"Falls wir dann noch zuammen sind"

Ich finde solche Aussagen auch unnötig und wäre sicherlich auch gekränkt und möglicherweise auch verletzt, wenn mein Partner das zu mir sagen würde. Vor allem in der Anfangszeit einer Beziehung finde ich solche Aussagen auch wirklich mehr als fehl am Platz, zumal ich festgestellt habe, dass ich vor allem in meiner jetzigen Beziehung in der ersten Zeit wirklich Angst davor hatte, dass dieses unglaublich Schöne mir wieder abhanden kommen könnte. Ich hatte einfach Angst, ihn wieder zu verlieren und ich denke, dass eine solche Aussage, wenn sie denn von ihm gekommen wäre, regelmäßig quasi der Dolchstoß für mich gewesen wäre. Mit solchen Aussagen scherzt man außerdem nicht, wie ich finde und ich habe irgendwie das Gefühl, dass ein Mensch solche Aussagen tatsächlich auch eher aus anderen Gründen macht als aus Spaß. Vermutlich soll doch immer eine Anspielung dahinterstecken, oder nicht?

Vorstellen könnte ich mir allerdings gleichermaßen, dass mit einer solchen Aussage bezweckt werden soll, bei der Gegenseite eine möglichst emotionale Aussage dahingehend zu bewirken, wie sehr diese an der Beziehung hängt, aber eben auch die Gegenseite etwas abzuschwächen und ihr die Sicherheit zu nehmen, was ja wohl schon in Richtung Demonstrieren von Macht gehen würde und mich definitiv abschreckt. Ganz egal, was hier nun der Beweggrund für solche Aussagen sein könnte oder ganz konkret sogar wäre, ich würde so etwas nicht einfach auf sich beruhen lassen können und meinen Partner auf jeden Fall auffordern, solche Aussagen sein zu lassen.

Mich selbst hat übrigens irgendwann dann doch etwas sicherer gemacht, dass mein Partner eher gegenteilig zu verstehende Aussagen gemacht hat. So erwähnte er neulich einen Geburtstag seines besten Freundes Anfang nächsten Jahres, zu dem wir seiner Meinung nach unbedingt auch wieder gehen müssen, nachdem dort schon in diesem Jahr gemeinsam eingeladen waren. Nächstes Jahr wird diese Feier wohl etwas weiter entfernt stattfinden und eine Art Kurzurlaub sein und ich ging nun nicht davon aus, dass ich hier unbedingt dabei sein soll. Aber ich soll wohl doch, jedenfalls empfindet mein Partner es wohl als selbstverständlich, dass ich zu diesem Termin mitkomme und, wenn man das so verstehen will, auch, dass wir bis dahin noch zusammen sein werden. Es kamen zwischenzeitlich allerdings auch noch andere Aussagen, die allesamt in de Zukunft gerichtet waren. Nachdem er um die Jahreswende 2011 herum oder Anfang 2012 vorgeschlagen hat, dass wir Silvester 2012 nicht zu Hause verbringen sollten und uns schon recht früh Gedanken drüber machen sollten, wohin wir denn „fliehen“ werden, wurde mir außerdem klar, dass es ihm wohl ernster ist als ich das in der Anfangszeit für möglich gehalten habe, in der ich noch so verunsichert war.

Wären von ihm allerdings Aussagen in diese Richtung gekommen, dass wir bis dahin vielleicht gar nicht mehr zusammen sind, dann wäre daraus ein solcher Leidensdruck für mich entstanden, dass ich mich sicherlich früher oder später – aber eher früher – von ihm getrennt hätte, weil ich damit nicht wirklich klar gekommen wäre, mich immer wieder so zu fühlen als müsste ich mich und meine Gefühle beweisen, um auch gut genug für ihn zu sein. Das wäre für mich in einer guten, funktionierenden, glücklichen und gleichberechtigten Beziehung gar nicht möglich.

Ich muss zugeben, dass ich diesen Satz selbst schon ein paar Mal gesagt habe. Das ist jetzt schon länger her und mittlerweile mache ich das nicht mehr, weil ich weiß, dass es in einer Partnerschaft nicht angebracht ist, aber früher war ich in der Beziehung ein bisschen sehr direkt. Es entsprach damals auch absolut der Wahrheit, muss ich dazu sagen. Es gab Phasen, in denen wir sehr viel gestritten haben und da war ich mir dann eben wirklich nicht sicher, ob wir ein halbes Jahr später überhaupt noch zusammen sind. Daher war es dann auch ein wenig risikoreich, als wir angefangen haben, unsere gemeinsame Zukunft zu planen. Den Sommerurlaub dieses Jahr haben wir bereits vor einem Jahr geplant und gebucht, ebenso wie den Umzug, der momentan ansteht.

