Immer häufiger Vorauswahl durch Assessment Center?

In letzter Zeit ist mir immer häufiger aufgefallen, dass Firmen für das Bewerbungsverfahren ein Assessment Center in Anspruch nehmen. So soll zumindest einmal eine Vorauswahl getroffen werden. Zum Teil muss man dafür in ein eigenes Center gehen, zum Teil werden diese Tests auch online durchgeführt. Früher habe ich dieses Verfahren eher für höhere Positionen gesehen, aber mir kommt es so vor, dass es immer häufiger in allen beruflichen Situationen eingesetzt wird. Im Frühling habe ich beruflich etwas mehr mit diesem Thema zu tun gehabt und da habe ich eben auch bemerkt, dass man nun auch bei der Bewerbung für eine VerkäuferInnenstelle beim Lidl ein Assessment Center durchläuft. Das ist, zumindest in Österreich, noch nicht lange der Fall. Und bei anderen Firmen ist es ähnlich.

Habt ihr eine ähnliche Beobachtung gemacht? Ich komme aus Österreich: Ist dieser Trend auch in Deutschland bemerkbar? Was denkt ihr über dieses Auswahlverfahren? Findet ihr es positiv oder eher negativ? Warum?

Ich kenne es eigentlich auch nur von gehobenen Positionen und auch nur für jüngere Leute, die frisch von der Schule oder vom Studium her kommen, dass sie ein Assessment Center besuchen müssen. Ich habe vor ungefähr dreißig Jahren einmal so ein Personalauswahlverfahren durchlaufen. Aber in meinem Beruf war es besonders wichtig, logisch denken zu können, kreativ und teamfähig zu sein. Es wurden hauptsächlich Tests in der Art von Intelligenztests durchgeführt. Mittlerweile wird, glaube ich, mehr Wert auf soziale Kompetenzen gelegt. Ich bezweifle aber, dass diese in einer Momentaufnahme und in einer Stresssituation überhaupt analysiert werden können.

Wenn ich Menschen als Verkäuferin für ein Geschäft anstellen dürfte, dann würde ich mich nicht auf ein Assessment Center verlassen, sondern auf den persönlichen Eindruck. Außerdem kostet so ein Auswahlverfahren viel Geld, sodass ich es mir als Personalentscheider genau überlegen würde, ob das wirklich so sinnvoll ist.

Ich würde dir zustimmen und glaube auch, dass immer mehr Firmen auf die Auswahl durch Assessment Center zurückgreifen. Dadurch wird dann - wie du schon sagst - häufig eine Vorauswahl getroffen. Ich kann diese Variante verstehen und finde sie grundsätzlich auch gut.

Gerade bei großen Unternehmen gehen unzählige Bewerbungen ein und es ist für die Personaler meist unmöglich genau zu differenzieren und zu entscheiden, welche Kandidaten für ein Gespräch eingeladen werden. Da macht es in meinen Augen schon Sinn, zunächst möglichst viele Bewerber für ein Assessment Center einzuladen, sodass man als Unternehmen einen ersten Überblick bekommt und dann in die zweite Bewerbungsrunde gehen kann. Ansonsten wäre es ja für die Personalabteilung kaum möglich, zu entscheiden, wer eingeladen wird und wer nicht.

Durch ein Assessment Center bekommen eben sehr viele Bewerber eine Chance sich zu beweisen und es wird nicht nur aufgrund der Bewerbungsmappe eine Vorauswahl getroffen. Sicherlich spielt diese auch noch eine Rolle, aber im Endeffekt bekommt man durch das Assessment Center eine weitere Chance.

Ich finde dieses Verfahren gut und vor allem gerecht. Es ist aus Sicht der Konzerne logisch nachvollziehbar und auch für die Bewerber eine faire Chance für alle, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Ich kann meinen Vorrednern auch nur zustimmen, Assessment Center sind mittlerweile ein sehr beliebtes Mittel im Bewerbungsprozess, sei es für eine höhere Position (ich denke da z.B. an eine Stelle beim Auswärtigen Amt oder bei der EU), aber auch immer öfter für Ausbildungsstellen.

Und klar, ein Assessment Center ist auch immer mit einem hohen Ressourcenverbrauch gekoppelt, das kann dann schon Geld und Zeit kosten, wobei ich aber auch schon von Assessment Centern bei kleineren Agenturen gehört habe.