Machen sich Kinder Gedanken über Tiere auf dem Bauernhof?
Es gibt schon einige Threads, in denen es darum geht, kleinen Kindern die Tiere auf einem Bauernhof nahe zu bringen oder Schulkindern die Schlachtung zu zeigen. Ein paar Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt gibt es ein kleineres Städtchen, wo auch viele Bauernhöfe zu finden sind. Hier hat man sich etwas Anderes einfallen lassen.
In der offenen Jugend- und Kinderarbeit bringt das Team Kindern ab sechs bis zu zwölf Jahren in Form einer Besichtigung und Mitarbeit den Umgang mit den Tieren näher. Sie haben an fünf Tagen die Woche die Möglichkeit, das Leben von verschiedenen Tieren und die dazu gehörenden Aufgaben kennen zu lernen. Am kommenden Montag beginnen diese Ausflüge.
Dann können die Kinder alles kennen lernen: den Hof, die Stallungen und Weiden. Eine artgerechte Haltung der Tiere spielt eine besondere Rolle. Wie Kaninchen, Pferde, Ziegen und Hühner versorgt werden lernen sie kennen. Die Tiere können gefüttert, gestreichelt und gestriegelt werden und die Ställe gesäubert. Das sind nur ein Teil der regelmäßig notwendigen Aufgaben, die auf einem Bauernhof anfallen.
Wenn die Kinder das alles erleben dürfen und sich Gedanken darüber machen ist zu hoffen, dass sie einmal anders mit den Tieren umgehen, als die jetzige Generation es ihnen mit der Quälerei der Tiere durch Massentierhaltung vormacht. Es kann nicht genug in dieser Richtung getan werden, um den Tieren ein würdevolles Dasein zu bieten. Es ist nur ein Anfang, aber glaubt ihr, dass er zum Umdenken der Menschen beitragen könnte? Oder bleibt das für immer eine Illusion?
Wo siehst du heute bitte eine Generation, welche Tiere quälen würde bzw. was hat das Verständnis für die Belange der Tiere mit der gewinnorientierten "Produktion" von Lebensmitteln zu tun? Massentierhaltung ist nichts, was an der "heutigen Generation" fest zu machen ist, sondern Ergebnis unseres Wirtschaftens! Hier hast du schlicht die Triebfeder des Menschen - maximalen Profit zu erwirtschaften - auf der einen Seite und auf der anderen Seite steht der Tierschutz, der keinen Profit abwirft. Egal wie sehr du Tiere liebst - du löst mit dem Verständnis nicht den Konflikt zwischen "einfacher Haltung" und der "Massentierhaltung". Denn auch die ist kein Selbstzweck.
Spätestens im Konkurrenzkampf der Anbieter um die Kunden kommt eben die Idee auf, billiger zu sein als andere. Und da kann man sich überlegen, wo man überall den Hebel ansetzen kann, um die eigenen Kosten zu senken.
Eine Illusion oder eine unzulässige Verkürzung ist hier die Fokusierung auf nur einen Aspekt, der mit dem eigentlichen Problem nichts zu tun hat bzw. nur eine Folge ist. Tierquälerrei oder aber menschenunwürdige Arbeitsbedingungen können nicht "abgeschafft" werden, wenn die Bedingungen die dazu geführt haben, nicht angerührt werden. Gesetze können geschaffen werden, die kaschieren oder bestimmte Vorgehen erschweren. Aber die einfache Abschaffung der Sklaverei hat die Menschen definitiv nicht frei gemacht! Jetzt wird nicht mehr der Mensch an sich verkauft - wohl aber seine Lebenszeit. Die Reform hilft natürlich hinsichtlich des eigenen Lebensrechts. Ist aber letztlich doch nur eine Reform. Keine Änderung der Verhältnisse.
Ich kann mir nur anschließen. Ich finde auch nicht, dass man das an dieser Generation festmachen sollte, weil früher auch nicht alles besser war. In vielen Bereichen geht es den Tieren wirklich besser. Die Tiermedizin wurde weiterentwickelt, sie müssen nicht mehr elendig sterben, sondern ihnen kann geholfen werden. Was ist beispielsweise mit der Ständerhaltung von Pferden, oder anderen Tieren? Die ist heute verboten, du hast recht, es ist noch lange nicht alle perfekt, aber das heißt auf keinen Fall, dass alles schlechter geworden ist. Ich finde, wir werden in vielen Richtungen immer besser, auch wenn es langsam geht. Und natürlich dürfen wir nicht die Augen verschließen vor dem, was so mit Tieren geschieht. Aber das liegt nicht nur an der Generation. Das liegt an unserem Verhalten und zu der Beziehung zu Fleisch. Es ist selbstverständlich geworden, viele Tiere waren und sind noch immer einfach Nutztieren der Menschen.
Nun aber zu dem Projekt. Ich finde es ist ein schöne Idee, dass man den Kindern zeigt, wie es auf einem "guten" Bauernhof aussehen soll. Sie lernen sicher auch viele grundlegende Dinge, und es wird ihnen schon eingeprägt, wenn sie ganz klein sind. Das muss man natürlich loben. Auf der anderen Seite wissen sie aber noch gar nicht, wie es anders sein kann, wie es auf anderen Höfen aussieht. Sie kennen nur die schöne Seite und erfreuen sich daran. Und das finde ich falsch, denn wie sollen sie denn den Unterschied zwischen gut und schlecht erkennen, wenn sie nur das Gute jemals gesehen haben. Da könnte man vielleicht noch etwas nachbessern. Sonst sicher ein tolles Projekt, was sicherlich etwas bewirken kann. Und du hast recht, man kann in dieser Richtung sicher nie genug tun, aber dazu muss man auch mal beginnen!
Ich habe ebenfalls nur das Gegenteil beobachten können. Ich habe vor meiner Karenz sogar mit "schwer erziehbaren" Jugendlichen gearbeitet, die durchaus auch immer wieder in Konflikte mit körperlicher Aggression hinein geraten sind. Aber kein einziger Jugendlicher würde mir einfallen, der einem Tier gegenüber bösartig oder aggressiv gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. So aggressiv sie zum Teil gegenüber anderen Jugendlichen oder dergleichen waren, waren sie auffällig freundlich und sorgsam bei Tieren.
Also von daher kann ich den Beginn deines Threads gar nicht verstehen. Sonst finde ich das Projekt natürlich sehr gut und lehrreich. Mein Sohn ist nun 4,5 Jahre alt und hat unlängst im Supermarkt auch bei der Fischabteilung nachgefragt, ob das echte Fische sind. Ich habe ihm dann auch erklärt, dass das eben echte Fische sind und dann habe ich auch gleich erklärt woher die Wurst und das Fleisch kommen. Ein Freund von mir ist sehr darauf bedacht, seiner Tochter zu verheimlichen, dass das tote Tiere sind. Finde ich nicht richtig, aber das soll jeder so halten wie er meint. Ebenso finde ich es auch durchaus gut, dass man eben durchaus zeigt, dass es Tiere gibt, die dann eben geschlachtet werden, aber dass sie dennoch bis zu ihrem Tod ein zumindest halbwegs würdevolles Leben haben sollten.
Wenn die Kinder dann etwas älter sind, kann man ja auch durchaus darauf eingehen, dass das aus wirtschaftlicher Sicht eben oft leichter gesagt als getan ist. Man muss es eben auf das Alter der Kinder abstimmen.
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