Kapitulieren ‚Die Grünen‘ vor der Drogenmafia?

vom 19.09.2013, 20:09 Uhr

Die Polizei bekommt wohl das Dealer Problem im Görlitzer Park von Berlin partout nicht in den Griff und schon haben ‚Die Grünen‘ ein Konzept parat, was für großes Aufsehen und auch helle Aufregung sorgt. ‚Die Grünen‘ meinen nämlich des Rätsels Lösung sei die Eröffnung eines Coffeshops nach holländischem Vorbild.

Dort sollen dann Drogen legal gekauft werden können und somit würde sich das Dealerproblem von allein lösen. Also, für meine Begriffe kommt das ja schon einer Kapitulationserklärung gleich. Was meint ihr denn dazu? Wieso ist man einfach nicht in der Lage die Dealer ein für allemal aus dem Verkehr zu ziehen? Meint ihr eine derartige Coffeshop Lösung wäre durchaus mal einen Testlauf wert?

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» ticker » Beiträge: 114 » Talkpoints: 34,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Für mich ist das keine Kapitulationserklärung. Man mag von Drogen halten, was man will. Ich selber stehe allen Arten von Drogen sehr negativ gegenüber, dazu gehören auch die legal erhältlichen Formen von Drogen, wie z.B. Alkohol oder Zigaretten. Allerdings muss man sich überlegen, welche positiven Konsequenzen durch eine Eröffnung eines Coffeeshops ermöglicht würden. Als erstes würden die ganzen Dealer verschwinden. Wer kauft sich das Zeug schon von einem Dealer, wenn man es sich legal und viel billiger in einem Laden kaufen kann. Zweitens könnte der Staat durch Steuereinnahmen kräftig mitverdienen. Desweiteren gäbe es gesundheitliche Vorteile für die Konsumenten, weil die Drogen einen gewissen Qualitätsstandard einhalten müssten. Und ein letzter Vorteil, der dadurch entstehen würde, wäre die Entkriminalisierung des Konsums.

Dass so etwas durchaus möglich ist zeigen unsere niederländischen Nachbarn. Wer jetzt befürchtet, dass eine Eröffnung eines solchen Coffeeshops in Deutschland dazu führt, dass bald halb Deutschland "bekifft" durch die Gegend wankt, der irrt. Ich wohne nahe an der Grenze zu den Niederlanden und bin dort oft unterwegs. Mir ist bis jetzt nicht aufgefallen, dass die Niederlanden im Chaos versinken, nur weil man legal Cannabis konsumieren darf.

Die Menschen, die Cannabis konsumieren wollen, tun dies so oder so, egal ob es legal ist, oder nicht. Dementsprechend suchen diese Konsumenten nach einem Weg, um an ihr Cannabis zu kommen. Solange es eine entsprechende Nachfrage gibt, wird es also auch Dealer geben. Wieso sollte man etwas bekämpfen, was man eh niemals ganz stoppen kann? Es wird immer jemanden geben, der das Zeug beschafft und dann verkauft. Mit der Eröffnung eines solchen Shops könnte der Staat dem entgegenwirken. Diejenigen, die sich wie ich dazu entschieden haben, kein Cannabis zu konsumieren, werden dies auch in Zukunft tun, selbst wenn ein solcher Shop eröffnet wird.

Ich stehe einer solchen Shop-Eröffnung auch eher skeptisch gegenüber, sehe sie aber als einzige wirklich Alternative an, um den Drogenhandel und Drogenkonsum in Deutschland staatlich kontrollieren zu können. Mit Polizeieinsätzen verbessert man die Lage nicht. Man verhaftet damit höchstens einen Dealer, auf den drei neue folgen. :lol:

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» gob » Beiträge: 102 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Cannabis zu legalisieren ist ja nun nicht nur eine Idee der Grünen. Sie stehen weltweit definitiv nicht alleine da mit dieser Meinung. Seit Jahrzehnten wird weltweit gegen Drogenhandel gekämpft und es hat nichts gebracht. Millionen gehen in den sogenannten "War on Drugs", ach quatsch Billionen. Trotzdem ist es immer nur schlimmer geworden. Ich stehe definitiv dahinter, andere Wege zu gehen. Wenn das Zeug nicht mehr illegal ist, fallen wenigstens die ganzen negativen Begleiterscheinungen weg. Ich finde also die Grünen haben dort nicht vor dem Drogenkonsum kapituliert, sondern vor den veralteten Methode diesen zu bekämpfen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Meiner Meinung nach sollten (obwohl ich selbst bis auf Zigaretten und Alkohol nichts konsumiere und den Konsum auch in Zukunft nicht beabsichtige) alle Drogen durch kontrollierte Shops zugänglich gemacht werden, da es einer Person selbst überlassen sein sollte, welche Substanzen sie zu sich nimmt, solange niemand sonst gefährdet wird. Das Dealerproblem lässt sich damit in der Tat lösen und es gibt eine ganze Reihe weiterer positiver Effekte, die ich kurz ausführen will:

