Wird der Zweite Weltkrieg immer uninteressanter?
Glasreinigerin hat geschrieben:Es wird immer deutlicher, dass viele gegen Ausländer sind, aber nur gegen gewisse Menschen und nicht direkt gegen alle.
Wenn es wirklich nur das wäre, wäre das doch gar kein Problem. Denn wenn sie gegen eine bestimmte Person Aversionen haben, die halt zufällig Ausländer ist, dann ist das legitim. Wenn ich beispielsweise einen Nachbarn habe, der mitten in der Nacht immer wieder laut seine Musik aufdreht, dann habe ich das "Recht", von ihm genervt zu sein. Egal, ob er nun Deutscher, Russe oder Araber ist. Das hat mit der Nationalität doch nichts zu tun, und eine ausländische Abstammung bedeutet auch nicht automatisch, dass ein Mensch unfehlbar und daher nicht mehr kritisierbar wäre.
Das Problem sind die Pauschalisierungen, die bei einigen Menschen nach solchen Erlebnissen auftreten. Ich weiß nicht, ob ich ein solches Verhalten direkt als geistige Beschränkheit bezeichnen kann, oder ob ich vermuten sollte, dass viele Menschen es sich einfach gerne so leicht wie möglich machen. Und pauschal über alle, beispielsweise, Polen zu lästern, weil der nebenan wohnende Pole immer Lärm macht, ist natürlich viel einfacher, als differenziert zu denken.
Wobei man es schon kritisch finden kann, dass sich Leute überhaupt Gedanken darüber machen, welche Nationalität der Nachbar hat, wenn er nervt. Wenn es ein Deutscher ist, würde ja auch niemand dessen Nationalität hervorheben. Aber bei Menschen scheint es nun einmal eine "natürliche" Angst vor Fremdem oder Andersartigem zu geben. Da werden viele gegenüber Ausländern aus einem anderen Kulturkreis erst einmal skeptisch, weil sie glauben, dieser Mensch müsse irgendwie ganz anders denken und handeln, als sie selber. Solche Vorurteile gibt es übrigens gegenüber allen möglichen Völkern. Was ich beispielsweise schon über Chinesen oder Japaner gehört habe, also, Aussagen von Deutschen, wie "die Asiaten" angeblich seien, war auch haarsträubend.
Punktedieb hat geschrieben:Das hat aber nichts mit dem Wissen über den zweiten Weltkrieg zu tun. Und ohne die Zeit schön reden zu wollen, sind eben auch Dinge in Erinnerung geblieben, die nicht schlecht waren.
Und was hat das jetzt mit dem Thema zu tun? Es geht hier doch um Kinder oder Jugendliche, die mit der Thematisierung des Nationalsozialismus in Medien und Schule nichts mehr zu tun haben wollen. Diese haben die Zeit mit Sicherheit selber nicht miterlebt, und daher können ihnen auch keine vermeintlich positiven Aspekte von damals in Erinnerung geblieben sein.
@Wawa666: Diese Aussage bezieht sich auf den Post von Glasreinigerin, wo sie vom Wunsch ihrer Oma berichtet und dass diese sich Teile des Handels aus dem dritten Reich wieder wünscht. Wenn man nur einen Satz aus dem Zusammenhang reißt, dann erschließt sich einem nicht unbedingt der gesamte Gedankengang.
Zu meiner Schulzeit, wurde der Holocaust nicht wirklich behandelt. Eher totgeschwiegen. Wir haben in der 6. Klasse (oder so), Damals war es Friedrich gelesen. Ich glaube aber nicht wirklich, dass allen bewusst war, um was es wirklich ging. Mir war es nicht wirklich bewusst. Und im Geschichtsunterricht kamen wir gar nicht zum zweiten Weltkrieg. Und schon in meiner Schulzeit, die Ende der 80er Jahre endete, hatten wir einen bekennende Nazi in der Klasse. Was wir alle toll fanden. Aber im Endeffekt war uns nicht wirklich klar, um was es eigentlich ging.
Ich weiß nicht, wie in den heutigen Schulen damit umgegangen wird. Ich besuche einmal im Jahr eine Gedenkveranstaltung zur Reichskristallnacht. Dort halten in den letzten Jahren auch immer Schüler irgendeinen Vortrag oder ähnliches. Wobei mir nur die Schüler eines Oberstufengymnasium in Erinnerung sind. Also wird da das Thema wohl eher behandelt?
