsen auch noch etwas abknapst, ist nicht die feine Art.
Achso und bei allen anderen ist das nicht versteuertes Geld? Ist das einfach so vom Himmel gefallen oder wie muss ich mir das vorstellen? Grundsätzlich kann ja jeder mit seinem Geld arbeiten und jeder zahlt dafür halt die gleichen Kosten. Wieso sollte das nun unfair sein?
Abgesehen davon kommen wohl die wenigsten normalen Sparer in die Verlegenheit viel Abgeltungssteuer zu zahlen. Bei den geringen Zinsen muss man da ja schon durchgängig über das ganze Jahr 20.000 oder 30.000 Euro rumliegen haben auf seinem Sparbuch, damit man über die 801 Euro Pauschbetrag kommt.
Wer sein Geld besser anlegt und wirklich auch privat mit seiner Anlage Geld verdient, arbeitet genauso mit seinem Geld, wie es große Investoren machen, warum sollte er da dann anders besteuert werden? Zumal ja gerade der Vergleich hinkt, wenn man sagt jemand verdient damit sein Geld und zahlt zu wenig Steuern. Derjenige zahlt doch sofort und pauschal immer 25% Abgeltungssteuer auf seinen Verdienst, den zahlt der normale Arbeitnehmer nicht sofort.
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