Mode als Religion ist das möglich?

vom 24.09.2013, 12:35 Uhr

Vor zwei Wochen kam abends auf VOX die vierstündige Dokumentation “Karl Lagerfeld - Mode als Religion“, bei der die Autorin Martina Neuen Karl Lagerfeld über ein Jahr mit ihrer Kamera begleitet hat. Es wurde beispielsweise die Entstehung der Ausstellung „The little black jacket“, Fashion Shows und die Eröffnung eines neuen Ladens gezeigt. In verschiedenen Interviews spricht der Designer über seine Kindheit, die Modebranche, seinen großen Erfolg und seinen Spitznamen als Modepapst.

Der Film zeigt die Parallelen zwischen der Kirche und der Religion. So werden Vergleiche zwischen dem Vatikan und dem Atelier in Paris, der christlichen Bibel und der Vogue, Engel und Models, sowie den Gläubigen und Modefans gezogen. Des weiteren sieht man in der Dokumentation einen Test, bei dem die Gehirnströme von einem Pfarrer und einem Modefan gemessen werden. Diese betrachten während dem Test Bilder, mit religiösen beziehungsweise Mode-bezogenem Motiven. Der Test ergab, dass bei beiden Personen die Interessen bezogenen Bilder stärkere Gefühle im Vorderhirn verursachten, als die Bilder, die sie weniger interessierten.

Ich fand die Dokumentation durchaus gut, muss allerdings sagen, dass ich schon bessere Dokumentationen, sowohl über Karl Lagerfeld als auch über die Modebranche gesehen habe. Mich haben vor allem die Einblicke in das Leben des „Mode-Verkäufers“ beziehungsweise „Mode-Bloggers“ etwas gestört. Für mich hatten diese keinen wirklichen Bezug zum Rest der Dokumentation.

Habt ihr die Dokumentation gesehen und habt ihr die ganzen vier Stunden durchgehalten? Wie fandet ihr sie? Und findet ihr das man Mode, so wie es in der Dokumentation dagestellt wurde, eine Religion nennen kann?

» Viktorias » Beiträge: 138 » Talkpoints: 2,75 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich selbst habe diese Dokumentation nicht gesehen, von der du sprichst. Aber während ich deinen Text durchgelesen habe, fiel mir ein Zitat ein, das ich mal in der Schule im Religionsunterricht gehört hatte: "Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott". Ich halte es durchaus für möglich, dass manchen Menschen die Mode derart wichtig ist und es stört mich auch nicht, solange es in Grenzen bleibt. Es gibt ja auch diese Fanatiker, die alles tragen, das grad in Mode ist, egal wie scheußlich sie darin aussehen und die dann andere Menschen herabwürdigen, nur weil sie nicht so fanatisch von Mode besessen sind. Was für die einen Religion oder Mode ist, ist für andere Apple oder irgend etwas anderes. Da gibt es viele Möglichkeiten.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe die Doku auch nicht gesehen, finde es aber anhand der Beschreibung lächerlich. Mode ist keine Religion. Religion ist etwas völlig anderes und es beschämt mich immer wieder, wie leichtfertig den Werbemachern solche Sprüche wie "Mode als Religion" über die Lippen kommen. Dass Gehirnströme gleichgeartet sind bei Sachen, die einen interessieren, ist ja wohl ein Witz! Die Religion interessiert den Pfarrer, die Mode den Modemacher - wo besteht da bitte eine Parallele zwischen Religion und Mode. Die einzige Parallele ist doch hier wohl das Interesse an einer Sache. So einen Unfug möchte ich auch niemals sehen!

» KatieMcGee » Beiträge: 261 » Talkpoints: 9,99 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe die Sendung aufgenommen. Ich schätze Lagerfeld als Designer und kreativen Menschen und ich mag auch seine Art und seinen trockenen Humor. Das ist kein Mensch, der sich verbiegt um anderen zu gefallen oder deren Erwartungen zu erfüllen und davon gibt es leider viel zu wenige. Bisher habe ich aber noch nicht die Zeit gehabt sie anzuschauen, denn auch wenn man die Werbepausen abzieht ist die Dokumentation fast so lang wie zwei Filme.

Ich finde den Vergleich Mode/Religion gar nicht mal verkehrt. Was ist denn Religion? Etwas von Menschen erschaffenes, das wenig Platz für rationales Denken lässt und dessen Inhalte von Leitfiguren vermittelt werden. Diese Inhalte werden von den Anhängern mehr oder weniger unreflektiert übernommen und selbst die Anhänger, die mehr nachdenken und mehr reflektieren rütteln nicht an den Grundaussagen der Religion. Für alle diese Aussagen könnte man auch Beispiele aus der Modewelt finden.

KatieMcGee hat geschrieben:Dass Gehirnströme gleichgeartet sind bei Sachen, die einen interessieren, ist ja wohl ein Witz! Die Religion interessiert den Pfarrer, die Mode den Modemacher - wo besteht da bitte eine Parallele zwischen Religion und Mode. Die einzige Parallele ist doch hier wohl das Interesse an einer Sache. So einen Unfug möchte ich auch niemals sehen!

So einfach ist das nicht, wie du das hier darstellst und bevor du etwas als Unfug abtust solltest du dich mit dem Thema vielleicht mal etwas näher beschäftigen. Ich habe vor einiger Zeit mal eine ähnliche Untersuchung gesehen, bei der es allerdings um Apple ging. Die Reaktionen, die im Gehirn entstehen, haben mit Interesse wenig zu tun, oder besser gesagt, das Interesse besteht natürlich schon, aber das wird in den Untersuchungen nicht gemessen. Was gemessen wird ist die Reaktion in einer bestimmten Region des Gehirns, die bei religiösen Gefühlen aktiv ist.

Wenn du dich jetzt fragst, was der Unterschied ist - als Atheist hat man keine religiösen Gefühle, man kann aber trotzdem ein ausgeprägtes Interesse an Religion haben. Auf der anderen Seite gibt es genug Menschen, die sich als Religiös bezeichnen und die kein Interesse daran haben sich näher mit Religionen zu befassen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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