Wann erzählt man der Stiefschwester von der eigenen Mutter?

vom 24.09.2013, 19:57 Uhr

Ich möchte als Erstes klar stellen, dass ich meine kleine Schwester über alles liebe und normalerweise auch nicht Stiefschwester sage, allerdings hätte ich die Frage nicht anders formulieren können. Ich finde solche Wörter wie ''Stiefschwester'' sowieso ein bisschen blöd, aber das hat ja jeder für sich selber zu entscheiden.

Wie schon gesagt, habe ich eine kleine Schwester, allerdings haben wir nicht die gleichen Mütter. Ich lebe mit meinem Vater, meiner Schwester und mit der Mutter meiner Schwester zusammen, da ich mich dafür entschieden habe, bei meinem Vater zu leben. Da meine Mutter und wir in einem anderen Land leben, sehen wir uns leider nicht so oft und meine Schwester hat meine Mutter auch noch nicht gesehen. Manchmal rede ich natürlich über meine Mutter und einmal war meine Schwester dabei und hat gefragt, ob ''Mama nicht deine Mutter'' sei? Wir haben dann natürlich sofort umgeschalten, da meine Schwester noch zu klein ist, sie ist erst sechs Jahre alt, um solche Sachen zu verstehen. Das würde sie nur verwirren und ich möchte auch nicht, dass sie über solche Sachen nachdenkt. Ich sage auch zu ihrer Mutter ''Mama'' und wir haben auch keine Probleme damit.

Ich wollte wissen, was ihr zu diesem Thema denkt. Würdet ihr das genauso händeln und wenn ja, wann würdet ihr es euren Geschwister sagen, dass ich eine andere Mutter beziehungsweise Vater habt? Gibt es da einen guten Zeitpunkt oder wird es das Kind schon von alleine verstehen?

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich glaube, wenn du in so einem Moment einfach "Nein" sagst, ist das Problem in drei Minuten gegessen. Dann fragt sie, wer dann deine Mama ist und du erklärst es ihr. Sie wird sich gar nichts dabei denken. Warum sollte sie das auch negativ finden? Sollte sie ein Problem damit haben, dass ihr Papa schon mal eine andere Frau geliebt hat? Sie hat doch noch gar kein Verständnis dafür, dass ein Paar lebenslang zusammenbleiben kann oder eben nicht. Wenn man es einem kleinen Kind von Anfang an sagt, als wäre es ganz normal, ist es ganz normal für das Kind. So wie es jetzt ist, ist es gut, aber es war halt nicht immer so.

Das Problem beim Verheimlichen kommt dann später. Irgendwann verpasst man den richtigen Zeitpunkt. Dann lernt das Kind von alleine, dass es andere Konzepte von Familie gibt. Es lernt andere Kinder kennen und merkt, dass die einen gar keinen Papa haben und die anderen haben einen Papa, der auszieht. Irgendwann begreift das Kind all das. Wenn dann plötzlich rauskommt, dass da in der eigenen Familie was verheimlicht wurde, ist es einfach nur wütend über die Lüge.

Ich finde dieses Thema einfach zu unwichtig um darüber zu lügen. Hier hat niemand jemanden betrogen oder verletzt. Ihr beide, du und deine Schwester seid Kinder aus Liebe. Ich sehe überhaupt gar keinen Grund, da ein Geheimnis daraus zu machen. Ich würde mir an deiner Stelle ein schönes Kinderbuch über Stiefgeschwister suchen, ihr vorlesen und ihr erzählen, dass du eine andere Mutter hast. Und zwar ziemlich bald. Mit 6 Jahren fängt man langsam an zu merken, wenn etwas faul ist. Und dann müsst ihr nicht mehr in dieses peinliche Schweigen verfallen, sondern könnt deine Mutter ganz normal erwähnen und deine Schwester wird sich nie belogen fühlen müssen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich würde an deiner Stelle mal mit den Eltern darüber reden. Ich finde, dass immer die Eltern solche Situationen einem Kind erklären müssen. Deine Aufgabe ist das nicht und ich bin mir auch nicht sicher, ob das so auch deine Aufgabe ist. Vielleicht könnt ihr gemeinsam ein Eklärungsmuster finden, wie ihr ihr was erzählen wollt. Wenn sie nachfragt solltest du also erst mal weiterhin das Thema wechseln, wobei es eben auch keine schlimme Sache ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe auch eine Stiefschwester und von Anfang an haben wir offen über solche Themen gesprochen. Wir wollten es ihr nicht verheimlichen, da es sowieso immer irgendwie heraus kommt. Man unterschätzt manchmal kleine Kinder. Diese verstehen meist doch viel mehr, als man ihnen zutraut. Ich denke auch nicht, dass sie damit ein Problem haben wird. Sie wird in der Schule merken, dass es in vielen Familien so ist, dass sich bei der einen Familie die Eltern getrennt haben und dann neue Partner haben. Das ist bald für deine Schwester völlig normal.

