Besuch, der nicht wieder geht

Ich habe auch zwei Freunde, die es sich bei mir immer wie zu Hause fühlen. Das führt dazu, dass die beiden immer sehr lange bleiben. Manchmal muss ich auch Tricks anwenden, um sie vor die Tür zu setzen. Es ist aber wirklich sehr lästig. Ich dachte immer, dass ein Mensch nach 5 Stunden doch merken sollte, dass es für heute genug ist und man keine Gesprächsthemen mehr hat. Manchen scheint dieses Gen aber zu fehlen.
Ich sage immer, dass ich jetzt dringend was für die Uni tun muss und ich es ansonsten nicht mehr schaffe, genügend für meine Klausur zu lernen. Vielleicht hilft es ja auch bei dir.

Das passiert manchmal, dass Freunde oder Bekannte sich so wohl fühlen, dass sie gar nicht daran denken, in ihr eigenes Heim zu gehen. Wenn sie alleine wohnen, kommen sie in eine leere Wohnung, wo sie sich nicht mit jemanden unterhalten können. Deshalb haben sie keine Lust zu gehen und haben Sitzfleisch. Leichte Andeutungen um diese Personen zur Heimkehr zu veranlassen, werden nicht registriert. Da hilft nur ein deutlicher Spruch und eine Bitte. Aber wenn man einladet, kann man bei solchen Personen mit Ausdauer direkt dazu sagen, dass die Einladung von xx bis yy gilt.

Das Problem kenne ich und hatte ich auch schon öfters. Oft dachte ich mir schon, ich lade mir einen Freund ein, weil ich einfach mal wieder mit ihm reden will, was so los ist, und was sich bei ihm tut, und dann geht er nicht. Es ist zwar nett, mit ihm eine Weile zu quatschen und Neuigkeiten auszutauschen, aber wenn sich das schon über eine Stunden lang zieht, und man immer über das Selbe redet wird das schon langweilig.

Meistens versuche ich dann desinteressiert zu wirken oder höre nicht mehr wirklich zu, und frage oft was er gesagt hat, um ihm den Eindruck zu vermitteln, dass er gehen soll. Leider hilft das nur in wenigen Fällen, weshalb ich mir angewöhnt habe, direkt zu sagen, dass sie nun schon zu lange da sind und sie mal nach Hause gehen sollen.

Ich war zum Glück noch nicht besonders oft in der Situation, dass ich gehofft habe, dass der Besuch endlich gehen möge. Ich lade mir die Leute ein, die ich wirklich gerne um mich haben möchte. Wenn ich von jemandem vorher schon weiß, dass er zu den Kandidaten gehört, die jedes Treffen künstlich in die Länge ziehen und sich nicht so leicht verabschieden lassen, treffe ich mich mit diesen Leuten lieber draußen oder bei ihnen zu hause - dann kann ich einfach selbst aufstehen und mich verabschieden. Das fällt mir viel leichter als jemandem zu sagen, dass er bitte gehen soll - auch wenn man das ja durchaus höflich formulieren kann und sich niemand dadurch angegriffen fühlen dürfte.

Bei einem guten Freund kann ich zwar verstehen, dass es einem unangenehm ist, diesen zu bitten, dass er gehen soll. Allerdings müsste er als guter Freund es eben auch verstehen und es einem dann auch nicht verübeln. Ich frage mich, ob diese Leute, die nicht wieder gehen wollen, vielleicht das Gefühl haben, dass sie noch bleiben sollten, weil es vielleicht unhöflich sein könnte, direkt nach einer Stunde wieder zu gehen. Andere fühlen sich sicher so wohl, dass sie wirklich die Zeit vergessen. Ich würde grundsätzlich erst einmal versuchen, den Gast durch Andeutungen dazu zu bekommen, dass er von selbst geht. Damit hat er dann das Gefühl, dass er sich selbst dafür entschieden hat, nach hause zu gehen.

Falls jemand aber ganz stur ist, beziehungsweise diese Anspielungen nicht versteht, würde ich ihm dann aber auch sagen, dass ich noch weg muss, dass ich noch müde bin oder noch etwas zu erledigen habe. Die meisten Leute können das nachvollziehen und gehen dann auch. Besonders hartnäckigen Personen würde ich dann aber wohl sagen, dass ich noch mit dem Hund raus muss und dass sie bei der Gelegenheit direkt mit raus gehen können.

Ich kenne dieses Problem nur zu gut. Bevor ich mit meinem damaligen Freund zusammen gekommen bin, hat es eine ganze Zeit lang gedauert und in dieser Zeit haben wir uns immer wieder getroffen. Dabei ist er auch öfters zu mir nach Hause gekommen. Jedoch war es dann so, dass ich ihn dann einfach nicht loswerden konnte. Es war dann auch immer richtig spät, so dass ich müde wurde und das auch mehrmals erwähnte. Das schien ihn jedoch absolut nicht zu stören und auch die Tatsache, dass ich am nächsten Tag früh zur Schule musste, schien ihn nicht zu beeindrucken. Bei mir schlafen lassen wollte ich ihn aber auch nicht, da wir eben noch nicht zusammen waren. Von daher habe ich dann irgendwann gesagt, dass er doch bitte den nächsten Zug nehmen solle.

Ich mag es allgemein nicht besonders, Besuch zu bekommen. Bei meinem Partner ist es natürlich etwas anderes, da dieser so lange bleiben kann, wie er nur möchte. Bei Freunden ist es aber doch so, dass ich dann irgendwann lieber meine Ruhe hätte, wobei es mir dann unangenehm ist, irgendetwas anzumerken.

Ich versuche eigentlich immer, zu anderen Leuten nach Hause zu gehen. Immerhin kann ich so immer selbst entscheiden, wann ich gehe und meistens bleibe ich auch wirklich nicht so lang. Wenn jemand aber zu mir kommt, dann sage ich meistens im Vornherein, wie viel Zeit ich zur Verfügung habe, da ich danach noch etwas anderes erledigen müsse. So weiß mein Besuch auch von Anfang an, wie lange er bleiben kann, ohne dass ich irgendwelche Bemerkungen machen muss. Das finde ich auch am besten so. Und wenn ich erst spät am Abend Besuch bekomme, dann sage ich einfach, dass ich ins Bett muss, weil ich am nächsten Tag früh einen Termin habe. Das funktioniert nun meistens auch ganz gut.