  • Staat und Wirtschaft profitieren gleich zwei Mal, weil man einerseits weniger Ressourcen auf die Verfolgung von Dealern legen muss und weil andererseits eine neue Industrie samt Arbeitsplätzen geschaffen werden kann
  • Durch die Kontrolle des Staates über die verkauften Substanzen ist das Risiko von gefährlichen Substanzen bzw. gestreckten Drogen stark verringert
  • Das gesamte Deutschland ist viel offener für einen Dialog über das Thema Drogen, Kinder könnten ganz anders augefklärt werden und das Verantwortungsbewusstsein Drogen gegenüber wäre ebenfalls ein anderes
  • Die Freiheit des Menschen wäre damit stärker gewährleistet, als es im Moment der Fall ist

» MrLeo95 » Beiträge: 184 » Talkpoints: 2,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge



MrLeo95 hat geschrieben:alle Drogen durch kontrollierte Shops zugänglich gemacht werden, da es einer Person selbst überlassen sein sollte, welche Substanzen sie zu sich nimmt, solange niemand sonst gefährdet wird

Puh, das ist jetzt aber ein hartes Stück Brot. Grundsätzlich ist es ja löblich, dafür einzustehen, dass jeder für sich selber verantwortlich sein soll. Aber auch Drogen zu legalisieren, die körperlich abhängig machen und nicht nur psychisch, finde ich arg bedenklich. Denn sobald die Abhängigkeit besteht, aus der man oft nicht mehr herauskommt, war es das mit der Selbstbestimmung.

Damit kommen dann aber eben auch oft negative Folgen für die Mitmenschen. Wenn man körperlich abhängig ist, dann braucht man die Drogen und da immer öfter und immer schneller. Und dann reicht eben auch irgendwann das Geld nicht mehr für den Coffeeshop und es geht doch wieder ins kriminelle Milieu.

Ich denke grundsätzlich ist es sicher nicht der verkehrteste Weg, wenn man legale Räume zum beschränkten Drogenkonsum schafft. Aber dafür muss es klare Regeln geben. Man sollte keine Drogen legalisieren, die zur körperlichen Abhängigkeit führen, genauso sollte es auch nur gewisse Freigrenzen geben, die man kaufen kann.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Es ist ja in der Tat nur die Bekämpfung eines Symptoms und nicht der Ursache. Auch wenn man sagen muss, dass das ein einfacher und vielleicht vernünftiger Weg wäre. Zusätzlich würde ich nicht nur Cannabis abgeben, sondern auch "harte Drogen" praktisch verschenken (zum Eigengebrauch in speziellen Einrichtungen mit sauberen und kostenfrei zur Verfügung gestellten Spritzen!). Einfach um das Geschäft mit der Droge kaputt zu machen. Denn echte Junkies haben ja im Grunde das Problem der Finanzierung ihrer Sucht. Das wieder zieht negative Kreise (Beschaffungskriminalität). Gibt man den Stoff frei ab (staatlich kontrolliert), nimmt man den Dealern die Kunden. Wobei die "kleinen Dealer" welche im hier direkt betroffen wären sowieso auch nur abhängige Opfer sind, welche durch das Dealen wieder ihre Sucht finanzieren. Härter dürfte es die treffen, die den Handel organisieren!

Und hier verstehe ich nicht, wieso es so unmöglich ist, in die Strukturen und Bereiche vorzudringen, die für eben den (großen) Handel und die Organisation verantwortlich sind. Da geht es dann nicht um 50 Tütchen und auch nicht um die vielleicht 5000 Euro die ein kleiner Dealer "einnimmt". Hier müssten sich die Dimensionen auftun, welche das Elend eher erfassen. Es dürfte so sein, dass da zig Tausende pro Monat eingenommen werden und massiv Gelder verschoben werden müssen (für die Beschaffung aber auch für ein entsprechend aufwendiges Leben). Hier habe ich das Gefühl, dass sowohl die Politik als auch die Polizei lieber an der Oberfläche arbeitet und Junkies und Kleinstdealer jagt, statt sich mit dem ein oder anderen "Leistungsträger" der (besseren) Gesellschaft zu befassen, welcher selbst keine Drogen nimmt, aber im großen Umfang auf andere Verteilt. Und ich selbst glaube, dass solche Nutznießer noch über den "üblichen Verdächtigen" stehen (Rocker Clubs und arabische Großfamilien) und diese beliefern.

Nehmt den kriminellen die Kunden weg - ohne diese Kunden unter Zwang belehren zu wollen. Keine Therapie zur Bedingung machen - aber offen sein für einen Therapiewunsch der Junkies. Hier auch entsprechende Unterstützung anbieten (mehr Streetworker und mehr Sozialpädagogen die nicht nur für einzelnen Projekte befristet eingestellt werden). Das würde dann neben der staatlichen Drogenfreigabe vermutlich ein Erdbeben in den entsprechenden Milieus verursachen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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