Wird Steinbrücks Stinkefinger ihm nun zum Verhängnis?

Das Cover der Ausgabe des Süddeutsche Zeitung Magazins vom 13. September sorgt zurzeit für Schlagzeilen. Darauf zu sehen ist Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, wie er dem Kameramann den Stinkefinger zeigt.

Das Foto entstand während eines wortlosen Interviews mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung. Wie der Name schon sagt, antwortet man bei diesem Interview nicht durch Worte, sondern durch Gesten. Die Frage, auf die Peer Steinbrück den Stinkefinger zeigte, lautete:

„Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi – um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?“

„Da werden einem Fragen gestellt, die man übersetzt in Gebärden, in Grimassen, in Emotionen. Das schauspielert man dann. Und ich hoffe, dass die Republik auch den Humor hat, dann diese Grimassen und diese Gebärdensprache bezogen auf die Fragen richtig zu verstehen.“

Ich finde nicht, dass es ein Skandal ist. Viel lustiger hätte ich es gefunden, wenn unsere Frau Merkel sich das einmal getraut hätte. Das Genick wird ihm das nicht brechen, er hat einfach keine Chance in meinen Augen. Egal ob nun Stinkefinger oder nicht, es war vorher schon sehr schwer für ihn.

Ich denke, dass diese Geste ihn nun vor allem wieder ins Gespräch bringt. Das kann als Vor- oder Nachteil gewertet werden. Viele Bürger denken sich doch, dass Politiker vor allem Schauspieler und Lügner sind, da kann eine emotionale Geste, zu der er auch noch öffentlich steht, vielleicht ein Punkt sein, der im positiv zugewertet wird. Wie oft ist man als "Normalbürger" nicht schon in der Situation, Fragen und Handlungen von Anderen mit dem Stinkefinger zu beantworten. Es werden sicherlich Viele verstehen können, wenn auch ein Politiker mal so handelt.

Der Fakt, dass er dazu steht und dem Medienrummel keinen Grund gibt, sich durch ein Verbot der Veröffentlichung seinerseits den Wind in die Segel zu treiben, wird ihm sicherlich einige Sympathiepunkte bei manchen Menschen einbringen. Man sollte bedenken, dass bald Wahlen anstehen. Jeder, der jetzt irgendwie auffällt, könnte das Ergebnis beeinflussen. Ob zum Positiven oder Negativen, wird sich zeigen.

Ich sehe das Ganze mit Humor. Ja, Politiker haben Vorbildfunktion. Aber ist es nicht irgendwo auch ein Vorbild, sich bei extrem blöden Fragen und Schlecht-machen der eigenen Person auch mal "unangebracht" und deutlich auszudrücken? Wir alle sind Menschen, manchmal macht es auch Vorbilder menschlicher, wenn sie Fehler begehen. Mir ist ein Politiker, der öffentlich zu Fehlern steht lieber, als einer der klammheimlich hinten herum versucht, die Veröffentlichung der Beweise dafür zu verbieten.

Man sagt ja, dass selbst schlechte PR zumindest PR ist und ich glaube zumindest das hat er erreicht. So wurde er eigentlich kurz vor der Wahl noch mal Gesprächsthema Nummer 1. Was man nun davon halten mag oder nicht. Ob es jetzt nun tatsächlich clever ist, vor der Bundestagswahl zu versuchen so zu polarisieren, das weiß ich auch nicht.

Mich hat es irgendwo amüsiert. Auf der einen Seite finde ich es ziemlich albern, wenn ein gesetzter älterer Anzugträger auf einmal den Rockstar machen will. (Das kommt doch noch anders herüber als seinerzeit KT, wenn der AC/DC spielte.) Ich mag das nicht, das ist irgendwo Altherrenhumor. Ich glaube auch nicht, dass er damit junge Wähler konkret anspricht, die denken sich doch auch, was will der Alte?! Was ich aber dagegen noch viel komischer fand, war das Gesicht vom Rösler, als der dazu sein Statement abgab.

