Nachbarschaftsstreit, Mobbing oder nur Kinderscherze?
In letzter Zeit wurden ja mehrere Probleme zum vermeintlichen Mobbing in der Nachbarschaft hier geschildert. Manches kann man mit einem Gespräch oftmals klären und andere Dinge sind halt einfach nur Streitigkeiten, wie man sie häufig zwischen Nachbarn findet ohne dass sie gleich als Mobbing definiert werden müssen.
Dann gibt es ja auch Kinderscherze, die mancher Nachbar eben auch gleich als Mobbing einstuft. Ob es sich dabei um Hundekot vor der Wohnungstür handelt oder simples Klingelrutschen gemacht wird, ist doch dabei recht egal. Ich erinnere mich noch an einen Vorfall in einem Hochhaus, wo ein Mieter seinen Schlüssel nicht ins Schloss bekam. Er hatte zuerst seine Tochter in Verdacht, dass sie ihren Schlüssel abgebrochen hatte.
Nachdem das nicht der Fall war, wurde auch gleich ein Nachbar verdächtigt mit dem es mal Streit gab. Am Ende kam dann heraus, dass fast alle Mieter betroffen waren und Kinder einfach Klebstoff in die Schlösser verteilt hatten. Doch hat sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahren schon so sehr verändert, dass man bei jedem Problem gleich laut Mobbing schreit? Oder gibt es einfach nur Menschen, die in jedem Handeln eine Aktion gegen die eigene Person sehen und einfach dann nur übertreiben? Denkt ihr bei jedem Vorkommnis gleich, dass euer Nachbar euch etwas böses will?
Ich sehe den Unterschied zwischen einem Streich und Mobbing in der gleichen Dimension wie den Unterschied zwischen einem Anruf und Stalking. Die Masse macht´s. Wenn die Kinder in allen Schlössern des Hauses den Klebstoff verteilt haben, dann ist es ein Kinderstreich. Wenn sie sich einen Nachbarn rauspicken würden, ihm immer wieder das Schlüsselloch verkleben oder Hundehaufentüten vor die Tür legen oder ähnliches, dann ist es irgendwann auch mit bestem Willen nicht mehr lustig.
Mit dem Begriff "Mobbing" ist es so wie mit allen neuen Begriffen. Sie werden gerne zu häufig benutzt. Aber ich denke schon, dass sich die Gesellschaft tatsächlich verändert hat und man misstrauischer geworden ist und oft zu schnell Bösartigkeit vermutet. Ich bin mir aber nicht sicher, seit wann diese Veränderung stattfindet oder ob sie wirklich so gravierend ist. Man verklärt die Vergangenheit gerne. Erst recht, wenn es dann über die eigene Lebenszeit hinausgeht und man sich auf Erzählungen älterer Generationen verlassen muss.
Aber selbst wenn sich Kinder auf einen bestimmten Nachbarn beschränken, hat das doch in den meisten Fällen auch seine Ursache. Ich gebe zu, dass wir auch genug Blödsinn angestellt haben. Aber die Leute, die uns dann auch noch bei den Eltern verpetzt haben, die waren beim nächsten Streich auch wieder mit dran.
Und ich kenne es gerade aus dem ländlichen Bereich, dass es immer irgendeine Person im Ort gibt, die sich eben gezielt über die Kinder aufregt, selbst wenn es keinen Grund dafür gibt. Dass man dann die Vorwürfe nicht unbedingt auf sich sitzen lässt und dann genau das macht, was einem unterstellt wurde, ist eine Folge davon.
Aber selbst bei Erwachsen ist eben nicht jedes Problem gleich mit Streitigkeiten oder gar Mobbing zu bezeichnen. Oftmals ist es Nachbarn gar nicht bewusst, dass ihr Verhalten andere Leute stören könnte. Über uns die jetzigen Mieter haben ein Kind, was gern mal springt. Man kann es zwar in der Wohnung bremsen, aber auch nicht ganz verbieten. Bösartige Nachbarn könnten da jetzt behaupten, dass das Kind von den Eltern aufgefordert wird sich entsprechend zu benehmen. Und so können sich eben viele Dinge auch einfach nur hoch schaukeln.