Natürlich ist dies auch nicht deine Aufgabe, deiner Schwester zu sagen, dass ihr unterschiedliche Mütter habt. Das sollten dann schon dein Vater und seine Freundin/Frau erledigen. Aber ihr solltet ihr so schnell wie möglich die Wahrheit sagen, denn wenn ihr es immer vor euch her schiebt dann kommt sie irgendwann selbst darauf und dann ist sie sicherlich sauer und enttäuscht, das sie es nicht von euch gesagt bekommen hat.

» Helmut989 » Beiträge: 256 » Talkpoints: 57,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Warum sagst du denn nicht einfach Halbschwester? Das trifft es doch eher?! Ich finde es ehrlich gesagt, gar nicht zu früh, wenn man ihr das vernünftig und sachlich erklärt. Ich habe festgestellt, dass Kinder in diesem Alter damit eigentlich ganz gut klar kommen und oft sehr viel cooler reagieren, als man sich das vorgestellt hat. Die hören sich das an, sagen ok, drehen sich um und gehen wieder. Man darf halt selbst einfach kein großes Brimborium drum machen. Und beim stetigen Verschweigen und Themenwechseln (damit kennen die sich irgendwann SEHR gut mit solchen Schwingungen aus) wird es eigentlich nur ungemütlich für alle.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Eigentlich ist es ja Sache deiner Eltern, deine kleine Schwester darüber aufzuklären, dass deine Mutter deine Stiefmutter und nicht deine leibliche Mutter ist. Wenn sie das nicht tun, würde ich das an deiner Stelle so selbstverständlich erklären, wie es für dich möglich ist. Mit sechs Jahren ist deine Schwester nicht zu klein, um das zu verstehen. Man sollte die Kinder von Anfang an über die Familienverhältnisse aufklären. Deine Schwester sieht das wahrscheinlich als weniger ungewöhnlich an als du. Die Wahrheit ist immer am besten.

Mittlerweile gibt es so viele Patchworkfamilien, dass vielleicht sogar unter den Freundinnen deiner Schwester jemand ist, der zwischen Vater und Mutter pendelt oder fest bei einem Stiefelternteil wohnt. Auf diese könnte man verweisen, um es nicht als merkwürdige Ausnahme erscheinen zu lassen, die es ja mittlerweile wirklich nicht mehr ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde es eigentlich toll, wenn man solche Konstellationen wie selbstverständlich handhabt und dem Kind gar nicht unbedingt das Gefühl einer Problematik gibt. Meine Tante beispielsweise hat drei Kinder; meine Cousine hat dabei einen anderen Vater als ihre jüngeren Cousins, deren Vater noch mit meiner Tante zusammenlebt. Da meine Cousine den neuen Partner ihrer Mutter nie als Vater bezeichnen wollte und ihr Vater auch hin und wieder zu Besuch kommt, wäre es gar nicht möglich gewesen, den beiden Cousins irgendetwas vorzuspielen.

So war eben von Anfang an klar, dass ihre Schwester einen anderen Papa hat. Natürlich wird es da in der frühesten Kindheit zu Nachfragen gekommen sein, die dann aber auch völlig ohne Aufhebens beantwortet wurden. Die beiden Jungen haben das bisher wirklich problemlos verkraftet und der Umgang mit der familiären Situation ist sehr einfach, daher bevorzuge ich dieses Modell stark und denke, dass man mit Offenheit und ohne das künstliche Erzeugen eines Problems in der frühesten Kindheit gut weiterkommt.

Ich denke zwar, dass deine Schwester mit deiner nüchternen Erklärung der Dinge gut umgehen könnte, wenn du ihr zudem sagst, dass du auch ihre Mama lieb hast und sie zur Familie gehört, auf der anderen Seite finde ich, dass du ohne Rücksprache mit deinen Eltern keine eigenmächtigen Handlungen unternehmen solltest. Vorrangig sind die Eltern des Mädchens immerhin für die Erziehung verantwortlich und müssen entscheiden, wie sie gewisse Wahrheiten vermitteln wollen. Deine Aufgabe könnte es höchstens sein, vor ihnen für mehr Aufklärung über die familiären Verhältnisse zu plädieren, mehr solltest du aber wohl nicht tun.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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