Sind Notlügen in gewissen Situationen legitim?

Ich erwische mich manchmal bei Notlügen. Ich sage dann nicht die Wahrheit um andere nicht zu enttäuschen oder um einfach besser aus einer Situation herauszukommen. Ich weiß, dass es nicht in Ordnung ist. Aber warum soll ich beispielsweise meiner Mutter sagen, dass ich eine Strafarbeit in der Schule aufbekommen habe, wenn ich das auch alleine regeln kann. Wenn sie dann fragt, ob alles in der Schule ok war, sage ich dann ja.

Sind Notlügen in gewissen Situationen doch legitim oder sollte man wirklich niemals lügen? Denkt ihr, dass man Notlügen verzeihen kann? Wie seht ihr das mit der Notlüge?

Von einer Notlüge spricht man ja dann, wenn gelogen wird, um sich vor Schaden oder Ärger zu bewahren; wenn man also die Unwahrheit sagt oder etwas „mogelt“, um entweder niemanden zu enttäuschen oder gewissermaßen den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Im Gegensatz dazu sind Lügen, die dazu dienen, anderen zu schaden oder andere lächerlich zu machen usw. etwas, was moralisch zu verurteilen ist, aber Notlügen finde ich meistens vertretbar.

Ein Beispiel ist mir gleich heute passiert: ich kam nämlich zu einer Verabredung zu spät und das wesentlich dadurch, dass ich nicht so auf die Zeit geachtet und mich vorher nicht über die Fahrzeiten der Busse informiert habe. Als ich dann darauf angesprochen wurde, dass ich etwas spät bin, wollte ich natürlich nicht sagen, dass es an meiner Bummelei liegt, sondern ich meinte, dass ich noch an einer bestimmten Stelle etwas holen musste. Und das stimmte auch, ich musste tatsächlich vorher noch etwas abholen, aber das allein hätte nur 5 min Verspätung bedeutet, der Rest entstand wegen meines Getrödels.

Nun ist es ja auch nicht so, dass ich jemanden mit Absicht habe warten lassen, aber manchmal ist man eben nicht so korrekt, wie es sein sollte. Was wäre denn passiert, wenn ich stattdessen die volle Wahrheit gesagt hätte? Dann wäre mein Gegenüber sicherlich beleidigt gewesen und das wöllte ich ja auch nicht.

Generell empfinde ich es gar nicht so sehr als Lüge, wenn mehrere Ursachen ein bestimmtes verhalten bedingt haben und man auf Nachfrage aber nur einen bestimmten Grund nennt – also etwas weglässt. „Lügen“ bedeutet für mich, etwas völlig Falsches zu erzählen und nicht nur eine Kleinigkeit wegzulassen. Denn irgendwie hat ja alles immer mehrere Ursachen, die kann man ja nicht immer alle angeben

Ich finde Notlügen alles andere als schlimm, Zitronengras hat ja auch schon beschrieben, dass Notlügen und Lügen nicht unbedingt gleichzusetzen sind. Wenn ich so an meinen Alltag denke und überlege wie oft ich die Wahrheit ein wenig biege würde ich wenn Notlügen verboten wären schon ganzschön ins Schlingern kommen.

Oft ist es einfach wesentlich leichter die Wahrheit ein wenig abzuwandeln, bzw. direkt etwas falsches zu erzählen, weil man es sich und anderen damit sogar leichter macht. Jedoch ist es schwer zu unterscheiden, ab wann eine Lüge eine wirkliche Lüge ist. Meiner Meinung nach hört der Spaß auf und es keine Notlüge mehr, sobald jemandem anderes durch eine Lüge Schaden zugefügt wird.

Ich denke, dass jeder Mensch tagtäglich von Notlügen Gebrauch macht. Das beginnt schon dann, wenn jemand fragt wie es einem geht oder wenn jemand einen fragt, ob man Lust hat was zu unternehmen und man dann sagt, dass man keine Zeit hat, obwohl man eigentlich Zeit hätte.

Ich finde Notlügen auch nicht ganz so schlimm wie Lügen. Eigentlich sind sie sogar in manchen Situationen gut, wenn man jemanden nicht verletzen will und meiner Meinung nach ist es dann auch in Ordnung, solange das mit den Notlügen nicht die Oberhand gewinnt. Jedoch sollte man auch hier aufpassen, weil man durch Notlügen die Wahrheit schon sehr verschleiern kann und dadurch auch in das Schlingern gerät. Vielleicht haben Notlügen ja längere Beine als die normalen Lügen, aber sie sind immer noch zu kurz um der Wahrheit zu entwischen.

Ich habe ja auch schon des öfteren mal eine Notlüge benutzt. Zum Beispiel dann, wenn mich eine Freundin gefragt hat, ob ich ihre Frisur toll finde. Wenn ich weiß, dass sie total stolz darauf ist, dann würde ich nie etwas sagen um sie nicht zu verletzen. Aber wenn sie selbst der gleichen Meinung ist, dann würde ich ihr auch die Wahrheit sagen.

Ich bin eigentlich eins sehr ehrlicher Mensch und solche Lügen, dass ich jemandem sage, dass er toll aussieht, obwohl er das nicht tut, kommen bei mir eigentlich sehr selten vor. Ich enthalte mich dann eher oder bin dann eben ehrlich. Mir fällt aber eine Situation ein, in der ich regelmäßig lüge. Nämlich wenn es um Überraschungen für andere geht. Mein Ex Freund war da immer sehr nervig und ich kann nicht so sonderlich gut schwindeln und er ist dann immer total ausgetickt, wenn ich eine Überraschung für ihn hatte und dann ein bisschen herum gedruckst habe und nicht ganz die Wahrheit gesagt habe. Das hatte dann zur Folge, dass er keine Überraschungen mehr bekommen hat, da hatte er also dann Pech gehabt.