Wenn man aber davon ausgehen würde, wie es hier gesagt wurde, dass sich Jugendliche doch gar nicht für die Vergangenheit interessieren, dann müsste man doch den Geschichtsunterricht ganz abschaffen? Ich persönlich halte es weiterhin für wichtig, dass über den Nationalsozialismus und den Holocaust gesprochen wird. Unter anderem auch, weil die letzten Zeitzeugen bald sterben werden.
Ich denke es ist sicherlich normal, dass man sich auch an gute Dinge erinnert, wenn man eine Zeit erlebt hat, die heute als schlechte Zeit in Geschichtsbüchern steht. Egal ob das nun der Nationalsozialismus oder die Geschichte der DDR ist. Ich denke aber auch, diejenigen die diese Zeit als gut glorifizieren, sind meistens die Leute, die die wirklich schlechten Dinge nie am eigenen Leib erlebt haben.
Ich habe durchaus auch Probleme mit Ausländern. Wobei es da eher am Mensch selbst liegt. Also ich halte nicht pauschal alle Ausländer für doof. Dank unserer Geschichte ist es aber oftmals einfach heikel, solche Gedanken auch mal laut werden zu lassen. Denn es wird einem schnell als negative Äußerung ausgelegt. Was ebenfalls ein Ergebnis der Geschichte von Adolf Hitler ist.
Ich finde, dass es schon sehr auf einen guten Geschichtslehrer ankommt. Meine Geschichtslehrerin hat sich andere Themen genau für dieses Thema am Schluss gespart. Ihr war es wichtig, dass wir nicht einfach ohne dieses Wissen von der Schule gehen. Man muss ja auch verstehen, wie weit dieser Hass geführt hat und was damals so alles passiert ist um zu verstehen, was die Leute da eigentlich wollen, die da so groß ihre Reden schwingen und man muss vor allem verstehen wie das System der Manipulation funktioniert, was die da so machen und gemacht haben.
Sicherlich ist das Thema im Fernsehen immer wieder präsent, aber das allein bringt es doch nichts. Das sind zudem immer dieselben Sachen und freiwillig schaut man das eben auch nicht an, wenn man es zur Auswahl mit einigen Serien hat. Wenn man aber den Unterricht mit mehreren Medien gestaltet kann dieses Thema doch auch spannend sein. Ich habe genau mit diesem Thema damals mein Interesse für Geschichte gefunden und meine Lehrerin hat auch regionale Sachen erzählt, die eigentlich sehr interessant waren.
Kinder von heute lassen sich dafür vielleicht nicht mehr so begeistern, aber man muss sie aufklären und ihnen schildern was passiert ist und wie es dazu kam. Man muss verstehen lernen um Sachen anders machen zu können und vor allem um so einen Mist nicht noch zu wählen. Die Schulen, aber auch die Eltern sind da wirklich in der Verantwortung. Auch als Eltern kann man ja mal darüber reden. Man muss ja nicht nur fragen, wie der Tag war, sondern kann auch mal etwas über Politik reden und über geschichtliche Ereignisse, einen Versuch ist es doch wert.
Ich kann nicht behaupten, dass der zweite Weltkrieg immer uninteressanter wird. Weder unter den Jugendlichen, noch unter den Erwachsenen. Ich kenne viele junge Leute, die sich schon sehr für die Geschichte unserer Bundesrepublik interessieren und die nicht nur an den ganzen Waffen und den Panzern interessiert sind, sondern die wirklich wissen wollen, was damals alles geschehen ist. Und natürlich auch, aus welchen Gründen es dazu überhaupt kommen konnte.
Es muss auch nicht immer nur in der Schule über dieses Thema gesprochen werden. Auch außerhalb der Schule interessieren sich viele Jugendliche meiner Erfahrung nach für das dritte Reich und diverse Kriegsverbrechen. Und das nicht nur einseitig, sondern durchaus auch sehr durchdacht und vielschichtig. Es geht also wirklich um die Geschichte und nicht einfach nur um einzelne Kriegsereignisse oder um Waffen und Gewalt.
