Nach Tod von Ehegatten rasch wieder arbeiten gehen?

Ich will eigentlich gar nicht groß darüber nachdenken, wie ich mich fühlen würde und wie ich handeln würde, wenn mein Mann nun plötzlich verstürbe. Im Endeffekt bringt das in dem Fall gar nichts, denn jeder Mensch reagiert da anders.

Ich würde aber in jedem Fall für die Kinder eine psychologische Betreuung organisieren, weil man selbst vermutlich in so einer Situation nicht klar genug im Kopf ist um die Kinder zu 100% aufzufangen. Den Kinder zu liebe würde ich auch raten, erst mal eine Weile zu Hause zu bleiben und vielleicht auch schnell noch so etwas wie eine Kur zu organisieren, wo man mit den Kindern zusammen sein kann und Trost finden kann. Aber ob das jedermanns Geschmack ist?

Den richtigen Umgang mit dem viel zu frühem Tod des Lebenspartners wird es nicht geben und so tragisch es für Deine Arbeitskollegin ist, es bleibt ihr überlassen, wie sie damit umgeht. Jeder, der einen lieben Menschen in seinem Leben viel zu früh hat gehen lassen müssen, wird Strategien entwickeln. Manche Leute zerbrechen daran, andere benötigen auch zur Trauerverarbeitung ihre Arbeit und eine Art Struktur im Leben. Dazu kann die Arbeit echt hilfreich und vor allem sehr sinnvoll sein.

Es wird sicher auch niemanden damit geholfen sein, wenn die Frau nun ausschließlich zu Hause bleibt. Sicherlich wird einiges geregelt werden müssen und die Zeit bis zur Bestattung empfinde ich persönlich auch immer als die schlimmste Zeit und so kann ich es schon bestens nachvollziehen, dass die Frau lieber wieder zur Arbeit geht.

Klar ist es sehr großzügig und nett, wie die Chefin reagiert hat, das bleibt nicht aus und das sehe ich auch als besonders menschlich an. Aber stell Dir doch mal vor, Du würdest jeden Tag in der Wohnung sitzen, in der Du mit Deinem Partner gelebt hattest und wirst dort an alles an ihn erinnert. Das wäre doch auf Dauer auch zu viel Konfrontation. Natürlich ist eine Auseinandersetzung sinnvoll und wichtig, aber keine vierundzwanzig Stunden am Tag, ganz egal, ob der Mensch nun zwanzig, dreißig, sechszig oder hundert Jahre alt war.

Es lässt sich immer leicht sagen, ich würde anders handeln oder es sei doch besser, wenn... Aber ich sehe es eben komplett anders und ich denke, ich würde meine Arbeitskollegin auch eher in ihrem Wunsch unterstützen und sie nicht beäugen, nur weil sie anders als man selbst handeln würde.

Oh, das ist ja wirklich eine ziemlich schlimme Situation, die ich wirklich niemandem wünschen würde. Ich denke aber, dass ich ähnlich wie die Bekannte handeln und schnell wieder in den Beruf einsteigen würde. Natürlich wird das ganze ohne einen helfenden Partner jetzt etwas stressiger, aber wenn die Chefin schon so rücksichtsvoll ist, lässt sich doch bestimmt etwas an den Arbeitszeiten machen.

Prinzipiell ist es bei mir so, dass bei Kummer jeglicher Art Ablenkung das beste Mittel ist. Ich erinnere mich noch, dass in meiner Schulzeit auch der Vater einer Klassenkameradin gestorben ist (!) und diese auch ganz normal am nächsten Tag zur Schule kam, was ich ehrlich gesagt noch mutiger finde, denn von einen Tag auf den nächsten könnte ich ganz sicher nicht so tun, als sei nichts gewesen. In den ersten ein, zwei Wochen ist sie dann zwar manchmal mitten im Unterricht gegangen, weil sie plötzlich weinen musste, aber alles in allem hat sie es ganz gut verkraftet und vermutlich würde ich in so einer Situation ihrem Beispiel folgen.