Wir haben auch unser duales Studium gemeinsam geplant und da Rücksicht aufeinander genommen, andernfalls hätte ich womöglich meine Ausbildung an einem anderen Ort bei einer anderen Firma absolviert. Ich bereue meine Entscheidung mittlerweile definitiv nicht, aber zum damaligen Zeitpunkt war ich mir wirklich nicht zu hundert Prozent sicher und dann ist so ein Satz wie „Wenn wir bis dahin noch zusammen sind“ eben durchaus mal gefallen.

Mein Freund hat mich dann immer nur unverständlich und auch ein bisschen vorwurfsvoll angeschaut und hat daraus dann glücklicherweise kein großes Drama gemacht, aber mittlerweile frage ich mich, wie sehr im dieser Satz damals wehgetan hat. Im Gegensatz zu mir war er nämlich vom ersten Moment davon überzeugt, dass wir für immer zusammen bleiben werden, während ich der Sache immer ein wenig skeptisch gegenüber stand. Man kann ja nie wissen, was das Leben so bringt, deswegen rutschte dieser Satz eben hin und wieder mal heraus. Mittlerweile aber wie gesagt nicht mehr.

Ich fände es wirklich sehr verletzend, wenn mein Partner bei gemeinsamen Planungen immer anmerken würde, dass wir dann womöglich bereits auseinander sein könnten. Das fände ich absolut unangebracht und ich würde definitiv an seiner Liebe zu mir zweifeln. Immerhin sollte er so einen Satz schließlich nicht sagen, wenn er die Zeit mit mir so schön finden würde, dass er sich ganz sicher wäre, dass unsere Beziehung auch noch länger halten wird.

Ich selbst habe so einen Satz soweit ich weiß noch nie in einer Beziehung gesagt und ich würde das auch nicht machen wollen. Gerade jetzt sehe ich eigentlich keinen Grund, so etwas zu sagen, da ich mir sehr sicher bin, für eine lange Zeit mit meinem Partner zusammen zu bleiben. Von daher mache ich mir auch keine großen Gedanken darüber, dass wir irgendwann auseinander gehen könnten und ich genieße einfach die jetzige Zeit mit meinem Partner. Deshalb sage ich so einen Satz auch nicht und ich denke, dass so ein Satz auch durchaus die Stimmung kaputt machen kann.

Generell bin ich jetzt der Meinung, dass man sich nicht allzu viele Gedanken über die Zukunft machen sollte, da man diese ja ohnehin nicht komplett beeinflussen kann. Deshalb denke ich eben auch gar nicht daran, dass ich mich irgendwann von meinem Partner trennen könnte, sondern genieße einfach den Moment. Dabei ist es bei meinem Freund wohl nicht anders. Von ihm habe ich glücklicherweise ebenfalls noch nie diesen Satz gehört, was ich sehr zu schätzen weiß. Anderenfalls wäre ich doch wirklich sehr enttäuscht und auch traurig und ich würde dann auf jeden Fall auch anmerken, dass mich das verletzen würde. Ebenfalls würde ich dann nachfragen, was ihn denn daran zweifeln lassen würde, dass wir nicht für immer zusammen bleiben könnten.

Ganz ehrlich gesagt würde ich mir da schon so meine Gedanken machen, wenn mein Partner immer wieder so etwas sagt. Vielleicht fehlt ihr etwas in der Beziehung und dieser Satz ist dann eine Art kleine Kritik. Leider können nicht immer alle sagen, was sie sich in einer Beziehung wünschen und machen dann eben immer mal solche Sticheleien, weswegen ich das schon auch Ernst nehmen würde.

Ich kann auch nicht ganz verstehen warum man dann nicht miteinander spricht. So ein Satz geht in einer Beziehung meiner Meinung nach wirklich gar nicht. Sicherlich ist eine Beziehung nicht immer vor einer Trennung sicher, aber man muss ja auch nicht jeden Tag darüber nachdenken und vor allem nicht darüber reden. Wenn ich wirklich glücklich bin, denke ich nicht an Trennung. Ich würde das also mal besprechen.

Wenn mein Freund und ich etwas planen, was etwas weiter in der Zukunft liegt, macht keiner von uns irgendwelche Andeutungen Richtung Trennung. Das finde ich auch sehr gut, wir sind beide sehr optimistisch was das angeht. Meine beste Freundin pflegt immer zu sagen: "Alles ist Kopfsache. Negative Gedanken beschwören negative Ereignisse herauf." und ich persönlich finde, sie hat Recht. Ich glaube an das Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiungen und versuche daher so wenig negative Gedanken wie möglich zuzulassen.