Punktedieb, tut mir Leid, ich habe den Teil dann versehentlich überlesen. So hast Du natürlich Recht, es gibt immer Aspekte, die in einer bestimmten Epoche auch als gut empfunden wurden, und einige Menschen denken dann rückblickend nur noch daran, und nicht an die Unglücke und Missetaten, die zu derselben Zeit stattgefunden haben. Ebenso neigen Menschen dazu, rückblickend Situationen als schöner in Erinnerung zu haben, als sie real waren. Je länger eine Sache zurück liegt, desto positiver wird sie oft gesehen. Das ist wohl ganz normal bei Menschen, in einigen Fällen, bei schlimmen Ereignissen, mag es sogar eine Art von Selbstschutz sein.
LittleSister hat geschrieben:Und im Geschichtsunterricht kamen wir gar nicht zum zweiten Weltkrieg. Und schon in meiner Schulzeit, die Ende der 80er Jahre endete, hatten wir einen bekennende Nazi in der Klasse.
Da sprichst Du etwas Interessantes an. In Deiner Schulzeit, in den 1980er Jahren, war der Zweite Weltkrieg "erst" um die vierzig Jahre her. In die Schulbücher hatte er wohl noch nicht gefunden. Ich selber habe meine Schullaufbahn im Jahr 2006 beendet. Am Gymnasium wurde die NS-Zeit schon gut behandelt. Am Ende der Grundschulzeit hingegen, um 1999, gab es noch sehr viele Geschichtsbücher, in denen die Deutsche Einheit noch nicht vorkam, teilweise noch nicht einmal die DDR. Abgesehen davon, dass wir sogar noch Atlanten hatten, in denen es Nord- und Süd-Vietnam noch als einzelne Staaten gab, was bis zum Jahr 1976 der Fall war. Wobei ich glaube, dass ich auch schon ein Schulbuch damals in die Hand bekam, das aus dem Jahr 1968 stammte, das also zu dem Zeitpunkt um über 30 Jahre veraltet war.
Die Schulbücher waren einfach zu oft dermaßen gnadenlos veraltet, der Lehrplan nicht auf "aktuellere" Themen ausgelegt. Während in unseren Schulbüchern von 1999 teilweise die Wiedervereinigung Deutschlands noch nicht einmal stattgefunden hatte, war es in Deiner Schulzeit der Nationalsozialismus, der noch "zu neu" für die Bücher war. Irgendwie scheinen geschichtliche Themen es erst nach Ewigkeiten in die Schulbücher zu schaffen, was ich schon irgendwie schlimm finde. Da kann man nur froh sein, wenn es engagierte Lehrer gibt, die diese Themen auch ansprechen, wenn sie im Lehrplan noch nicht eingetragen worden sind.
LittleSister hat geschrieben:Wenn man aber davon ausgehen würde, wie es hier gesagt wurde, dass sich Jugendliche doch gar nicht für die Vergangenheit interessieren, dann müsste man doch den Geschichtsunterricht ganz abschaffen?
Ob es sie interessiert, oder nicht, halte ich in dem Fall nicht für wichtig. Geschichtsunterricht vermittelt sowieso oft Dinge, von denen die Schüler vorher gar nichts wussten. Wie können sie beurteilen, ob diese Dinge interessant oder uninteressant sind, wenn sie sie noch gar nicht kennen? Abgesehen davon gibt es meines Erachtens Themen, die in der Schule Pflicht sein müssten, egal, ob es den Schülern gefällt, oder nicht. Sonst müsste man ja auch den Mathe-Unterricht abschaffen, weil der vielen Schülern auch keinen Spaß macht und sie auch nicht interessiert.
Ob man sich für Geschichte in dem Sinne interessiert, mag auch am Elternhaus liegen. Ich selbst bin mit vielen Erzählungen groß geworden, die aus der Nachkriegszeit stammten. Mein Vater war 1945 geboren, mit Mutter, Großeltern und älterer Schwester aus seiner Heimat vertrieben worden. In Thüringen fanden sie eine neue Heimat und meine Oma einen neuen Mann. Zu der Zeit mussten die Kinder auch in der Landwirtschaft mit helfen, da wurden sie sogar von der Schule freigestellt.
Als Ergebnis davon bin ich selbst sehr an deutscher Geschichte interessiert. Allerdings nicht nur an den Zeiten ab dem dritten Reich. Auch die viel frühere Geschichte interessiert mich und ich finde es toll, wenn man dann in gut recherchierten Romanen bemerkt, dass man die Gegenden kennt, um die es geht.