Ich würde es wohl von den Vorfällen und deren Häufigkeit abhängig machen, ob ich von Kinderstreichen oder Mobbing spreche. Klingelmännchen ist typisch für kindliches Verhalten, dabei würde ich mir nichts großartiges denken. Anders wäre es da schon, wenn ich Müll im Briefkasten finden würde und Hundekot auf der Fußmatte und sich diese Dinge eben häufigen.
Wenn es eben harmlose Sachen sind, die nicht ekelig oder mit Kosten verbunden sind, würde ich wohl zu erst an einen Streich denken. Wenn in dem Haus "nur" die Schlösser verklebt wurden, würde ich auch eher an einen Streich als an Mobbing denken. Ich wäre da erst einmal vorsichtig und würde schauen, ob noch weitere solcher Vorkommnisse folgen.
Man greift sehr schnell den Begriff auf, dass man gemobbt wurde. Aber Streit oder diese Kinderstreiche sind etwas vollkommen anderes. Erst wenn man über eine bestimmte Zeit immer wieder sozusagen fertig gemacht wird, kann man den Begriff Mobbing in den Mund nehmen. Die Welt ist nicht unbedingt böse, aber wir machen sie zu einer solchen, wenn wir gleich mutmaßen, welcher Nachbar wieder etwas böses gegen die eigene Person möchte. Das finde ich sehr traurig.
Dieser Wandel hat in der letzten Zeit sehr abgenommen. Wo gibt es denn noch Nachbarschaftshilfe? Nein, es werden die Türen hinter einen geschlossen, weil der eine den anderen nicht traut. Ist dies wirklich die Realität. Ich empfinde es so. Man sieht seine Nachbarn auch wenig, zumindest ist dies der Fall bei mir. Ich mutmaße aber nicht gleich, es kann ja sein, dass es auch jemand anderes war.
Und Kinder sind dort anders, auch wenn sie es länger machen, sie sind jung und dynamisch und haben ihren Kopf. Sie wollen keinen Ärger. Es ist meist der Kick. Ich finde es nicht schlimm. Man kann ja ansonsten mit den Eltern darüber reden, ohne dass man sich direkt darüber aufregt. Bei mir wird auch einmal die Woche geklingelt. Es sind Kinder aus der Nachbarschaft. Ich ignoriere es, auch wenn ich manchmal innerlich ärgere. Damit ist es aber auch weniger geworden, da es zum Anfang noch viel schlimmer war.
Das ich selber schon sehr negative Erfahrungen mit Mobbing gesammelt habe, weiß ich, wie leicht man das verwechseln kann. Schnell passiert es einem, dass man etwas für Mobbing hält, was eigentlich nur ein harmloser Kinderstreich war. Aber was soll man machen? Die Gesellschaft hat sich leider sehr verändert, und aus meiner Sicht hat sich die Definition für Mobbing auch sehr verändert. Hinter jeder Aktion vermutet man heute Mobbing. Der Begriff streich wird schon fast nicht mehr erkannt.
Solch eine Aktion wie du sie geschildert hast, gibt es sicherlich noch sehr häufig, aber einige Menschen fühlen sich sofort angegriffen, auch wenn es gar nicht persönlich gemeint ist. Der Junge hat sicherlich nicht vorher darauf geachtet, welche Schlösser er verklebt. Außerdem wurde es ja bei allen gemacht. Und Mobbing bezieht sich in den allermeisten Fällen immer noch auf eine Person, die dann mit ganz fiesen Mitteln fertig gemacht wird.
Da finde ich das hier noch echt harmlos. Aber natürlich kann ich auch die Bedenken der Menschen verstehen, weil sich eben viel geändert hat. und die Jugend auch um einiges brutaler geworden ist wie ich finde. Aber so kleine Jungen denken ja oftmals noch gar nicht an Mobbing.
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