Ansonsten gibt es aber wohl schon Situationen, in denen man anderen besser etwas vorschwindeln sollte. Aber dann wohl eher, damit der Person kein Nachteil entsteht. Also bei Überraschungen finde ich das in Ordnung, bei dem Geschmack über die Frisur aber eigentlich nicht so, da ich meine Freundin wahrscheinlich ungern mit einer hässlichen Frisur oder hässlichen Klamotten durch die Gegend laufen lassen würde.

Ich finde Notlügen ganz in Ordnung, wenn sie einem bestimmten Zweck, der dazu dienlich sein soll, demjenigen, der hier „belogen“ wird, zugute zu kommen, entsprechen. Ich denke da vor allem an irgendeine tolle Überraschung, die jemandem gemacht werden soll und die dieser möglicherweise gerade im Begriff zu erraten ist. In einem solchen Fall finde ich es völlig in Ordnung und durchaus legitim, wenn man sich einer Notlüge behilft, denn diese soll dem anderen hier ja nicht wirklich schaden – eher im Gegenteil, nicht?

Vermutlich kenne ich Notlügen grundsätzlich auch nur als Schutz der jeweiligen Person, der sie entgegengebracht wird, was ja auch dann der Fall ist, wenn ich jemanden nicht verletzen will und deshalb meine Antwort, die in ehrlicher Form möglicherweise oder ziemlich sicher sogar verletzend sein könnte, etwas abwandle und bestimmte Aussagen weglasse oder Worte so verändere, dass meine Antwort zwar nicht gelogen ist, aber ich davon ausgehen kann, dass sie anders interpretiert wird und mein Gegenüber dadurch nicht zu Schaden kommt. Auch das ist eine Notlüge und ich denke, dass sie hin und wieder auch durchaus angebracht ist, zumal solche Notlügen häufig dann in Anwendung gebracht werden, wenn ein höfliches Auftreten gefordert ist.

Eine Notlüge verzeihen kann man vermutlich dann ohne größere Schwierigkeiten, wenn es sich um einen solchen Fall wie den von mir zuerst erwähnten handelt. Ich habe jedenfalls noch kein Problem damit gehabt, wenn ich erfahren habe, dass man mich schützen und mir eine Überraschung nicht nehmen wollte und mich deshalb lieber auf eine völlig falsche Fährte gelockt hat, was besonders in meiner Kindheit häufiger mal vorgekommen ist. Andere Notlügen, insbesondere solche wie in meinem zweiten Fall erwähnt, sind da etwas schwieriger zu verzeihen, finde ich, wobei ich auch dafür meistens Verständnis aufbringen kann, sofern ich wenigstens weiß, dass die Person, die mir diese Notlüge entgegengebracht hat, ein aufrichtiges, redliches Interesse an meiner Person hat.

Also wenn ich bei Menschen eingeladen bin, die ich nicht leiden kann, möchte ich denen das meistens nicht ins Gesicht sagen. Dann finde ich die Notlüge man habe einen wichtigen Termin, vollkommen legitim.

Aber eigentlich bin ich ansonsten vollkommen gegen Notlügen. Aber ich geh auch schon mal einfach nicht ans Telefon. Dies ist ja Theoretisch auch eine Art Notlüge!

Ich finde auf jeden Fall, dass Notlügen legitim sind. Notlügen sind wirklich angebracht, um sich selbst oder anderen Ärger zu ersparen oder um niemanden zu verletzen. Immerhin ist es doch wirklich besser, in manchen Fällen eine kleine Lüge anzuwenden, als in große Schwierigkeiten zu kommen. Von daher finde ich es wirklich in Ordnung, hin und wieder eine kleine Notlüge anzuwenden, obwohl ich allgemein ein sehr ehrlicher Mensch bin und nicht gerne lüge.

In manchen Fällen finde ich solche Notlügen auch überhaupt nicht schlimm, weshalb ich dann auch kein schlechtes Gewissen habe, diese Lügen anzuwenden. So hatte ich es auch einmal, dass mein damaliger Partner gerätselt hatte, was er wohl von mir zum Geburtstag bekommen würde. Er zählte dann einige Sachen auf, worunter sich auch das tatsächliche Geschenk befand. Selbstverständlich habe ich dann gesagt, dass er das nicht bekommen wird. Es wäre doch wirklich schwachsinnig gewesen, in dieser Situation zuzugeben, dass er das Geschenk erraten hat und ich würde da auch keinen Sinn darin sehen.

Manchmal ist es auch so, dass ich einfach nur Lust darauf habe, zu Hause zu bleiben und nichts zu tun. Wenn mich dann aber meine Freundin fragt, ob ich nicht Lust habe, ins Kino zu gehen, dann sage ich auch ganz gerne, dass ich keine Zeit habe, weil ich noch etwas für die Uni machen muss. Immerhin wäre sie doch sehr verletzt, wenn ich ihr sagen würde, dass ich keine Lust darauf habe, mich mit ihr zu treffen, weil ich lieber alleine zu Hause bleiben wollen würde. Dass meine Freundin dann verletzt wäre, könnte ich sehr gut nachvollziehen, da ich nicht anders reagieren würde und von daher ist es da doch wirklich viel besser, eine kleine Notlüge anzuwenden.

Ich lüge sehr ungern. Ich kann das einfach nicht, aber Notlügen sind mit normalen Lügen meines Erachtens nicht gleichzusetzen. Auch ich erwische mich mal bei Notlügen, dabei weiß ich nicht, ob ich es richtig mache oder nicht. Aber ich mache es dann, wenn ich den gegenüber nicht enttäuschen bzw. wenn ich keinen Ärger bekommen möchte. Aber ganz normale Lügen sind No-Go.