Nun ist eine meiner Töchter jetzt in der 5. Klasse der Oberstufe und hat heute ihren ersten Geschichtsunterricht. Mein Interesse und auch mein Wissen haben sie entsprechend geprägt und sie freut sich regelrecht auf dieses Fach. Ich muss aber auch zugeben, dass ich gerne Dokumentationen im Fernsehen anschaue. Gerade die neueren Erkenntnisse zum Privatleben eines Adolf Hitlers finde ich spannend ohne diesen Menschen zu mögen oder gar seine Taten und Entscheidungen für richtig zu befinden.
Und so gab es eben zu meiner Schulzeit schon Schüler wie mich, die sich sehr für die deutsche Geschichte interessiert haben. Und das wird es auch heute noch geben. Nur ist das eben die Minderheit, die nicht groß auffällt. Und wir haben damals genau diese deutsche Epoche nicht neutral vermittelt bekommen, sondern eben nur aus Sicht der Kommunisten und des Widerstandes. Da wurde auch nicht gelehrt, was ein Josef Stalin alles verbrochen hat.
Aber genau dieses Phänomen fällt mir tatsächlich auch immer mehr auf, speziell in der Schule, da ist es bei mir persönlich schon manchmal aufgefallen. Ich selbst, war schon immer ein Schüler, der das Fach Geschichte gehasst hat wie die Pest. Ich konnte dafür immer am schwierigsten lernen, weil mich alles vor dem zweiten Weltkrieg nie so wirklich interessiert hat, wobei mir immer gesagt wurde, dass "man die Geschichte von gestern verstehen muss, um über die Zukunft reden zu können". Ich selbst, konnte mit dieser Aussage aber nie besonders viel anfangen und habe dies eigentlich immer ignoriert. Vielleicht lag es aber auch an den Lehrern, die ich hatte, dass mir Geschichte so langweilig vor kam. Dennoch hatte ich es auf der gymnasialen Oberstufe sofort abgewählt.
Ich muss aber sagen, dass auf der Realschule damals, als es mit dem zweiten Weltkrieg anfing, doch immer mehr Schüler aufgepasst haben. Es wurde grundsätzlich etwas interessanter. Dabei haben die Meisten aber nicht "nachgedacht", sondern wollten grundsätzlich etwas über Hitler erfahren und erfahren, wie die Menschen damals grausam umgebracht wurden. Es fiel mir also schon eindeutig auf, dass die Geschichte immer uninteressanter wird und nur wenn es um die Ermordung geht, es plötzlich interessant wird. Sehr schade, denn der zweite Weltkrieg ist noch nicht mal 100 Jahre her und einige Eltern waren in dem Krieg mit eingebunden und man sollte sich stets vor Augen führen, wie es zu diesem zweiten Weltkrieg kam. Weshalb es auch wichtig ist, dass wir wählen gehen, damit nicht Parteien wie "NPD" irgendwann wieder an die "Macht" kommen. Aber das Desinteresse an der Geschichte zeigt sich auch immer mehr an der Politik. Würde man sich für die Geschichte interessieren, wüsste man, wie wichtig es ist auch wählen zu gehen.
@ wawa666 - In den Geschichtsbüchern wurde der zweite Weltkrieg durchaus behandelt. Und ich hatte später auch Kontakt zu Menschen, die mein Jahrgang waren, aber andere Schulen besucht haben. Die haben es zum Teil nicht mehr hören können. Es lag, denke ich mal, eher an den Lehrern unserer Schule. Ich glaube, in der neunten Klasse gab es gar keine Geschichtsunterricht. Vorher hatten wir einen Lehrer, der vom Alter her, den zweiten Weltkrieg mit erlebt haben muss. In der 10. Klasse gab es dann einen neuen Lehrer. Der müsste im Krieg oder kurz davor auf die Welt gekommen sein.
Ich besuchte nach meiner Ausbildung noch die Fachoberschule. Während meiner Ausbildung hatte ich begonnen, mich mit dem Thema auseinander zu setzen. Teilweise zum Leidwesen meines Ausbilders. Konzentriert allerdings auf die Judenverfolgung. In der Fachoberschule wurde dann aber nur Französische Revolution gemacht. Das würde auch im Lehrplan stehen, meinte der Lehrer.
Mich hat aber Geschichte damals auch nie wirklich interessiert. Was sicherlich auch am Lehrer gelegen haben mag. Beziehungsweise interessiert mich halt ab und an irgendwas. Der Holocaust begleitet mich aber nun seit Anfang der 90er Jahre. Allerdings hauptsächlich in Romanform oder auch als Film. Ab und lese ich auch mal was im Internet nach.
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