Von Humor scheinen die Deutschen wirklich keine Ahnung zu haben. Vielleicht sollte man mal überlegen, was Steinbrück gesagt wurde. Darauf nur mit Gebärden antworten zu können, ist sehr schwer. Zeigte er seinen Stinkefinger, so müsste jeder verstehen können, wie das gemeint war. Aber die Presse schlachtet ja alles zu ihren Gunsten aus. Ich hoffe nicht, dass ihm das zum Verhängnis wird. Ein Skandal ist es in meinen Augen nicht, nur Humorlosigkeit und wieder einmal ein verhängnisvolles Darstellen durch die Presse. Ich finde es gut von ihm, dazu zu stehen und hoffe, dass alle anderen das auch so sehen.

Pointer hat geschrieben: Findet ihr es angebracht, sich als Kanzlerkandidat eine Woche vor der Bundestagswahl auf dem Cover eines Magazins, das in ganz Deutschland verkauft wird, ablichten zu lassen?

Ich kann die Meinung und die Aussage von Cid nur teilen. Ich habe zwar nicht alles mitbekommen, was die Presse ausgeschlachtet hat, aber es war ja so, dass er mit Gebärden Antworten sollte und es wurde nie ausgeschlachtet, was gefragt wurde. Ich denke, dass viele einfach nur die Geste sehen und dann einfach erbost sind. Aber dass das aus dem Zusammenhang gerissen wurde sehen die meisten nicht. Ich finde es gut, dass er sich das getraut hat. Das zeigt nur, dass er menschlich ist und sich nicht verstellt, wie andere Politiker.

Ich finde es albern, dass an manchen Stellen so ein großer Aufstand um diese Geste gemacht wird. Ich empfinde die Geste als passende Antwort auf die die Frage des Journalisten. Natürlich muss ein Politiker immer damit rechnen, dass er von den Medien und auch von den Bürgern mit verschiedenen mehr oder weniger schönen Spitznamen bedacht wird. Als Politiker sollte man sich diese nicht zu Herzen nehmen und da ist der Mittelfinger schon die passende Antwort auf den Mist, der da manchmal geschrieben wird.

Ich fand Steinbrück schon vorher wesentlich sympathischer als Angela Merkel. Diese Geste unterstreicht den Eindruck, den ich von ihm habe. Er wirkt nicht zuletzt dadurch wieder recht authentisch. Ich fände es auch schöner, wenn mehr Leute das so sehen würden. Leider wurde diese Geste von vielen wieder komplett aus dem Kontext gerissen und viele wollen auch gar nicht wissen, wie es dazu gekommen ist. Die ereifern sich nur darüber, dass ein Kanzlerkandidat überhaupt den Mittelfinger zeigt. Das ist der eigentliche Skandal und nicht die Tatsache, dass sich Steinbrück zu einer solchen Geste hat hinreißen lassen.

Ich denke schon, dass der Mittelfinger den Steinbrück gezeigt hat, auch schon einige Chancen auf den Kanzlerstuhl kaputtgemacht hat. Zudem ist Merkel zwar auch nicht besser aber leider wird es so sein, dass Steinbrück seit Anfang an überhaupt nicht ansatzweise an Merkel rann, kam da viele Leute meinen Merkel wäre besser als alle anderen und der Per ist von seinem Konzept her auch nicht besser als Merkel.

Zwar kann ich sehr gut verstehen, dass Steinbrück kein Bock auf das Interview hatte wegen dämlicher Fragen und den Mittelfinger zeigt. Aber als Politiker muss man sich dennoch mit solchen Dingen zurückhalten, da man einer der großen Vorbilder ist und ein ganzes Land regiert. Da gehört halt eben benehmen dazu. Zwar habe ich es gerne wenn einer mal so auf dumme Fragen eines Reporters reagiert aber als einer der Obersten geht so etwas überhaupt gar nicht und dies zeigt einfach Respektlosigkeit sowie kein Interesse an der Aufgabe sowie dass er sich keine Mühe an seiner Arbeit gibt.

Ich fand dieses Cover eigentlich sehr gut, da er wirklich dämliche Spitznamen bekommen hat, welche auch unter diesem Foto stehen. Dieses Foto finde ich einfach sehr außergewöhnlich, denn es zeigt uns, dass er kein Roboter ist, sondern eben auch ein Mensch, welcher Gefühle hat und zu diesen Gefühlen gehört ja auch Wut, deswegen der Mittelfinger. Ich finde es eigentlich auch sehr cool, dass ein Politiker nicht blöd herumredet, sondern direkt eine Geste zeigt, aber mit meiner Meinung gehöre ich wohl auch zu einer Minderheit.