Gastauftritt von Eltern auf Musik-CD - cool oder peinlich?
Mir ist aufgefallen, dass es vor allem im Rap-/Hip-Hop-Bereich immer wieder vorkommt, dass Rapper ihre eigenen Eltern featuren, ihnen also einen Gastauftritt auf ihrem Album bescheren. Ich habe gerade Casper für mich entdeckt und in einem Stück auf dem Album XOXO ist sein englischsprachiger Vater zu hören, der Worte an seinen Sohn richtet. Kool Savas hat seinen Vater auf einer seiner Platten etwas auf Türkisch sagen lassen und von Jay-Z gibt es einen Track, in dem seine Mutter zu Wort kommt und darüber spricht, wie Jay-Z als Kind so war. Das sind jetzt nur die Beispiele, die mir eingefallen sind.
Einerseits ist das ja ganz interessant und man hat das Gefühl, das Album wird dadurch persönlicher, da der Rapper beziehungsweise Musiker ein kleines Stück seines Privatlebens unmittelbar offenbart. Andererseits finde ich es aber auch komisch, auf die Idee zu kommen, die eigenen Eltern auf diese Weise der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wenn ich selbst ein Album veröffentlichen würde, könnte ich mir zwar noch vorstellen, Aufnahmen von guten Freunden (zum Beispiel als eine Art Skit oder Interlude) mit einzuschließen, aber doch niemals von meinen Eltern.
Könntet ihr euch vorstellen, eure Eltern dort zu Wort kommen zu lassen, wenn ihr eine Platte veröffentlichen würdet? Was sind wohl die Beweggründe der Musiker, die dies tun? Rührt es euch, wenn ihr so einen Titel hört oder findet ihr es peinlich?
Also peinlich finde ich es nicht. Ein gutes Verhältnis zu den Eltern ist doch nichts, wofür man sich schämen müsste. Vielleicht ist es ein Klischee, aber ich habe das Gefühl, dass viele Musiker dieses Elvis-Ding mit ihren Eltern durchziehen. Gerade viele schwarze Musiker hatten keine sehr schöne Kindheit, oder wenigstens keine, die von viel Wohlstand geprägt war. Wenn sie dann durch ihre Musik das Geld scheffeln, ermöglichen sie ihren Eltern ebenfalls ein Leben in Reichtum.
Das erweckt den Eindruck, als hätten sie ihr Leben lang zusammengestanden und alles gemeinsam gemeistert. Das war sicherlich nicht immer der Fall, aber es ist doch schön, wenn sie sich jetzt gut verstehen. Es wäre auch ganz schön hart, wenn sie Geld scheffeln würden, ohne ihre Eltern zu beteiligen. So hat eben Elvis immer davon geträumt, seiner Mutter ein rosa Cadillac zu kaufen.
Ich würde meine Mutter auch nicht auf meinem Album draufhaben wollen. Aber ich war auch nie gemeinsam mit ihr ganz unten und habe mich hochgearbeitet. Ich könnte mir vorstellen, dass es tatsächlich sehr zusammenschweißt. Oder viele verklären ihre Vergangenheit auch etwas. Ich meine, die müssen auch ihre Probleme mit ihren Eltern gehabt haben. Die können ja nicht alle durch das Geld gelöst worden sein. Aber vielleicht hat das Geld sie relativiert.
Naja, wie auch immer es gekommen ist; ich gönne es jedem, ein gutes Verhältnis zu den Eltern zu haben. Und dann können die Eltern auch gerne auf dem Album zu Wort kommen. Solange sich die Mütter nicht in Bikinis schmeißen und sich an der Gogo-Stange räkeln.
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